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29.9.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Berlin: «Idomeneo»-Wiederaufnahme weiter unklar +++ Berlin: Für Brandauers «Dreigroschenoper» fällt der letzte Vorhang +++ Berlin: Starpianist Lang Lang gibt 2007 Open-Air-Konzert in Berlin +++ Berlin: «Maria Stuarda» wird erstmals auf Berliner Opernbühne gezeigt +++ Bagdad: Überlebenskampf des Irakischen Nationalorchesters +++ Wien: Mailath-Pokorny will "Idomeneo" an die Staatsoper holen


Berlin: «Idomeneo»-Wiederaufnahme weiter unklar
Berlin (ddp-bln). Ungeachtet des Drucks auf Intendantin Kirsten Harms hat die Deutsche Oper Berlin noch nicht über eine Wiederaufnahme der abgesetzten Mozart-Oper «Idomeneo» entschieden. Das Thema werde derzeit im Haus diskutiert, aber es sei nicht absehbar, wann es eine Entscheidung gebe, sagte ein Sprecher des Opernhauses am Freitag der Nachrichtenagentur ddp. Harms sei zudem sehr mit der Vorbereitung der ersten Operninszenierung ihrer Intendanz, «Germania» von Alberto Franchetti, beschäftigt, die am 15.
«Idomeneo»-Hauptdarsteller Charles Workman betonte derweil, er habe sich durch seine Rolle nie bedroht gefühlt. «Ich habe auch nie mitbekommen, dass irgendjemand bei der Premiere die Deutsche Oper bedroht hätte oder im Jahr darauf, als ich die Wiederaufnahme sang«, sagte der Tenor. Er wisse zudem, dass es niemals Absicht von Regisseur Hans Neuenfels gewesen sei, den Islam zu beleidigen. In der Inszenierung von Neuenfels hatte das Stück im Jahr 2003 an der Deutschen Oper Premiere gefeiert. Zuletzt gespielt wurde es am 12. Mai 2004.
Workman sagte weiter, politische Korrektheit sei »oft ein Problem in Opern, die geschrieben wurden, als wir Westler noch weit vom Verständnis für andere Kulturen entfernt waren«. Im Fall »Idomeneo« gehe es jedoch nicht um politische Korrektheit. »Die Produktion könnte jeden beleidigen. Sogar Atheisten, die gegen Enthaupten sind», betonte der Tenor.
Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, forderte die Wiederaufführung der Oper. Wenn es bei der Absetzung bleibe, werde ein gefährlicher Weg eingeschlagen, von dem niemand wisse, wo er ende.
Filmemacher Milos Forman («Einer flog über das Kuckucksnest») betonte, die Inszenierung habe schließlich nicht zur Gewalt aufgerufen. «Wenn wir einmal damit anfangen, uns vor den Extremen zu fürchten, tragen wir am Ende alle Mao Tse-Tungs Tunika.»
Die Berliner Juristin Seyran Ates kritisierte die Absetzung der Inszenierung als Bevormundung. Die Entscheidung führe zu einer verstärkten Abgrenzung von Kulturen, sagte Ates anlässlich einer Diskussion über Leitkultur. «Wir alle müssen diese Debatte tragen», forderte die Rechtsanwältin. Mit der Aussetzung der Oper jedoch beanspruche bereits ein Teil der Gesellschaft für sich, die «richtige Kultur» zu kennen. Damit «leiten wir ja schon», äußerte Ates.
Harms hatte die Oper aus Angst vor islamistischen Anschlägen vom Spielplan im November genommen. In Neuenfels\' Schlussszene trägt Idomeneo die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne. Unklar ist, ob Harms ihre Entscheidung im Alleingang traf oder nach Druck von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) handelte.
Nadine Emmerich

Berlin: Für Brandauers «Dreigroschenoper» fällt der letzte Vorhang
Berlin (ddp-bln). Nach 45 Vorstellungen und mehr als 70 000 Besuchern fällt in Berlin am Sonntag der letzte Vorhang für Bertolt Brechts «Dreigroschenoper» in der Regie von Klaus Maria Brandauer. Premiere hatte das Stück am 11. August im wiedereröffneten Admiralspalast. Nachdem die Inszenierung von der Kritik verrissen worden war, erreichte die rein private Theaterproduktion trotzdem eine Auslastung von 98 Prozent, wie die Sprecherin der Produktion, Christiane Kuhle, am Freitag der Nachrichtenagentur ddp sagte. Restkarten für die Vorstellung am Sonntag gebe es noch. Die «Dreigroschenoper» ist eine Produktion von Lukas Leuenberger.
Das große Interesse des Publikums hatte dazu geführt, dass sechs Zusatzvorstellungen gespielt wurden. In den Hauptrollen des Brecht-Stückes waren der Sänger der Band Tote Hosen, Campino, Gottfried John, Michael Kind, Birgit Minichmayr, Katrin Sass und andere zu erleben. Eine weitere Verlängerung war aus terminlichen Gründen nicht möglich. Als nächste große Produktion zieht die Show «Bollywood» in das Berliner Privattheater mit 1600 Plätzen ein.

Berlin: Starpianist Lang Lang gibt 2007 Open-Air-Konzert in Berlin
Berlin (ddp-bln). Der chinesische Starpianist Lang Lang wird im Sommer 2007 ein Konzert in Berlin geben. Bei seiner ersten Open-Air-Tour in Deutschland tritt der 24-Jährige darüber hinaus in Hanau, Stuttgart, Salem und Köln auf. «Mein Traum ist es, vor allem mehr jüngere Leute für die klassische Musik zu gewinnen», sagte der Pianist am Freitag in Berlin. Das sei hoffentlich durch die lockere Atmosphäre bei Open-Air-Auftritten an besonders schönen Orten möglich.
Der Musiker hat soeben sein Appartement in der Hauptstadt bezogen. «Die Stadt hat viel Energie. Hier gibt es viele junge Leute, die Staatskapelle und die Philharmoniker, und sie ist nicht so teuer», sagte Lang Lang. Also habe er sich für Berlin als seine «Basis in Europa» entschieden.
Lang Lang will bei seinen Sommerkonzerten vom 16. bis 23. Juni in Deutschland Musik von Ludwig van Beethoven und Peter Tschaikowski präsentieren. Welches Orchester ihn begleiten wird, stehe noch nicht fest. «Aber auch chinesische Musik von meinem neuen Album werde ich spielen», sagte der Pianist. Am Freitag erschien die CD mit dem Titel «Dragon Songs», auf der er gemeinsam mit Musikern aus seinem Heimatland chinesische Musik spielt. «Mir gefällt die Vorstellung, Verbindungen zwischen der chinesischen Kultur und der übrigen Welt zu knüpfen», sagte er. Für dieses Album habe er einige «wundervolle Beispiele traditioneller chinesischer Musik» ausgewählt.
Lang Lang sollte am Samstagabend auch Gast in der ZDF-Show «Wetten, dass..?» sein.

Berlin: «Maria Stuarda» wird erstmals auf Berliner Opernbühne gezeigt
Berlin (ddp). Die Oper «Maria Stuarda» von Gaetano Donizetti aus dem Jahr 1835 ist zum ersten Mal in Berlin auf der Bühne zu erleben. Die Staatsoper Unter den Linden zeigt heute die Premiere des selten gespielten Werkes. Für die Inszenierung wurde der 34-jährige Regisseur Karsten Wiegand verpflichtet, der damit erst seine insgesamt fünfte Opernarbeit vorlegt. Er wolle in seiner Regiearbeit den Kern der Werke auf die Bühne bringen, sagte Wiegand. Es könne in der Oper nicht darum gehen, dem Publikum platte Botschaften einzuhämmern.
In der Oper »Maria Stuarda» gebe es zunächst die übliche Einschätzung, dass Maria Stuart als Gefangene das arme Opfer sei, Elisabeth dagegen die kaltherzige Strategin der Macht. Erst in einer späten Beichtszene zeige sich auch eine andere Seite Maria Stuarts, wo sie gesteht, dass sie an der Ermordung eines ihrer Ehemänner beteiligt gewesen ist.

Bagdad: Überlebenskampf des Irakischen Nationalorchesters
Laut einem Bericht der «New York Times» gestaltet sich die Situation des Irakischen Nationalorchesters, das nach dem Sturz Sadam Husseins auch im Weissen Haus aufgespielt hat, heute überaus schwierig. Nachdem sich zwei Cellisten, ein Oboist und ein Bratscher nach Syrien und Dubai abgesetzt haben, ist das Ensemble auf 59 Musiker geschrumpft.
Diese sehen sich in der täglichen Arbeit mit zahlreichen Problemen konfrontiert. So müsse oft im Dunkeln geprobt werden, weil kein Strom vorhanden sei, und die Beschaffung von Saiten und Rohrblättern sei schwierig, weil Musikalienhändler ein bevorzugtes Ziel fundamentalistischer Attentäter darstellten.
Auch die eigene Probenarbeit kann nur unter grossen Risiken realisiert werden, weil einige islamische Gerichte unter dem Einfluss des schiitischen Geistlichen Moktada al-Sadr Musik als unislamisch betrachten und verfolgen.
Karim Wasfi, der 34-jährige musikalische Leiter des Orchester erklärt der Zeitung, dass das Orchester eines der ältesten der Region sei. Es spiele sowohl klassische europäische Musik als auch arabische Kompositionen seiner Mitglieder. Diese erhalten von der Regierung einen Lohn von 140 bis 620 Dollar pro Monat.
Quelle: codexflores.ch

Wien: Mailath-Pokorny will "Idomeneo" an die Staatsoper holen
Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) will die von der Deutschen Oper Berlin aus Furcht vor islamistischen Anfeindungen abgesetzte "Ideomeneo"-Produktion von Hans Neuenfels nach Wien holen.
Er habe einen Brief an die Direktoren Ioan Holender (Staatsoper), Roland Berger (Volksoper) und Roland Geyer (Theater an der Wien) geschrieben, bestätigte man im Büro Mailath-Pokornys eine entsprechende Meldung der Tageszeitung "Österreich" von heute.
"Dieser Entwicklung muss ein starkes Signal der Zivilcourage entgegengesetzt werden, um nicht Gefahr zu laufen, die grundlegenden Freiheiten einer zivilisierten Demokratie aufzugeben", so Mailath in dem Brief. Darin bittet er die Direktoren, ob sie "Möglichkeiten sehen, diese Produktion nach Wien zu holen".
Staatsopernchef Holender bezeichnete die Absetzung der Oper heute als "die lächerlichste Aktion, die man sich vorstellen kann". Absetzen sollte man "nicht die Produktion, sondern die Person, die für die Absetzung verantwortlich ist".
Mailath-Pokornys Vorschlag kommentierte er als "Steigerung der Lächerlichkeit": "Warum ist eine Inszenierung, die mehr als drei Jahre alt ist, plötzlich gut und wichtig? Wen interessiert das?"
Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin, Kirsten Harms, hatte die aus dem Jahr 2003 stammende Inszenierung von Neuenfels, in der König Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Buddha, Poseidon und Mohammed präsentiert, aus Furcht vor islamistischen Anfeindungen abgesetzt. Sie hatte zuvor Warnungen der Sicherheitsbehörden erhalten.
Quelle: orf.at