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25.9.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Potsdam: Rund 11 000 Besucher im neuen Hans Otto Theater +++ Berlin: Maxim-Gorki-Intendant will «lächerliche» Berliner Verbote stürzen +++ Düsseldorf: Amélie Niermeyer beginnt ihre Intendanz am Schauspielhaus +++ München: Amos Oz mit «Corine»-Ehrenpreis ausgezeichnet +++ Oestrich-Winkel: Rheingau-Literatur-Preis 2006 an Clemens Meyer verliehen



Potsdam: Rund 11 000 Besucher im neuen Hans Otto Theater
Potsdam (ddp-lbg). Das am Freitag im Beisein von Bundespräsident Horst Köhler eröffnete neue Hans Otto Theater in Potsdam hat an seinem ersten Wochenende einen Besucheransturm erlebt. Rund 11 000 Besucher seien zu den Premieren und Veranstaltungen im Umfeld der Eröffnung gekommen, sagte ein Sprecher des Theaters am Sonntag. Nicht nur die fünf Premieren, sondern auch Lesungen, Talkrunden und Musikveranstaltungen seien vollständig ausgelastet gewesen. Ein Höhepunkt sei am späten Samstagabend die Eröffnung einer Lichtachseninstallation gewesen.
«Die Menschen flanieren an der Promenade wie in einem Luftkurort», sagte der Sprecher. Man spüre, die Leute wollten das Theater anschauen und die Atmosphäre genießen. Das in dreijähriger Bauzeit errichtete, 26,5 Millionen Euro teure Gebäude mit den drei geschwungenen Schalendächern ist der erste Theaterneubau in Potsdam seit 211 Jahren. Mit der Eröffnung ging eine jahrzehntelange Zeit der Provisorien zu Ende.
Am Sonntag sei auch der Hans-Otto-Preis 2006 an den Theaterjugendclub des Potsdamer Theaters vergeben worden, sagte eine Theatersprecherin. Die mit 1500 Euro dotierte Auszeichnung wurde für die Produktion «ad acta? Auf den Spuren von Hans Otto» verliehen, die im Anschluss an die Zeremonie in der Reithalle aufgeführt wurde. Der Preis wird seit dem Jahr 2000 durch den Hans-Otto-Förderkreis beim Kulturverein «Kleine Freiheit» aus Dresden vergeben, der Schauspieler, Regisseure, Intendanten und Theaterwissenschaftler vereint. Der kommunistische Schauspieler Hans Otto war im November 1933 von den Nationalsozialisten ermordet worden.

Berlin: Maxim-Gorki-Intendant will «lächerliche» Berliner Verbote stürzen
Hamburg/Berlin (ddp-bln). Der neue Intendant des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Armin Petras, will mit den Regeln in der Hauptstadt brechen. «Ich finde, es gibt im Theater und in der Berliner Hipness-Welt viele lächerliche Verbote, aus Angst, dass etwas peinlich sein könnte», sagte der 42-Jährige dem «Kultur Spiegel». «Ich finde Wolfgang Borcherts \'Draußen vor der Tür\' nicht peinlich, nur weil man es jahrzehntelang fast ausschließlich in der Schulaula von Bad Godesberg gespielt hat», fügte er hinzu. Für Petras ist Berlin mit Vorurteilen gepflastert. «Hier sind die Ostdeutschen ungeheuer stolz auf ihre Vorurteile und die Westdeutschen noch stolzer auf die ihren - und am schlimmsten sind die Stuttgarter, die gerade zu Besuch sind», sagte er.
Dass er die neue Spielzeit am Freitag und Samstag mit insgesamt zehn Neuinszenierungen eröffnet, habe «etwas Wahnsinniges», gab Petras zu. «Aber ich finde, es braucht ein Initiationsritual. Ich selbst überfordere mich ganz gern.» Da das Theater aber nur 19 Schauspieler im Ensemble habe, dürfe keiner krank werden.

Düsseldorf: Amélie Niermeyer beginnt ihre Intendanz am Schauspielhaus
Düsseldorf (ddp). Amélie Niermeyer ist von Kindesbeinen an vom Theater infiziert. Mit sieben Jahren hatte sie ihren ersten Theatererfolg: In Personalunion als «Prinzessin» und Nachwuchsregisseurin zeigte sie schon früh ihr Talent. Als Erwachsene folgten Regiestationen in München, Frankfurt und Hamburg sowie die Intendanz am Freiburger Theater. Nun ist die 40-Jährige die neue Intendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses. Am Freitag tritt sie ihr Amt offiziell an.
Mit Shakespeares «Othello», der die erste von insgesamt 37 Premieren sein wird, steht die Spielzeiteröffnung unmittelbar bevor. Eine «Mischung aus Vorfreude und natürlich auch Anspannung» spüre sie kurz vor dem Start, sagt Niermeyer.
Mit dem Beginn eines neuen künstlerischen Lebensabschnitts ist die gebürtige Bonnerin aber nicht nur in die alte Heimat zurückkehrt. «Es gab Anfragen von mehreren Theatern, aber Düsseldorf war für mich die schönste Herausforderung, denn ich kenne das Theater seit meiner Jugend», sagt sie. Und so war es für sie schon eine große Ehre und Überraschung, als ihr im Dezember 2003 mitgeteilt wurde, dass sie ab der Spielzeit 2006/2007 - und für erst einmal fünf Jahre – die Leitung des Schauspielshauses übernehmen kann.
«Ich hab\'s nicht fassen können», erinnert sich Niermeyer. Und so zog es sie von Freiburg, wo sie seit 2002 als Deutschlands jüngste Intendantin tätig war, nach Düsseldorf und an den großen Schauspielapparat mit seinen beiden Häusern.
Solche Herausforderungen haben Niermeyer schon immer gereizt. Noch vor ihrem Studium der Germanistik in Bonn und München hat sie in ihrer Geburtstadt beim legendären Regisseur Rudolf Noelte hospitiert. Und nachdem sie bereits während des Studiums viele Produktionen in der freien Szene umgesetzt und schließlich als Regieassistentin am Bayerischen Staatsschauspiel in München gearbeitet hatte, ermöglichte ihr Intendant Günther Beelitz, erstmals an einem großen Theater zu inszenieren.
Auf ihren Stationen als Regisseurin und Theaterleiterin hat sich Niermeyer besonders einen Namen als Verfechterin eines «neuen sozialkritischen Theaters» gemacht. Mit dieser Handschrift will sie auch das Düsseldorfer Schauspielhaus prägen: «Das Theater bietet den Raum, sich intensiv mit gesellschaftlichen Themen auseinander zu setzen und das nicht nur auf intellektueller, sondern auch auf emotionaler Ebene. Viele Klassiker stellen uns heute sehr wichtige Fragen.»
Unter das Motto «Ich und Ich» hat sie daher die erste Spielzeit gestellt. Darin soll es spannende Denkanstöße von Niermeyers Lieblingsdramatiker Shakespeare über Elias Canetti bis zu einem Stück des Hausautoren Thomas Jonigk geben.
Doch bei aller Theaterversessenheit macht ihr achtjähriger Sohn Kasimir Niermeyer immer wieder klar, dass es neben Theater auch noch ein anderes Leben gibt. Auch wenn das momentan erheblich zu kurz kommt und sie sich an ein freies Wochenende fast gar nicht mehr erinnern kann. «Vor kurzem habe ich wieder angefangen, Tennis zu spielen. Das ist wunderbar, um sich abzureagieren», sagt Niermeyer.
Nur für Düsseldorfs sportliches Lieblings- und Sorgenkind Nummer eins, für die Fortuna, hat sich Fußballfan Niermeyer noch nicht richtig erwärmen können. Da klopft ihr Herz weiterhin zu sehr für den SC Freiburg. Aber auch auf diesem Spielfeld kann sich ja in den nächsten fünf Jahren durchaus einiges ändern.
http://www.duesseldorfer-schauspielhaus.de

München: Amos Oz mit «Corine»-Ehrenpreis ausgezeichnet
München (ddp). Der israelische Schriftsteller Amos Oz ist am Sonntagabend in München bei der Verleihung des internationalen Buchpreises «Corine» für sein Lebenswerk mit dem diesjährigen Ehrenpreis ausgezeichnet worden. Ministerpräsent Edmund Stoiber (CSU) nannte Oz anlässlich der Preisverleihung einen «herausragenden Mahner für friedlichen Ausgleich im Nahen Osten». Oz verkörpere die Überzeugung, dass der Friedensprozess im Nahen Osten mit aller Entschlossenheit vorangetrieben und verteidigt werden müsse, sagte Stoiber.
Der Ministerpräsident würdigte Oz, dessen Bücher in fast 40 Sprachen übersetzt wurden, als großen Erzähler und politischen Denker. «Der Friedensprozess im Nahen Osten ist mit komplexen, häufig untrennbar miteinander verwobenen Problemen befrachtet. Amos Oz gelingt es, diese Komplexität verständlich darzustellen, ohne unzulässig zu vereinfachen oder einen einseitigen Blickwinkel einzunehmen», sagte Stoiber.
Die «Corine» wurde in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben. Insgesamt wurden neun Werke prämiert. Weitere Preisträger sind Kurt Biedenkopf, Klaus Maria Brandauer, Diana Gabaldon, Bertina Henrichs, Jonathan Stroud, Tim Flannery, Necla Kelek und Kazuro Ishiguro.
Mit dem undotierten Buchpreis »Corine" werden nach Angaben der bayerischen Staatskanzlei Autoren ausgezeichnet, deren Bücher als Erstveröffentlichung in deutscher Sprache oder als Übersetzung erschienen sind. Preiskriterien sind vor allem die literarische und fachliche Qualität und der Erfolg beim Publikum. Der Preis wird unter anderem für herausragende Werke aus der Belletristik sowie für hervorragende Sachbücher vergeben. Symbolisiert wird der Preis durch die von Franz Anton Bustelli geschaffene Figur der «Corine» aus der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.

Oestrich-Winkel: Rheingau-Literatur-Preis 2006 an Clemens Meyer verliehen
Oestrich-Winkel (ddp-lsc). Der Rheingau-Literatur-Preis ist am Sonntag im hessischen Oestrich-Winkel an den Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer verliehen worden. Der Autor erhielt das Preisgeld von 10 000 Euro und 111 Flaschen Rheingauer Riesling für seinen Debütroman «Als wir träumten», wie das Rheingau Literatur Festival «WeinLese» mitteilte. Meyer habe in seinem Werk laut Jury ein beeindruckendes Porträt einer Kindheit und Jugend im Leipzig der Umbruchjahre nach 1989 skizziert.
Meyer wurde 1977 in Halle an der Saale geboren. Nach seinem Abitur arbeitete er unter anderem als Bauhelfer und Wachmann, bevor er 1998 ein Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig begann. 2001 gewann Meyer den MDR-Literaturwettbewerb und nahm in diesem Jahr am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil.
Der Rheingau-Literatur-Preis wurde den Angaben zufolge zum 13. Mal verliehen, das dazugehörige Festival erlebte seine 14. Auflage und ging am Sonntag zu Ende. Zu den früheren Preisträgern gehören Ulla Berkéwicz, Peter Stamm, Bodo Kirchhoff und Robert Gernhardt. Im vergangenen Jahr wurde Gert Loschütz für seinen Roman «Dunkle Gesellschaft» ausgezeichnet.