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Hamburg: Norddeutscher Rundfunk wird Partner der Elbphilharmonie +++ München: Neuer BR-Rundfunkorchesterchef will Kontinuität im Programm +++ Berlin: Neuköllner Oper inszeniert «Die Perlenfischer» neu +++ Meiningen: «Der Zigeunerbaron» feiert Premiere +++ Dresden: In der Semperoper erklingt das Heckelphon aus der Salome-Uraufführung +++ New York: Grammy-Chancen für deutsche Rundfunkorchester und Thomas Quasthoff +++ Mailand: Beifall für Daniel Harding an Mailänder Scala
Hamburg: Norddeutscher Rundfunk wird Partner der Elbphilharmonie
Hamburg (dpa) - Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) wird Partner des geplanten Hamburger Konzerthauses Elbphilharmonie. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und NDR-Intendant Jobst Plog begrüßten am Donnerstag im Rathaus einen entsprechenden Kooperationsvertrag. Danach soll das Sinfonieorchester des NDR Residenz-Orchester in der Konzerthalle mit 2200 Sitzplätzen werden. Im Gegenzug will sich der Sender langfristig finanziell an den Betriebskosten der Elbphilharmonie beteiligen. Geplant sind jährlich bis zu 35 Konzerte im Großen Saal.
München: Neuer BR-Rundfunkorchesterchef will Kontinuität im Programm
München (ddp). Das Programm des Rundfunkorchesters des Bayerischen Rundfunks (BR) soll auch unter neuer Leitung und mit verkleinertem Etat nicht grundlegend verändert werden. «Ich möchte die unheimliche Spannbreite des Repertoires und die Größe beziehungsweise Kleinheit des Orchesters positiv nutzen», sagte der designierte künstlerische Leiter Ulf Schirmer am Mittwoch in München.
Als die beiden Pole der Programmatik des Orchesters sieht Schirmer das unterhaltende und das zeitgenössisch-experimentelle Moment. In seiner ersten Zeit soll unter anderem eine Reihe mit Werken des österreichischen Operettenkomponisten Franz Lehar aufgelegt werden. Außerdem will sich der Dirigent mit Werken des US-Komponisten John Cage beschäftigen.
Die Tradition der Aufführung konzertanter Opern soll fortgesetzt werden. Schirmer will darüber hinaus zusammen mit der bayerischen Theaterakademie auch szenische Opern herausbringen.
Schirmer hatte in der vergangenen Woche einen Drei-Jahres-Vertrag «mit Verlängerungsoption» unterschrieben. Er tritt sein Amt als neuer Chef des Rundfunkorchesters zur Spielzeit 2006/2007 an. Der 46 Jahre alte Musiker zählt zu den bedeutendsten Dirigenten seiner Generation. Er wird Nachfolger von Marcello Viotti, der im Februar im Alter von 50 Jahren an einem Hirnschlag gestorben war.
Berlin: Neuköllner Oper inszeniert «Die Perlenfischer» neu
Berlin (ddp-bln). An der Neuköllner Oper feiert heute eine Neuinszenierung der Oper «Die Perlenfischer» von Georges Bizet Premiere. Unter dem Titel «BizetLounge: Perlenfischer» ist eine moderne Fassung des Stückes zu erleben. Die Regisseure Rainer Holzapfel und Andreas Glocksin haben die Geschichte des Kampfes zweier Männer um eine Frau mit wesentlichen Elementen der Gegenwart angereichert.
Die Premiere beginnt um 20.00 Uhr. Karten kosten zwischen 9 und 20 Euro. Bestellungen werden unter der Telefonnummer 6889-0777 oder unter tickets [at] neukoellneroper.de (tickets[at]neukoellneroper[dot]de) entgegengenommen.
Meiningen: «Der Zigeunerbaron» feiert Premiere
Meiningen (ddp-lth). Die Operette «Der Zigeunerbaron» von Johann Strauß (1825-1899) feiert am Freitag im Meininger Theater Premiere. Regie führt der Intendant der Eutiner Festspiele, Jörg Fallheier, wie das südthüringische Staatstheater am Mittwoch in Meiningen mitteilte. Fallheier habe bereits mit großem Publikumserfolg die Strauß-Operette «Die Fledermaus» in Meiningen auf die Bühne gebracht. Musikalischer Leiter ist Stefanos Tsialis.
Der «Zigeunerbaron» zählt neben der «Fledermaus» zu den größten Bühnenerfolgen von Strauß. Die Premiere beginnt um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen sind am 11. Dezember, 16. Dezember, 26. Dezember und 31. Dezember geplant.
http://www.das-meininger-theater.de
Dresden: In der Semperoper erklingt das Heckelphon aus der Salome-Uraufführung
Instrument der Uraufführung nach 100 Jahren noch in Aktion
Im „Strauss-Orchester“ Sächsische Staatskapelle, das in einer über hundert Jahre währenden Aufführungstradition seine besonders „authentischen“ Klangerfahrungen aus der engen Zusammenarbeit mit dem Komponisten bewahrt hat, überlebte ein Musikinstrument, das schon in der Uraufführung von „Salome“ in der Dresdner Hofoper zu hören war: das Heckelphon. Am 9. Dezember, dem 100. Geburtstag der „Salome“, wird es – gespielt von dem Oboisten der Staatskapelle Prof. Bernhard Mühlbach – ebenfalls sein 100-jähriges Jubiläum feiern.
Das Instrument war (auf Anregung von Richard Wagner Jahrzehnte zuvor) erst kurz vor der ersten Aufführung von „Salome“ fertiggestellt worden und erklang hier erstmals in einem großen Werk. Benannt nach seinem Erfinder Wilhelm Heckel verfügt dieses oboenähnliche Instrument durch seine besonders große Bauart über einen üppig sonoren Klang, der glauben lässt, man höre eine menschliche Stimme, baritonal-männlich und weich.
Wie die Strauss-Musik zur Uraufführung in der Dresdner Hofoper geklungen haben mag, kann man heute nur erahnen oder aus zeitgenössischen Rezensionen versuchen nachzuempfinden. Eine CD wurde erst im Jahr 1948 unter Joseph Keilberth mit der legendären Christel Goltz als Salome aufgenommen. Aber mit Hilfe des Heckelphons sind wir heute in der Lage, dem originalen Klang der Uraufführung wenigstens partiell nachzuspüren.
Am Jubiläumstag, dem 9. Dezember, an welchem das Werk natürlich auf dem Spielplan der Semperoper steht, dirigiert Wolfgang Rennert. Protagonisten der Aufführung sind Marquita Lister in der Titelpartie, Dagmar Peckova als Herodias, Wolfgang Schmidt als Herodes und Alan Titus als Jochanaan.
Vor 100 Jahren stand Ernst von Schuch am Pult der Staatskapelle. In der Inszenierung von Willi Wirk überzeugte Marie Wittich in der Titelpartie. An ihrer Seite Irene von Chavanne (Herodias), Carl Burrian (Herodes) und Karl Perron (Jochanaan).
Quelle: Semperoper
New York: Grammy-Chancen für deutsche Rundfunkorchester und Thomas Quasthoff
New York (dpa) - Mehrere deutsche Rundfunkorchester sind am Donnerstag für einen Grammy-Preis 2006 nominiert worden. Hoffnung machen dürfen sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter seinem Chefdirigenten Mariss Jansons und erneut das Radio- Sinfonie-Orchester (RSO) Frankfurt unter Leitung von Hugh Wolff. Die begehrten Musikpreise werden am 8. Februar in Los Angeles verliehen.
Der Bass-Bariton Thomas Quasthoff, der bereits zwei Klassik-Grammys gewonnen hat, ist ebenfalls erneut nominiert, und zwar für eine Aufnahme von Bach-Kantaten in Begleitung von Mitgliedern des Rias-Kammerchors und der Berliner Barock-Solisten. Er war auch für 2005 nominiert, jedoch wie das RSO leer ausgegangen.
Mailand: Beifall für Daniel Harding an Mailänder Scala
Mailand/Rom (dpa) - Langer Beifall zur Saisoneröffnung an der Mailänder Scala, Ovationen für den jungen Dirigenten Daniel Harding. Es lief alles glatt zum Start ins «Jahr eins» nach dem spektakulären Abgang von Chefdirigent Riccardo Muti. Zwölf Minuten Applaus spendeten die Zuschauer nach der Aufführung der Mozart-Oper «Idomeneo» am Mittwochabend. Zwar gab es vereinzelte Buh-Rufe für die eher kühle Inszenierung des Schweizer Regisseurs Luc Bondy, und auch die Zustimmung für die jungen Sopranistinnen Emma Bell und Camilla Tilling fielen eher warm als überschwänglich aus. Doch Kritiker und Zuschauer sind sich einig: Nach monatelanger Agonie ist dem weltberühmten Opernhaus ein entscheidender Schritt aus der Krise gelungen - manche sprechen schon vom Beginn einer neuen Ära.
«Die neue Scala, die junge Scala» - fast schon euphorisch feiert die Mailänder Zeitung «Corriere della Sera» den Abend. «Ein Sieg des Theaters, eine bestandene Herausforderung», jubelt der neue Intendant Stéphane Lissner, der als erster Ausländer das über 200 Jahr alte Traditionshaus leitet. Noch vor ein paar Tagen hatte der Franzose freimütig gestanden, dass ihm angesichts der Krise und der gewaltigen Aufgabe mitunter der kalte Schweiß ausbricht. Fast zwei Jahrzehnte lang hatte Superstar Riccardo Muti die Scala geformt - und mit seinem Abgang im April nach quälendem Streit in die Krise gestürzt. «Wir sind die Waisen Mutis», war noch vor Wochen mitunter zu hören.
Jetzt nahm der blutjunge Harding die Zuschauer fast im Sturm. «Der Buben-Maestro eröffnet die neue Ära an der Scala», meint ein Kritiker zu dem gerade mal 30-jährigen Briten, der bereits als musikalischer Direktor der Deutschen Kammerphilharmonie (1999-2003) in Bremen viel Ansehen gewann. Überhaupt habe da eine «Mannschaft von Debütanten» die Legende Muti fast schon vergessen lassen. Brav bedankt sich der blonde Brite: «Es war ein wundervoller Abend, das Publikum war mitfühlend, ich kann nicht mehr verlangen.» Dabei war zunächst vieles für das konservative Mailänder Klientel eher gewöhnungsbedürftig.
In Jeans und im T-Shirt sei der junge Mann zu den Proben erschienen, dann sei er auch noch bekennender Fußballfan von Manchester United - über so viel Bodenständigkeit waren viele in Mailand «not amused». Einzige Kritik an Harding am «Tag danach»: Er habe die italienische Nationalhymne zu Beginn des Abends irgendwie nicht richtig hingekriegt. Auguren in Mailand handeln Harding bereits als Nachfolger auf den freien Posten des Chefdirigenten.
Die Aufführung am Mittwoch markiert auch in anderer Hinsicht einen Neuanfang: Nach jahrelanger, aufwendiger Renovierung des alten Opernhauses wird nun erstmals eine ganze Saison in der «neuen Scala» gespielt. 61 Millionen Euro hatte der Umbau gekostet, der den alten Glanz der goldenen Logenränge mit modernster Bühnentechnik vereint; offizielle Einweihung war bereits vor einem Jahr. Doch andere Probleme bleiben: Das Finanzloch, mit dem sich die Scala seit Jahren herumschlägt, droht durch staatliche Einschnitte noch größer zu werden. Schon warnt Neu-Intendant Lissner, die nächste Saison sei in Gefahr. In der neuen Ära bleibt noch viel zu tun.
Peer Meinert