Hauptrubrik
Banner Full-Size

9.6.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Fünf Jahre Literaturhaus - Treffpunkt für Autoren und Lesende +++ Theatertreffen NRW präsentiert beste Stücke +++ 23. Freiburger Theaterfestival setzt Osteuropa-Schwerpunkt +++ Weimar feiert Kunstfest: 41 Veranstaltungen


Fünf Jahre Literaturhaus - Treffpunkt für Autoren und Lesende
München (ddp-bay). Das Münchner Literaturhaus wird fünf Jahre alt. Seit der Eröffnung am 8. Juni 1997 sind unter dem Dach des ehemaligen Schulgebäudes auf dem Salvatorplatz das Literaturhaus mit Lesesälen und Ausstellungsräumen, die Akademie des Deutschen Buchhandels, das Deutsche Bucharchiv mit Bibliothek, das Institut für Urheber- und Medienrecht, der Verband Bayerischer Verlage und Buchhandlungen sowie das Kaffeehaus Dukatz vereint.
Auf dem Programm stehen Lesungen, Vortragsreihen und Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Seminare. Die Einrichtung sieht sich als «Zentrum öffentlicher Ereignisse rund ums Buch.» Das Literaturhaus sei ein Treffpunkt für Schriftsteller, Verleger, Buchhändler und Journalisten. Im kulturellen Leben der größten Bücherstadt Europas - München gilt nach New York als zweitgrößte Verlagsstadt der Welt - spielt das Literaturhaus eine herausragende Rolle. Allein im vergangenen Jahr kamen mehr als 20 000 Besucher. Das hochkarätige Programm verleiht dem Haus ein Renommee, das weit über die bayerische Hauptstadt hinausreicht.
Um das Projekt Literaturhaus zu ermöglichen, gründeten die Landeshauptstadt München sowie Münchner Verleger und Buchhändler 1993 die Stiftung «Buch-, Medien- und Literaturhaus München». Umbau und Sanierung des Gebäudes am Münchner Salvatorplatz kosteten rund zehn Millionen Euro, wovon die Stadt sieben Millionen, die privaten Stifter und Spender drei Millionen aufbrachten. Finanziert wird das Literaturhaus von der Stadt München, von Sponsoren und mit Einkünften aus Eintrittsgeldern, Vermietungen und dem Café.

Theatertreffen NRW präsentiert beste Stücke
Neuss (ddp-nrw). Starkes Schauspiel aus kleineren, mittleren und großen Theater im Lande - damit will das 21. «Theatertreffen NRW» ab Samstag in Neuss die Zuschauer locken. Das Festival beginnt dabei mit einem Autoren, der bereits zu Lebzeiten zu einem Klassiker wurde: Samuel Beckett.
In Matthias Hartmanns viel gerühmter Inszenierung «Warten auf Godot» spielt Late-Night-Talker Harald Schmidt die Rolle des «Lucky». «Es sollte klar und durchsichtig werden, nicht trocken», sagte Beckett selbst über sein Meisterwerk. «Es ist ein Spiel, um zu überleben.»
Der deutschsprachige Raum besitzt genügend Schauspiel-Stars, die Theaterfreunde zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Doch selten sind die Erwartungen so groß wie bei Harald Schmidt, dem populären Moderator und Kabarettisten. Nach jahrelanger Bühnenabstinenz trat er erstmals wieder am Bochumer Schauspielhaus in dem Beckett-Klassiker auf. Die Inszenierung entpuppte sich als ein Theaterereignis.
Dabei ist die Rolle des «Lucky», die Schmidt übernimmt, auf den ersten Blick die undankbarste in diesem zweistündigen Paradestück über die Absurdität des Lebens. Bis auf einen minutenlangen Nonsens-Monolog und eine kleine Ballett-Einlage muss Schmidt als stummer Diener seinem Herrn Pozzo das Gepäck tragen.
Er wird mit Peitschenhieben und der Schlinge um den Hals wie ein Köter über die Bühne gescheucht, um dann wieder in trostloser Bewegungslosigkeit zu verharren. Doch wenn Schmidt in abgerissenen Klamotten und mit einer langmähnigen Hundeperücke zu seinem monotonen Monolog ansetzt, wird er zum Mittelpunkt einer virtuosen Clownerie.
«Warten auf Godot» ist eines von insgesamt acht Stücken, die bis 16. Juni in Neuss zu sehen sein werden. Einen repräsentativen Querschnitt aus der Vielfalt der NRW-Theaterwelt versprechen die Veranstalter im Rheinischen Landestheater. Zu den Bühnen, die zu dem Festival geladen sind, zählt auch das Schauspiel Bonn.
Die ehemalige Bundeshauptstadt ist mit Carlo Goldonis Lustspiel «Die schöne Ferienzeit» vertreten und das Theater Bielefeld mit Ulrich Ziegers skurriler Komödie «Die Erzählung der ganzen Geschichte». Die Westfälischen Kammerspiele Paderborn präsentieren mit Ronald Harwoods «Der Fall Furtwängler» den ungekrönten König des Musiklebens im Hitler-Deutschland.
Geschichten über die Liebe, das Leben und den Tod erzählt das Ensemble der Bühnen Krefeld/Mönchengladbach mit «A. ist eine andere» von Sauter/Studlar. Marius von Mayenburgs «Feuergesicht» - das Psychogramm eines von Inzest und Hass gebeutelten Geschwisterpaares - bringt das Theater Oberhausen zur Aufführung.
Das Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt in Neuss Jon Fosses Kammerspiel «Da kommt noch wer». Das Theater Essen widmet sich Joe Penhalls «Blau / Orange» - einem Stück über das Schicksal von Psychiatriepatienten.Am Ende des Theatertreffens vergibt die Jury Preise für die beste Inszenierung und die besten Darsteller.
Brigitte Pavetic
(Internet: www.rlt-neuss.de)


23. Freiburger Theaterfestival setzt Osteuropa-Schwerpunkt
Freiburg (ddp). Beim 23. Freiburger Theaterfestival stellen die Städtischen Bühnen ab Sonntag Inszenierungen aus dem europäischen Osten vor. Präsentiert werden nach Theaterangaben Regiearbeiten aus Russland, Litauen, Polen und Rumänien, die in ihrer «beieindruckenden Vitalität und faszinierenden Bildkraft» hierzulande weitgehend unbekannt sind.
Wie die Veranstalter ankündigten, kommen mit Eimundas Nekrosius und Oskaras Korsunovas zwei der renommiertesten Regisseure Osteuropas nach Freiburg. Gastspiele einer russischen und einer polnischen Studio-Bühne, Straßentheater aus Polen, Diskussionen und Feste ergänzen das Programm.
Außerdem soll am Beispiel von Shakespeares Hamlet der Stellenwert aktueller politischer Aussagen auf den Bühnen in Ost und West verglichen werden. Einer litauischen Version des Hamlet steht die Inszenierung von Nicolas Stemann aus Hannover gegenüber. Stemanns Regiearbeit war in diesem Jahr auch beim Theatertreffen in Berlin eingeladen.
Das Festival dauert bis 18. Juni. Karten gibt es unter Telefon
0761/34874.
(Internet: www.freiburgertheater.de

Weimar feiert Kunstfest: 41 Veranstaltungen
Weimar (ddp). Mit Theater, Tanz, Musik und Lesungen unter dem Motto «Mind your steps» wartet das diesjährige Weimarer Kunstfest auf. Das Festival biete den Besuchern vom 7. August bis 1. September 41 Veranstaltungen, sagte der künstlerische Leiter und Geschäftsführer der Kunstfest GmbH, Ralf Schlüter, am Freitag in Weimar. Die Ensembles und Solisten kommen aus zwölf Ländern dreier Kontinente.
Das Programm zeige neben internationalen Theaterproduktionen und Konzerten wieder großes Tanztheater. Mit sechs Compagnien werde eine bisher nicht gekannte Konzentration an internationalen Spitzenballetts erreicht, fügte Schlüter hinzu. Kurzfristig eingeladen wurde die Kibbutz Contemporary Dance Company aus Israel mit ihrer neuen Choreografie «Screensaver», die das Kunstfest in europäischer Erstaufführung präsentiert.
Ungeachtet aller Querelen, die es in der Vergangenheit gegeben habe, freue man sich auf das Festival, betonte Schlüter. Ohne die kahlen Stellen, die das Programm noch aufweise, gebe es schließlich keinen Spielraum, um im nächsten Jahr wie angekündigt die Besucherzahlen zu verdreifachen.
Das von der Stadt Weimar ausgerichtete Kunstfest verfügt in diesem Jahr über einen Etat von knapp 912 000 Euro. 60 Prozent der Mittel fließen nach Schlüters Angaben in das Programm.

Geschichte des Kunstfestes Weimar
Weimar (ddp-lth). Das Kunstfest Weimar wurde 1990, noch vor der deutschen Wiedervereinigung, vom Bonner Innenministerium aus der Taufe gehoben. Zunächst vom Kuratorium Kunstfest e.V. realisiert, übernahm 1993 die Stadt Weimar die Rechtsträgerschaft. Sie veranstaltet und plant die Feste seither gemeinsam mit der Stiftung Weimarer Klassik. Unter der Intendanz des damaligen Präsidenten der Stiftung Weimarer Klassik, Bernd Kauffmann, wurde ein konzeptioneller «Kunstfestweg» eingeschlagen. Er ließ Weimar in die Rolle der Kulturstadt Europas 1999 hineinwachsen, dem bisherigen Höhepunkt der Kunstfest-Tradition.
Dauer und Offerten des jährlich unter einem anderen Motto stehenden Festes wechselten häufig. Aus anfangs 50 Veranstaltungen in nur zwei Wochen wurden schon beim vierten Festival 90 Angebote und sechs Ausstellungen in neun Wochen, durch die sich die «Faust»-Thematik wie ein roter Faden zog. Das bislang kleinste Festival ging 2000 über die Bühne. Das gilt nicht nur für den Etat von knapp zwei Millionen Mark, sondern auch für das Interesse der Theater- und Musikfreunde. Die damals 40 Veranstaltungen in vier Wochen wurde von gerade einmal 10 000 Besuchern nachgefragt. Der absolute Rekord hingegen wurde 1996 mit 40 000 Besuchern in 90 Veranstaltungen verzeichnet.
Das Kunstfest Weimar wartete stets mit einem kontrastreichen Programm auf, dessen Spektrum von Theater und Tanztheater, über Musik und Kunst bis hin zu Lesungen, Vorträgen und Filmen reicht. Dabei machte das Sommerfestival immer auch mit eigenen Produktionen und Uraufführungen von sich reden. Dazu gehörten die getanzten «Faust-Variationen» von Maurice Bejart und Jorge Sempruns Stück «Bleiche Mutter, zarte Schwester», dessen Bühne der sowjetische Friedhof im Park von Schloss Belvedere war. Stets war das Kunstfest auf der Suche nach neuen Spielstätten. Während der eigens für das Kunstfest errichtete Kubus für viel Diskussionen sorgte, avancierte die ehemalige Viehauktionshalle im Nu zu einem vom Publikum angenommenen Tanztempel. Doch auch in das frühere Haus der Offiziere, in die Reithalle im Marstall, ins E-Werk lockte das Kunstfest seine Besucher ebenso wie in den Tiefurter Park und den Steinbruch Ehringsdorf.
Nach dem Kulturstadtjahr 1999 stand das Weimarer Festival auf der Kippe. Seit Februar 2000 findet es unter Ägide der Kunstfest GmbH Weimar statt. Deren Geschäftführer Ralf Schlüter zeichnet seit dem Weggang Bernd Kauffmanns auch für das Kunstfest-Konzept verantwortlich. Inzwischen hat sich die Thüringer Landesregierung dazu bekannt, das Kunstfest weiter zu fördern. In diesem Jahr stellt sie dafür knapp 665 000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Weimar selbst steuert fast 256 000 Euro bei.
(www.kunstfest-weimar.de)