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Dresden: Jugendorchester aus Venezuela eröffnet Saison der Staatskapelle +++ Stuttgart: Europäisches Musikfest widmet sich Mahler und Britten +++ Erfurt: Theater feiert 400 Jahre Oper mit italienischer Spielzeit +++ Frankfurt/M. : Flimm will im Klassikgeschäft «Ball flach halten» +++ Cottbus: Staatstheater Cottbus präsentiert neuen Spielplan +++ Berlin: «Ich spiel\' euch den König» - Moshammer-Oper uraufgeführt
Dresden: Jugendorchester aus Venezuela eröffnet Saison der StaatskapelleDresden (ddp-lsc). Das Jugendorchester Simón Bolívar Youth Orchestra aus Venezuela eröffnet heute (25. August) die Konzertsaison der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Auf dem Programm stehen neben Stücken aus dem Musical «West Side Story» die fünfte Sinfonie Gustav Mahlers und ein Potpourri südamerikanischer Kompositionen, wie die Sächsische Staatskapelle mitteilte. Der Auftritt bildet den Auftakt für eine Reihe von Jugendorchester-Konzerten, die künftig jedes Jahr die Saison eröffnen sollen.
Das Simón Bolivár Youth Orchestra of Venezuela ist den Angaben zufolge das Vorzeigeorchester des staatlichen venezolanischen Jugendorchestersystems, das jedem Kind ungeachtet seiner sozialen Herkunft eine musikalische Ausbildung ermöglichen soll. Das Orchester umfasst 220 Musiker im Alter von 16 bis 26 Jahren.
(nmz) Die Deutschlandtournee des Simón Boívar Youth Orchestra of Venezuela wird präsentiert von der Jeunesses Musicales Deutschland und der Initiative ZukunftsMusiker.
http://www.jeunessesmusicales.de/Tournee-2007.907.0.html
http://www.zukunftsmusiker.de
Stuttgart: Europäisches Musikfest widmet sich Mahler und Britten
Stuttgart (ddp). Unter dem Motto «Stürmisch bewegt» wird am Sonntag das Europäische Musikfest 2007 in Stuttgart eröffnet. Unter der künstlerischen Leitung von Helmuth Rilling veranstaltet die Internationale Bachakademie Stuttgart bis 9. September zahlreiche Konzerte, Choraufführungen und Liederabende. Im Mittelpunkt stehen die Symphonien von Gustav Mahler und Werke von Benjamin Britten.
Zum Auftakt spielt das Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Zubin Mehta die 7. Symphonie von Mahler. Das weltbekannte Orchester aus Tel Aviv wird zudem Mahlers 1. Symphonie und zusammen mit der Gächinger Kantorei die «Auferstehungs»-Symphonie des Komponisten interpretieren.
Zu den weiteren Programmhöhepunkten gehören Auftritte des Festivalensembles, dem junge Musiker aus der ganzen Welt angehören. Es studierte unter der Leitung von Christoph Poppen Mahlers 5. Symphonie ein. Unter Rillings Leitung wird es zum Abschluss des Europäischen Musikfests Banjamin Brittens «War Requiem» auf die Bühne bringen, das 1962 in der zerbombten Kathedrale im englischen Coventry uraufgeführt wurde.
http://www.bachakademie.de
Erfurt: Theater feiert 400 Jahre Oper mit italienischer Spielzeit
Erfurt (ddp-lth). 400 Jahre Oper feiert das Erfurter Theater in der kommenden Spielzeit. Unter dem Titel «Bin beim Italiener!» widme sich die gesamte Saison dem Ursprungsland des Musiktheaters, teilte die Theaterleitung am Freitag in Erfurt mit. Die Reise durch das italienische Opern-Repertoire reiche dabei vom Barock bis zur Moderne.
Höhepunkt der italienischen Spielzeit wird den Angaben zufolge im November die Premiere von Monteverdis «Orfeo» sein. Das 1607 erstmals aufgeführte Werk gilt als eine der frühesten Opern der Musikgeschichte. Bereits im Oktober komme Rossinis «Barbier von Sevilla» auf die Erfurter Bühne. Auch Werke Verdis, Puccinis und Leoncavallos stünden auf dem Programm. Den Auftakt gebe am 8. September die Uraufführung des Werkes «Mariana Pineda» von Flavio Testi.
http://www.theater-erfurt.de
Frankfurt/M.: Flimm will im Klassikgeschäft «Ball flach halten»
Frankfurt/Main (ddp). Der Intendant der Salzburger Festspiele, Jürgen Flimm, würde im Klassikgeschäft gern «das Tempo verlangsamen, den Ball flach halten». «Heute geht alles viel zu schnell. Bildhübsch, tolle Stimme, gerade fertig mit der Juilliard School und gleich das erste Engagement an der Met, das große Geld, ein Auftritt nach dem anderen an großen Häusern», sagte Flimm der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitagausgabe).
Der Karriereweg sei heute abgekürzt und führe nicht mehr langsam aufwärts über die Stadttheater von Lübeck über Frankfurt bis nach Salzburg. Deshalb schafften es die Sänger auch nicht mehr, sich ein breites Repertoire aufzubauen. Es fehle zudem die Zeit, «das Singen mit Erfahrung durchzuwirken. Lebenserfahrung und Kunsterfahrung: Bücher, Landschaften, Filme, Menschen, Bilder...»
Flimm beklagte außerdem die langen Vorlaufzeiten für das Engagement von Komponisten und Sängern. «Ich finde das fast hysterisch: Wenn ich jemanden engagieren soll für 2011, weiß ich doch nicht, was mit der Stimme los ist in vier Jahren!»
Cottbus: Staatstheater Cottbus präsentiert neuen Spielplan
Cottbus (ddp-lbg). Zu einer ungewöhnlichen Präsentation des neuen Spielplans lädt das Staatstheater Cottbus am Sonntag (26. August, 15.00 Uhr) in den Branitzer Pückler-Park ein. In der Parklandschaft, am Schloss und an den so genannten Seepyramiden werden die künstlerischen Vorhaben der neuen Spielzeit 2007/2008 mit Kurzprogrammen und szenischen Miniaturen vorgestellt, wie Theaterintendant Martin Schüler ankündigte.
Es gibt kleine Ausschnitte aus 15 der insgesamt 18 Premieren zu sehen. Die Besucher können bei einem Rundgang die Stücktitel erraten und anschließend an einer Verlosung teilnehmen.
Die neue Saison des Staatstheaters Cottbus steht unter dem Motto «Sich finden». Auf dem Spielplan von September 2007 bis Juni 2008 stehen 18 Premieren und drei Uraufführungen. Zu den besonderen Höhepunkten mit mehreren Mehrsparten-Projekten gehören das Schauspiel «Der Sturm» von William Shakespeare mit der Bühnenmusik von Jean Sibelius, «Faust I» von Wolfgang von Goethe und das erstmals 1905 in Dresden uraufgeführte Musikdrama «Salome» von Richard Strauss.
Weitere Premieren sind die romantische Oper «Der Freischütz» von Carl Maria von Weber, die Operette «Der Bettelstudent» von Carl Millöcker sowie Giuseppe Verdis Oper «Il Trovatore» («Der Troubadour») in italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln.
Das umfangreiche Theaterangebot von Schauspiel, Oper, Ballett und Philharmonischen Konzerten ergänzen eine Theater-Weihnacht unter dem Motto «Sind die Lichter angezündet» und ein großes Theaterfest. Die neue Spielzeit wird am 22. September mit der romantischen Oper «Die Rheinnixen» von Jacques Offenbach im sanierten Großen Haus am Schillerplatz eröffnet.
Berlin: «Ich spiel\' euch den König» - Moshammer-Oper uraufgeführt
Berlin (ddp-bay). Die größten Lacher ernteten bei der Uraufführung der «Moshammeroper» ausgerechnet die Hyänen der Münchner Schickeria. «Armes fettes Schwein... keiner verkauft sich so gut wie er», keifte die Klatschreporterin (Leigh Adoff) neim Weißwurst-Zutzeln im Stehcafé. Später geiferte die von Friederike Harmsen hervorragend verkörperte Gesellschaftsdame: «Emporkömmling... keiner von uns... er zählt nicht.»
Im grausigen Spiel gegenseitiger Abhängigkeiten, so wie es Autor Ralph Hammerthaler und Komponist Bruno Nelissen am Donnerstagabend auf die Bühne der Neuköllner Oper in Berlin brachten, war der verachtete Goldesel Rudolph Moshammer aber kein unwissendes Opfer. «Ich spiel\' euch den König... den König als Krüppel, gestaucht und verbogen», sang der Hauptdarsteller Hubert Wild vor dem mit 170 Zuschauern ausverkauften Haus.
Das Plakat zu der Kammeroper zeigt einen Mann auf der Rückbank einer Limousine, von dem im geöffneten Fenster lediglich der Arm im Samtjackett mit Rüschenmanschette und die mit dicken Ringen geschmückte Hand zu sehen ist. Das Motiv weckt unweigerlich Assoziationen an den gewaltsamen Tod des Modeschöpfers. Er hatte mehrfach vom Auto aus Männer aus dem Strichermilieu am Münchner Hauptbahnhof aufgegabelt. Einer von ihnen erdrosselte den 64-Jährigen in der Nacht zum 14. Januar 2005 im Streit um Geld.
Das Plakat illustriert aber auch, wie der «wahre» Moshammer bei aller öffentlichen Inszenierung unter seiner ondulierten Perücke unsichtbar geblieben war. «Wir wollen das Klischeebild, das Illustrierte uns vorgekaut und vorgelogen haben, ein bisschen aufbrechen und eine Rückseite zeigen, die sehr viel mit Angst vor Einsamkeit und Liebesbedürftigkeit zu tun hat», hatte der Librettist vor der Uraufführung das Ziel des Stücks definiert.
Zu der wenig märchenhaften Vergangenheit der Fantasiefigur gehörte der saufende Vater (Markus Vollberg), der sich schließlich selbst erschießt. Nach dieser Bluttat war der schlaksige, blonde Hauptdarsteller Hubert Wild, der im Stück nach Moshammers großem Vorbild Ludwig heißt, auf der von Markus Meyer passenderweise mit einem roten Teppich ergänzten Bühne ohne großes Kostüm zu sehen.
Während des restlichen, rund 80 Minuten langen Stücks verschwand das jugendliche Gesicht des 34-Jährigen hinter einer unförmigen Langhaar-Perücke, in einigen Szenen kamen auch ein gezwirbelter Schnurrbart und ein Uniformmantel hinzu. Nicht zu vergessen ein räudiges Stück Kunstpelz, das Moshammers geliebte Hundedame Daisy («berühmter als er») darstellen sollte.
Nelissen hatte mit der größtenteils dissonanten Musik den Berliner Opernpreis 2006 der Neuköllner Oper gewonnen. Ab und an ließ der junge Niederländer das Orchester aus Streichquartett und Trompeter aber auch bayerische Gemütlichkeit verströmen oder das Gekeife der Schickeria mit Anleihen an Richard Wagners «Walkürenritt» unterlegen.
Bei ihrem Blick hinter die Kulissen des Phänomens Moshammer haben Hammerthaler und der Regisseur Robert Lehmeier den Modeschöpfer als mal devot, affektiert, trotzig oder verzweifelt gezeigt. Bei der Suche nach dem Menschen hinter der Kunstfigur kam jedoch leider die Faszination zu kurz, die Moshammer auf seine Mitmenschen vor allem in München ausübte.
Die Oper präsentierte Moshammer als einen Menschen ohne besonderes Talent - außer dem zur Selbstdarstellung, die bis in die öffentliche Selbstverleugnung hinein gesteuert war. Am Ende erlagen die Macher der Oper selbst dem Lockruf der Inszenierung, indem sie Moshammers trauriges Ende als selbstbestimmten Akt darstellten.
«Ich bin der König eurer Märchen, alles liegt in meiner Hand, denn ich habe mich gemacht und ich werde mich von mir erlösen», sang Ludwig, bevor er hinter zugezogenen Goldgardinen und zum ersten Mal den Blicken seines Publikums entzogen, seinen Mörder (ebenfalls Vollberg) um den Tod bat. Als ein Schlag das Ende des Modeschöpfers verkündete, war das Geschrei unter Münchens Schickeria groß - bis es in keifendes Gelächter überging.
Nina Jerzy