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Clement: Popmusik ist bedeutender Wirtschaftsfaktor +++ Michow: Veranstalterwirtschaft verzeichnet Wachstum von zwei Prozent +++ Virtuelle Plattenläden: Tester finden vor allem Schwächen
Clement: Popmusik ist bedeutender WirtschaftsfaktorBerlin (ddp). Pop- und Rockmusik ist aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) ein Wirtschaftsfaktor von erheblicher Bedeutung. Sie bleibe dies, wenn Veränderung von der Branche aktiv angegangen und die Potenziale genutzt würden, betonte der Minister zur Eröffnung der Musikmesse Popkomm am Mittwoch in Berlin. Musik habe ein so großes Potenzial, weil sie für viele Menschen ein enormer Teil ihres Lebens sei.
Die Branche habe seit 1997 einen Umsatzrückgang von 40 Prozent hinnehmen müssen, sagte Clement. Dass im ersten Halbjahr dieses Jahres nur noch 2,9 Prozent Rückgang festzustellen waren, könne als Anzeichen gewertet werden, dass das Tal der Tränen durchschritten sei. Zugleich verwies der Minister auf Umsatzsteigerungen bei den Musik-DVD-Verkäufen und in der Veranstaltungsbranche. «55 Millionen verkaufte Tickets bei 82 Millionen Bewohnern Deutschlands sind ein Zeichen dafür, dass es nicht immer weniger Menschen gibt, die bereit sind, für Musik etwas zu zahlen», sagte Clement.
Für die Musikindustrie stellten Raubkopierer ein großes Problem dar, hob der Minister hervor. Die Politik sei dabei, sich dieser Herausforderung zu stellen. Bei neuen Regelungen müssten die Rechte der Musikanbieter genauso geschützt werden wie die der Verbraucher und Gerätehersteller. Das Problem lasse sich jedoch nicht nur durch gesetzliche Regelungen lösen. Es könne nicht neben jedem Computer ein Polizist stehen. «Es kann nicht gewünscht sein, dass die Musikwirtschaft ihre potenziellen Kunden erst vor dem Kadi und nicht am Ladentisch trifft», sagte der Minister. Deshalb müsse es vielfältige Angebote für legale Downloads aus dem Netz geben.
Die Diskussion über Quoten für deutsche Musik im Rundfunk halte er für einen guten Weg, um letztlich zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu kommen, sagte Clement. Diese sei effektiver, wirkungsvoller und einfacher als der ständige Ruf nach dem Gesetzgeber.
Michow: Veranstalterwirtschaft verzeichnet Wachstum von zwei Prozent
Berlin (ddp). Mehr als die Hälfte aller Deutschen hat im vergangenen Jahr eine Live-Musikveranstaltung besucht. Seit 1999 habe die Branche ein Wachstum von zwei Prozent erzielt, sagte Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Veranstalterwirtschaft (idkv) bei der Vorstellung einer GfK-Studie zum Konsumverhalten der Konzert- und Veranstaltungsbesucher am Mittwoch in Berlin. Mit einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr liege die Branche weit vor der Tonträgerindustrie, die einen Umsatz von 1,78 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte.
In der Gunst der Deutschen liegt das Musical auf Platz eins. 18,8 Prozent des Umsatzes im Live-Markt wurden durch Stücke wie «König der Löwen», «Mamamia» oder «Aida» gemacht. Auf Platz zwei liegt die Oper mit 14,6 Prozent, gefolgt von Rock/Pop Internationale mit 14,2 Prozent. Einen großen Umsatzzuwachs konnten Kabarett und Comedy verbuchen. Im Vergleich zu 19999 stieg ihr Anteil um 5,8 Prozent.
Die Ausgaben der Konsumenten für Tonträger, Konzerte, Filme, Bücher, Unterhaltungssoftware und Lehrmedien ist der Studie zufolge seit 1995 um vier Prozent gestiegen. 11,92 Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für diese Medien aus. Während die Ausgaben für Tonträger deutlich sanken, blieben die Ausgaben für Live-Musik-Veranstaltungen nahezu konstant.
Das Ziel mancher Konzertveranstalter, Eintrittskarten künftig ausschließlich über das Internet zu verkaufen, erweist sich noch als Utopie. 57 Prozent aller Tickets werden nach wie vor bei Vorverkaufsstellen erworben. Das Internet nimmt jedoch vor dem Verkauf per Telefon (13 Prozent) mit 18 Prozent bereits Rang zwei ein.
Für die Studie, die vom idkv und der Fachzeitschrift «Der Musikmarkt» herausgegeben wurde, befragte die Gesellschaft für Konsumforschung 20 000 repräsentativ ausgewählte Personen über das gesamte Jahr 2003.
Virtuelle Plattenläden: Tester finden vor allem Schwächen
Berlin (ddp). Jahre nach dem Boom der Musiktauschplattform Napster hat die Musikindustrie ihre Hausaufgaben offenbar immer noch nicht erledigt. Nach einer Untersuchung von zwölf Online-Musikanbietern lautet das Fazit der Zeitschrift «Test» (Ausgabe 10/2004): «Keiner ist wirklich gut.» Teilweise seien die Songs im Plattenladen sogar billiger zu haben.
Das Herunterladen eines einzelnen Songs kostet laut «Test» je nach Online-Shop zwischen 79 Cent und 1,99 Euro. Manche Alben sind daher im CD-Laden um die Hälfte billiger als im Online-Shop. Besonders bei älteren Titeln sollten Fans Musikportale im Internet besser meiden, raten die Verbraucherschützer.
Auch der Weitergabe sind Grenzen gesetzt. Die Songs werden in Spezialformaten angeboten, die nur eine bestimmte Anzahl von Übertragungen auf CD, PC oder Abspielgeräte zulassen. Bei der Qualität gibt es aus Sicht der Tester es allerdings nichts zu meckern. Sie sei bei allen Anbietern gut.
Wer Musik aus dem Internet herunterladen will, sei mit AOL am besten bedient, berichtet das Magazin. Der Shop lasse sich einfach nutzen und bei Fragen gebe es einen guten Telefonservice.
Musikliebhabern, die über das Internet einkaufen wollen, wird zu einem schnellen DSL-Internetzugang geraten. Mit ISDN dauert das Herunterladen eines Titels etwa 8 Minuten, mit DSL nur 40 Sekunden. Besitzer eines tragbaren Players müssen auf das Dateiformat achten. Acht der zwölf getesteten Shops bieten ihre Musik im gängigen WMA-Format an. Die Portale von Apple, Sony und Creative dagegen benutzen spezielle Formate, die nur von Playern ihrer Firmen problemlos unterstützt werden.