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Universal will Internet-Musikangebot starten +++ Große Musical-Theater-Fusion in Deutschland +++ Starlight Express sucht neuen Investor - Belegschaft für Lohnverzicht +++ Klokow: Interesse an Musicals ungebrochen
Universal will Internet-Musikangebot startenDer Musikkonzern Universal will am 9. August ein eigenes Internet-Musikangebot starten. 5000 Titel sollen zunächst für 0,99 Euro pro Stück zur Verfügung stehen.
Mit Hilfe von Kopierschutztechnologie will das Unternehmen verhindern, dass ein heruntergeladenes Stück mehr als einmal auf einen Datenträger gebrannt wird. Natürlich sei jeder Kopierschutz zu knacken, sagte der Deutschland-Chef Tim Renner der «Berliner Morgenpost» vom Montag. «Aber wir müssen immer einen Schritt voraus sein.»
Noch im Frühjahr hatte das Unternehmen nach Presseberichten geplant, Musik ohne Kopierschutz ins Netz zu stellen. Nach jahrelangem Rechtsstreit mit verschiedenen Online-Tauschbörsen wie Napster oder MP3.com hatten sich die großen Musikkonzerne bislang schwer getan, eigene Angebote ins Netz zu stellen und an die Popularität der Tauschbörsen anzuknüpfen.
Als erster kommerzieller Anbieter der Musikindustrie hatte Mitte Dezember der US-Softwarehersteller RealNetworks mit Musiktiteln des MusicNet-Katalogs der drei Branchenriesen Bertelsmann Music Group (BMG), AOL Time Warner und EMI seinen Dienst gestartet. Wenige Tage später folgten Sony und der französische Mischkonzern Vivendi Universal mit ihrem Abo-Dienst Pressplay. Die Nutzung der Musikstücke ist bei allen Angeboten jedoch limitiert, kommerzielle Erfolge blieben bislang aus.
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Große Musical-Theater-Fusion in Deutschland
orf - Der Unterhaltungskonzern Stage Holding übernimmt vier Musical-Theater des insolventen Konkurrenten Stella und wird damit zum Marktführer in Deutschland.
Sein Unternehmen habe Angebote für die beiden Stuttgarter Häuser, für das Theater am Potsdamer Platz in Berlin und die Neue Flora in Hamburg abgegeben, teilte Maik Klokow, der Geschäftsführer der Stage Holding, am Montag in Hamburg mit. Damit seien die rund 950 Arbeitsplätze in den vier Theatern bis auf 40 oder 50 gerettet.
Roman Polanskis "Tanz der Vampire" soll in Stuttgart weiter laufen. Ab Oktober soll in Berlin "Cats" gezeigt werden, für das zweite Stuttgarter Theater ist ab November "Das Phantom der Oper" geplant. In der "Neuen Flora" in Hamburg bringt der Veranstalter ab Dezember das Musical "Titanic".
Insgesamt fließen nach Angaben Klokows drei Millionen Euro Abfindungsgelder. Noch in diesem Jahr will Stage in Deutschland rund 40 Millionen Euro investieren, davon gehen 10 Millionen in die Gestaltung der Häuser. Stella-Insolvenzverwalter Reinhard Titz erklärte, die Übernahme der ehemaligen Stella-Theater könne erst nach einer Zustimmung der Gläubigerversammlung, der Banken und der personellen Restrukturierung der Theater erfolgen.
Das vor dem Aus stehende Bochumer Musical "Starlight Express", das bereits im 15. Jahr läuft, wollte die Stage Holding nicht übernehmen, weil die speziell für dieses Musical gebaute Halle nicht als Theater zu gebrauchen sei und die Stage Holding keine geeignete Nachfolge-Produktion habe. "Starlight Express" wird aber möglicherweise von einem Düsseldorfer Investor weitergeführt.
Hinter der Stage Holding steht der Niederländer Joop van den Ende, ehemals Gründer und Großaktionär der TV-Firma Endemol. Stage betreibt Musicals in ganz Europa, in Deutschland unter anderem die erfolgreiche Produktion von "König der Löwen" in Hamburg.
Die Konkurrenz Stella war wegen schlechter Besucherzahlen in die Insolvenz geraten. Für drei Stella-Musicals "Mozart!" (Hamburg), "Der Glöckner von Notre Dame" (Berlin) und "Cats" (Stuttgart) ist am gestrigen Sonntag der letzte Vorhang gefallen.
Für den Deutschland-Chef der Stage Holding ist das Interesse des Publikums an qualitativ hochwertigen Produktionen in besonderen Theatern ungebrochen, es gebe keine allgemeine Marktschwäche, sondern nur viele Einzelmärkte: "Ob in Berlin ein Musical erfolgreich ist, hängt nicht von einem ausverkauften Musical in Hamburg ab." Er halte zehn große Musicalproduktionen in Deutschland mit etwa sechs Millionen Besuchern für realistisch.
Die Stage Holding wird zum Jahresende sieben Musicals zeigen und ist noch im Gespräch für das Theater des Westens in Berlin. Außerdem will sich Klokow im Bereich des Tourneetheaters engagieren.
Um den Nachwuchs zu fördern, will die Stage Holding Deutschland die bisherige Stella-Akademie in der Hamburger Speicherstadt ausbauen, wo nicht nur Schauspieler, Tänzer und Sänger, sondern auch Musical-Komponisten, Autoren und Manager gefördert werden sollen. Die ersten Kurse sollen 2003 beginnen.
Starlight Express sucht neuen Investor - Belegschaft für Lohnverzicht
Bochum (ddp-nrw). Die Zukunft des Bochumer Erfolgsmusicals «Starlight Express» steht weiter in den Sternen. Am Montag teilte die niederländische Stage Holding in Hamburg mit, dass sie das Bochumer Musiktheater nicht von der Pleite gegangenen Stella Entertainment AG übernehmen wolle. Nach wie vor werde jedoch unter Hochdruck mit zwei weiteren seriösen Interessenten eine Übernahme von «Starlight Express» verhandelt - unter anderem am Montag in London, sagte der Pressesprecher des Musicals, Johannes Ehmann.
Damit das Stück um singende Loks und Bahnwaggons auch nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht ins Stocken kommt, erklärte sich die Belegschaft unterdessen zu einem Lohnverzicht bereit. «Die Mitarbeiter haben am Sonntag auf einer Vollversammlung beschlossen, für einige Tage auf ihren Lohn zu verzichten und zu warten, bis die Verhandlungen abgeschlossen werden können», erklärte Ehmann. Die Mehrzahl der rund 430 Mitarbeiter des Musicals sei bereit, eine solche Lohnverzichtserklärung beim Insolvenzverwalter abzugeben.
Die Wartefrist ist nach Angaben Ehmanns allerdings auf «maximal zwei Wochen» begrenzt. Ist bis dahin kein neuer Betreiber gefunden, dürfte der letzte Vorhang für das nach Veranstalterangaben derzeit erfolgreichste Musical der Welt gefallen sein.
Es gebe positive Hinweise darauf, dass das seit 14 Jahren aufgeführte «Starlight Express» einen neuen Investor findet, betonte Ehmann. Leider sei es jedoch nicht gelungen, die Verhandlungen bis zum Auslaufen der Insolvenzfrist abzuschließen. Die Entscheidung der Stage Holding-Gruppe, die Bochumer Aufführung nicht zu übernehmen, sei für die Bochumer Belegschaft dagegen «nicht überraschend» gekommen, betonte der Pressesprecher.
Klokow: Interesse an Musicals ungebrochen
Hamburg (ddp-nrd). Musicals haben in Deutschland nach Ansicht von Stage Holding-Geschäftsführer Maik Klokow weiter Hochkonjunktur. Das Aus für den großen Veranstalter Stella sei für den Markt nicht symptomatisch, sagte Klokow der Nachrichtenagentur ddp am Montag in Hamburg. Es gebe durchaus großes Potenzial für diese Form der Unterhaltung. 70 Prozent der Deutschen interessierten sich für Musicals.
Deutschland könne zehn große Ensuite-Musicals durchaus verkraften, die insgesamt sechs bis sieben Millionen Zuschauer pro Jahr anziehen könnten. Das Angebot im Unterhaltungssektor werde in Zukunft jedoch deutlich breiter werden, sagte Klokow. Theater und Entertainment könnten völlig neue Vereinigungen eingehen. Denkbar seien Tourneen von großen Unterhaltungsshows ebenso wie Open Air-Musicals.
Dass die Stage Holding in den vier übernommenen Stella-Häusern zunächst auf bewährte ausländische Produktionen wie «Cats» oder «Titanic» setze, hänge mit der kurzen Umstellungszeit zusammen, sagte Klokow. Deutsche Musicals würden zudem auf dem Musicalmarkt noch sehr selten angeboten. Dies sei in den vergangenen zehn Jahren versäumt worden. Man brauche noch Zeit, um die Kreativen im Land zu mobilisieren. Eigenproduktionen aus Deutschland sollten jedoch in Zukunft von der Stage Holding stärker berücksichtigt werden. Auftakt dafür sei im Jahr 2004 das Scorpions-Musical «Wind of Change», das eine dramatische Liebesgeschichte im Berlin der vergangenen Jahrzehnte erzählt.
Eine Wiederaufnahme des am Sonntag in Hamburg vorzeitig abgesetzten Musical «Mozart!» kann sich Klokow zum einem späteren Zeitpunkt durchaus vorstellen. Das Stück sei sehr gut, jedoch in der kühlen Atmosphäre der Neuen Flora schlecht platziert gewesen. Die nächste große Deutschlandpremiere nach «Titanic» in Hamburg werde das Elton-John-Musical «Aida» sein.
Die Stage Holding hatte nach langen Verhandlungen am Montag ein bindendes Angebot für die Übernahme der vier Stella-Spielstätten in Hamburg, Berlin und Stuttgart abgegeben. Er sei sicher, dass das Unternehmen diese Übernahmen ohne Probleme verkraften könne, sagte Klokow. Nun müsse man die Zielgruppen ganz konkret ansprechen und mit Produkten von hoher Qualität in die Theater locken. Musicals, die das Publikum nicht annehme, würden schneller als bisher wieder vom Markt genommen. Die ganz großen Klassiker wie «Cats» würden sicherlich nicht mehr die langen Laufzeiten schaffen wie bisher, dafür aber auch nie ganz vom Markt verschwinden.