Hauptrubrik
Banner Full-Size

6.6.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

Publikationsdatum
Body

Junge Kunst präsentiert sich auf "artgenda" in Hamburg +++ Lewandowski: Kunst hat während der Documenta alle Freiheiten +++ Amerikanische Kunst in Nürnberg +++ Künstler und Rahmenprogramm der Documenta11


Junge Kunst präsentiert sich auf "artgenda" in Hamburg
Hamburg (ddp-nrd). Hamburg wird ab Freitag für gut zwei Wochen zum Mekka für Junge Kunst aller Sparten aus dem gesamten Ostseeraum. Bis zum 23. Juni erwartet die 4. Biennale "artgenda" mehr als 170 Künstler aus 17 Haupt- und Großstädten der Ostseeanrainerstaaten. Nach Kopenhagen (1996), Stockholm (1998) und Helsinki (2000) ist Hamburg in diesem Jahr Gastgeber für die größte Wanderbiennale Nordeuropas. Erstmals in diesem Jahr ist auch das russische Kaliningrad beteiligt.
34 interdisziplinäre Projekte mit den neuesten Tendenzen aus Bildender Kunst, Live-Art, Musik, Performance, Fotografie, Medienkunst, Installation, Design, Theater und Architektur werden vorgestellt. Zu sehen gibt es die internationalen Kunstprojekte in Museen und im Staatstheater ebenso wie in Spielstätten der Off-Szene und an ungewöhnlichen Plätzen im öffentlichen Raum. Die "artgenda" ist keine Ausstellung fertiger Werke, sondern besteht zum größten Teil aus Projekten, die vor und während der Biennale im engen Teamverbund entstehen.
Werke der Jungen Kunst seien "nicht für die Ewigkeit", teilte der Hamburger Kultursenat mit. Übrig blieben lediglich Fragmente und Dokumentationen. Junge Kunst entferne sich willentlich von starren Kunstmarktstrukturen, sei für Museen kaum auszustellen und lassen sich schlecht verkaufen. Die Sperrigkeit sei jedoch Konzept.
Im Vorfeld der "artgenda" hatte in Hamburg das so genannte Bratling-Projekt und dessen finanzielle Förderung durch die Kulturbehörde für Diskussionen gesorgt. Die Künstlergruppe WUUL hatte angekündigt, in ihrem Projekt "Ferment des sozialen Stoffwechsels - Der Bratling" einen überdimensionalen Grünkernbratling mit einem Katapult durch die Luft schleudern zu wollen. Künstler und Kulturbehörde verständigten sich daraufhin, den eingesetzten Grünkern nach der Aktion als Tierfutter zu verwenden. Die Behörde erklärte dazu, sie werden auch in Zukunft nicht in Inhalte von Kunst und Kultur eingreifen.
(Internet: www.artgenda.com)

Lewandowski: Kunst hat während der Documenta alle Freiheiten
Kassel (ddp). Die Stadt Kassel will den Künstlern der am Samstag beginnenden Documenta11 keine Steine in den Weg legen. Mit Blick auf zum Teil heftig geführte Auseinandersetzungen um Kunstwerke früherer Documenta-Ausstellungen betonte Oberbürgermeister Georg Lewandowski (CDU) in einem ddp-Gespräch, die Kunst habe während der kommenden 100 Tage alle Freiheiten. "Die Stadt wird sich heraushalten und keinen Einfluss ausüben, selbst wenn wir damit ein hohes Risiko eingehen", sagte Lewandowski, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Documenta-GmbH ist.
Ob auch dieses Mal wieder Kunstwerke zum öffentlichen Zankapfel werden, ist sogar kurz vor der Eröffnung der weltweit wichtigsten Kunstausstellung noch unklar. Bislang deute sich nichts in dieser Richtung an, sagte Lewandowski. Allerdings seien Überraschungen nicht ausgeschlossen. Documenta-Kunstwerke hatten in der Vergangenheit immer wieder die öffentlichen Wogen hochschlagen lassen - so bei Joseph Beuys Aktion "7000 Eichen" im Jahr 1982, bei Walter De Marias Bohrloch auf dem Friedrichsplatz 1977 oder der 1992 auf dem Königsplatz errichteten "Treppe ins Nichts", welche die Stadt im August 2000 aufgrund von Bürgerprotesten abreißen ließ.
Nach Einschätzung des Oberbürgermeisters erwartet die Besucher in Kassel eine Documenta, die mehr nach außen geöffnet sein wird als die Vorgängerschau 1997. "Es nehmen Künstler aus vier Kontinenten teil, das hat es bisher noch nicht gegeben", unterstrich Lewandowski. Der Anspruch des künstlerischen Leiters Okwui Enwezor, eine globalere Ausstellung zu gestalten, sei eindeutig eingelöst.
Zustände wie bei der Expo 2000, wo die Besucher in stundenlangen Schlangen warten mussten, soll es nicht geben. "Die Menschen müssen auch die Zeit haben, die Kunstwerke erleben zu können, ohne das gleich von hinten jemand wieder drängelt", sagte das Kasseler Stadtoberhaupt. Der neue große Standort Binding-Brauerei schaffe dafür den notwendigen Raum.
Wer Enwezors Nachfolger wird, soll nach den Worten des Oberbürgermeisters unmittelbar nach Ende der diesjährigen Documenta entschieden werden. Bislang sei die Frage nach dem künstlerischen Leiter der nächsten Ausstellung noch völlig offen.

Amerikanische Kunst in Nürnberg
Nürnberg (ddp-bay). Rund 200 Werke zeitgenössischer amerikanischer Kunst hat der Kölner Kunstsammler Rolf Ricke dem Neuen Museum in Nürnberg als Dauerleihgabe überlassen. Die seit den sechziger Jahren fortgeführte Sammlung mit Künstlern aus allen Teilen der USA, darunter so illustre Namen wie Richard Serra und Keith Sonnier, spannt den Bogen von der Minimal Art und Prozesskunst bis hin zu den jüngsten Tendenzen der kalifornischen Malerei. Von Donnerstag bis 25. August wird die Ausstellung jede Woche verändert, um die Sammlung möglichst vollständig zu präsentieren. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 20.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Abbildungen der gesamten Sammlung.
(Mehr unter Tel. 0911/2402041, im Internet www.nmn.de)

Künstler und Rahmenprogramm der Documenta11
Kassel (ddp). 118 Künstler präsentieren vom 8. Juni bis 15. September ihre Arbeiten in Kassel, darunter zwölf aus Deutschland. Viele von ihnen werden sich während der 100-tägigen Ausstellung auch persönlich in der Stadt aufhalten.
Mit ihren Arbeiten sind in Kassel die bereits heute in der Kunstwelt als Ikone geltende Bildhauerin Louis Bourgeois, die Performance-Pionierin Joan Jonas und der Erneuerer der Farbfotografie, William Eggleston zu sehen. Auch Jeff Wall ist kein unbeschriebenes Blatt mehr. Der kanadische Fotograf nahm schon mehrfach an den Documenta teil und wurde durch großformatige Fotografien bekannt, die als Diapositive in Leuchtkästen präsentiert werden.
Aus New York reist Alfredo Jaar an, der ebenfalls schon Gast auf einer Documenta war. Jaar hat sich unter anderem durch seine 1996 geschaffene Installation "The Eyes of Gutete Emerita" einen Namen gemacht, die aus einem überdimensionalen Lichttisch besteht, auf dem eine Million Diapositive ausliegen. Weiterer Teilnehmer ist der britische Filmtheoretiker und Regisseur Isaac Julien, bekannt durch Pop-Videos und dokumentarische Spielfilme.
Der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn errichtet in Kassel ein Denkmal der besonderen Art für den französischen Philosophen und Surrealisten Georges Bataille. Es besteht unter anderem aus einer provisorischen Ausstellung, einer Bibliothek, einer Skulptur - und einer Imbissbude. Hirschhorn will damit erreichen, dass sich die Zuschauer an diesem Treffpunkt aktiv mit Bataille auseinandersetzen.
Spannend dürfte sein, was Hirschhorns Landsmann Dieter Roth mitbringt. Roth wurde bekannt durch Installationen mit verderblichen Waren. Zu seinen Materialien gehören beispielsweise Käse, Schokolade, Kaninchenkot und ausrangierte Stücke aller Art.
Eine bildnerische Recherche zur Globalisierung der Fischwirtschaft wird der Foto-Konzeptkünstler Allan Sekula zeigen. Außerdem zu sehen sind die Dokumentarbilder des Japaners Ryuji Miyamato zum Erdbeben 1995 in Kobe.
Unter den deutschen Teilnehmern findet sich unter anderem die Fotografin und Regisseurin Ulrike Ottinger, die sich in ihren Arbeiten immer wieder mit fremden Kulturen beschäftigt hat. Auf der Documenta präsentiert sie ihren über achtstündigen Film "Taiga" und die neue Dokumentar-Collage "Südostpassage".
Die Düsseldorfer Fotografen Hilla und Bernd Becher gelten als die Einflussreichsten ihrer Zunft. Ihre bevorzugten Motive sind Industrieanlagen und sonstige Gebäude. Bei der Documenta ist ihre Foto-Serie "Siegener Häuser" zu sehen.

Das Rahmenprogramm zur Documenta11
Kassel (ddp). "Kultur Satt" gibt es in den nächsten Wochen in der documenta-Stadt Kassel. Und das nicht nur in den eigentlichen Ausstellungsräumen:
Schon seit 1987 begleitet das "Kulturzelt"-Musikfestival im Auepark an der Fulda die Documenta-Ausstellungen (www.kulturzelt-kassel.de). Vom 8. Juni bis 4. August finden 40 Jazz- und Worldmusic-Konzerte statt. Zur Eröffnung singt die israelische Künstlerin Noa. Informationen zu Discotheken und weiteren Konzerten gibt es unter www.kassel-szene.de.
Spielstätte für das offizielle Filmprogramm der Documenta11 sind die Bali-Kinos (www.balikinos.de) im Kulturbahnhof. Filmgenuss unter freiem Himmel wird vom 27. Juni bis 24. August außerdem auf dem Hof des Kulturhauses "Dock 4" geboten. Das Programm beim "Open-Air-Filmfest" wechselt täglich. An zwei bis drei Tagen pro Woche soll ein inhaltlicher Bezug zur Documenta hergestellt werden. (www.filmladen.de)
Unter dem Titel "Bild und Dokument - Werkstattgespräche" finden während der Documenta öffentliche Diskussionsveranstaltungen zwischen den Künstlern und Okwui Enwezor, dem künstlerischen Leiter der Schau, statt. Die Termine sind 16. Juni, 13. Juli, 17. August und 7. September.
Auch die 27 Museen und Sammlungen in der Stadt zeigen Flagge. Gleich 3 Mal, am 6. Juli, 3. August und 7. September, öffnen mehrere Häuser bis 22.00 Uhr. Auf dem Programm stehen Lesungen, Führungen und Konzerte. Beteiligt ist auch das Museum für Sepulkralkultur - eine Kasseler Besonderheit. Im bundesweit einzigen Museum zum Thema Tod und Sterben kann noch bis zum 29. September eine Ausstellung zur Kulturgeschichte von Spielen und Tod besichtigt werden (www.sepulkralmuseum.de).
Mehr als 40 Vorstellungen stehen bei den "Hessischen Theatertagen" vom 16. bis zum 23. Juni auf dem Programm, darunter die klassische griechische Tragödie "Antigone", Schauspiele wie "Mephisto" und "Die Jungfrau von Orleans" sowie die Rockoper "Jesus Christ Superstar". Präsentieren werden die Stücke durch Schauspieler der sechs großen Theater in Hessen. (www.hessische-theatertage.de) sowie (www.staatstheater-kassel.de)
Den umfassendsten Überblick über das Kulturprogramm gibt die Internet-Seite www.kasselkultur2002.de.