Hauptrubrik
Banner Full-Size

4.8.: musikwirtschaft aktuell +++ musikwirtschaft

Publikationsdatum
Body

Geschäft mit digitaler Musik wächst bis 2009 kräftig +++ Viele Flops wegen mangelhafter Marktforschung


Geschäft mit digitaler Musik wächst bis 2009 kräftig
New York (pte) - Das Geschäft mit digitaler Musik wird bis zum Jahr 2009 auf 1,7 Mrd. Dollar alleine in den USA wachsen. Das geht aus einer aktuellen Prognose des Marktforschers Jupiter Research hervor. 2009 wird demnach online verkaufte Musik in digitaler Form rund zwölf Prozent der gesamten Verbraucherausgaben für Musik ausmachen. Das werde zwar die seit einigen Jahren sinkenden Umsätze der Musikindustrie nicht auf den Stand von 1999 zurückführen, aber doch die Krise der Branche beenden. Die CD wird sich bei Musikliebhabern noch länger halten: Digitale Musik vermag die CD laut Jupiter Research nicht zu ersetzen. Dementsprechend steigt auch die Nachfrage nach billigen Musik-Playern mit geringer Speicherkapazität.
Im Laufe der Zeit werde der Umsatz von Online-Abos die Einnahmen mit einzelnen Downloads wie bei iTunes übersteigen. Das Geschäftsmodell der Single-Downloads werde aber nach wie vor für Kunden attraktiv sein, die einen Vorgeschmack auf ein Album vor dem geplanten Kauf haben wollen. Der CD sagt Jupiter Research ein langes Leben voraus. Sie werde nach wie vor den Hauptanteil der Einnahmen der Musikindustrie ausmachen. Musikliebhaber sehen die CD offenbar nach wie vor als bestes Speichermedium für ihre Musik. Genutzt wird Musik aber immer mehr in digitalen Formaten und auf mobilen Playern.
2004 werden deutlich über fünf Mio. digitale Musik-Player in den USA ausgeliefert werden, ein Wachstum von mehr als 50 Prozent. In den kommenden Jahren erwartet Jupiter Research jedes Jahr ein Wachstum um 50 Prozent. Die stärkste Nachfrage bei mobilen Musik-Playern sei aber nicht bei Highend-Produkten wie dem iPod, sondern bei billigen Playern mit vergleichsweise geringer Speicherkapazität zu erwarten. 77 Prozent aller Konsumenten, die einen mobilen Musik-Player kaufen wollen, brauchen darauf - unabhängig von ihrer CD-Sammlung - nicht mehr Platz als für 1.000 Songs, wie aus einer Umfrage des Marktforschers hervorgeht.
Eine Veränderung am digitalen Musikmarkt könnte auch die Kompatibilität aller digitalen Musikformate mit den jeweiligen Playern bringen, so der Marktforscher eMarketer. Bisher wird der Kauf von Musik-Playern vor allem von den dazu passenden Online-Services gepusht. Sollte der Versuch von RealNetworks Erfolg haben, hier Kompatibilität herzustellen, sei auch ein verändertes Kaufverhalten möglich
Quelle: pte.de

Viele Flops wegen mangelhafter Marktforschung
Köln (pte) - "Es gibt seriöse Aussagen, dass rund 80 Prozent aller neuen Produkte sich in den ersten sechs Monaten als Flop erweisen oder zumindest deutlich im Markterfolg unter den Erwartungen liegen. Die Ursachen hierfür liegen in der Marktforschung selbst und in der Unberechenbarkeit der Märkte und Verbraucher", so die Analyse des Beraters Marc Emde von Kirch Consult in Köln. Die Unberechenbarkeit der Märkte erweise sich angesichts der extremen Geschwindigkeit des Wandels als Problem für alle Produkte und Dienste, die eine größeren Vorlauf an Entwicklungszeit benötigen.
Manche Fehlschläge von neuen Produkten hätte man allerdings klar vorhersagen können: Mehr als zehn Jahre nach der erfolglosen Einführung der Minidisk nimmt Sony gerade einen neuen Anlauf, einen Minidisk-bestückten Konkurrenten zum erfolgreichen iPod von Apple auf den Markt zu bringen. "Angesichts des Siegeszugs von Memory-Cards und Speichersticks sind mechanische Speicherlaufwerke schon heute ein Anachronismus", sagt Emde.
Das Problem der aufwändigen Marktforschung liege darin, dass sie nur nach Bestätigungen von bekannten Sachverhalten suche und sie für ihre Zukunftsprognosen extrapoliert. "Das ist klassisches In-the-Box-Denken, bei dem die Rahmenbedingungen vorgegeben sind. Die Dynamik der Märkte, die gerade durch das Internet erheblich zugenommen hat, wird kaum berücksichtigt. Die tatsächlichen Innovationen sind meist nur gering, insofern setzen die neuen Produkte immer voraus, dass das Marktumfeld grundsätzlich recht statisch ist", kritisiert Emde.
Ein fatales Beispiel hierfür sei die Musikbranche, die bisher keine Antwort auf den Trend zum Webdownload von MP3-Dateien gefunden hat. Die gesamte Branche sei völlig auf den Verkauf von produzierten Tonträgern fixiert, hätte dazu jahrelang auf viel zu hohem Preisniveau agiert und somit ihren erheblichen Umsatzrückgang selbst provoziert. Das wesentliche Problem für die Branche, so Emde, sei die Tatsache, dass das Internet andere Verhaltensweisen produziert. "Die Tonträgerbranche hat viele Jahre die hohen Preise der CDs damit erklärt, dass Künstler, Marketing und Werbung so teuer seien, und dass so viele unrentable Künstler produziert werden müssten, damit sich wenige als erfolgreich herauskristallisieren können.
Das Internet schafft aber neue Vorgaben: die Produktionskosten beschränken sich auf Studio-Arbeit - die Vermarktung ist keine Frage mehr von Werbeeinsatz, sondern erfolgt über Vernetzung. Alle Titel und Interpreten sind im Internet grundsätzlich gleich, egal ob Megastar oder Garagenband", erklärt Emde das Kernproblem der Branche. Nicht das Management digitaler Rechte und Kopierschutz sei das Problem, sondern der massive Wandel der Bewertung des Produkts durch die Konsumenten.
Quelle: pte.de