„Keine Lust zum Üben.“ Unter diesem Motto fand am 8. Oktober 2004 im Rahmen der Internationalen Musikmesse Ried der 5. Europäische Musikkongress statt. Ein ungewohnter Kongress-Titel, knapp und bündig, ohne Fachtermini und Anglizismen. Er führt mitten in den Alltag eines Musikschullehrers und seines Schülers. Die rund 500 am Kongress teilnehmenden Musiklehrer sollen am Ende des Tages möglichst viele Ideen und neue Motivation zum Thema „Üben“ sowie allgemein neue Anregungen rund um das Thema Musikvermittlung vom Besuch der Messehallen mit nachhause nehmen. Dies gelingt durch ein regional optimal eingebundenes Messekonzept, das ansprechend, unmittelbar und zielorientiert ist.
Die 9. Internationale Musikmesse im oberösterreichischen Ried ist keine Fachmesse, sondern hier ist täglich für jeden Interessierten geöffnet, der sofortige Kauf von Produkten ist möglich und im Eintrittspreis von sieben Euro inbegriffen ist die Teilnahme an allen Veranstaltungen. In diesem Jahr präsentierten über 400 Firmen aus 18 Ländern ihr Angebot an Musikinstrumenten, -zubehör, -elektronik, -büchern und Noten auf den 8.000 Quadratmetern der sieben Messehallen. Der genannte Kongress sowie vielfältige, oft parallel laufende Veranstaltungen ergänzen das Messeangebot: Auf einer Aktionsbühne werden stündlich Instrumente sowie Vorführungen von Musikschulen gezeigt; bis zu vier Workshops täglich geben Musikern und Lehrern neue Anregungen; eine Konzertreihe bietet eine Bandbreite vom Familienkonzert mit Soul, Funk & Blues über Klassik bis hin zum „Heurigenkabarett“; schließlich spiegelt der Blasorchester-Wettbewerb des Oberösterreichischen Blasmusikverbandes das regionale aktive Musikleben auf der größten Musikmesse im österreichisch-süddeutschen Raum wider.
„Die Organisation dieses umfassenden Rahmenprogramms ist nur durch die seit langer Zeit sehr freundschaftliche und enge Zusammenarbeit mit der Oberösterreichischen Landesmusikdirektion möglich“, führt Leo Sommergruber, Pressesprecher des Unternehmens „Rieder Messe“ in die Arbeit seines Teams ein. Es ist die Aufgabe der Landesmusikdirektion, die gesamte Musikerziehung außerhalb der allgemein bildenden Schulen zu organisieren und zu koordinieren. „Musikvermittlung ist daher das zentrale Thema unserer Musikmesse. Dass in diesem Jahr eine außerordentlich große Zahl Jugendlicher unter den Messebesuchern war, freut uns daher besonders. Insgesamt konnten wir auch in 2004 wieder die Marke von 24.000 Besuchern überschreiten, die wir seit Jahren in etwa einhalten“, ist Sommergruber zufrieden.
Die Zusammenarbeit mit den Musikschulen und dem Oberösterreichischen Blasmusikverband wirkt sich während der Messe auch auf Angebot und Nachfrage aus. „Musiklehrer und Kapellmeister der Blasorchester kommen ganz gezielt hierher“, berichtet Juliana Pierer-Kliment, die in Ried „seit jeher“ ihr Wiener Verlagshaus Kliment mit umfangreicher Blasorchester-Literatur präsentiert. Einmal in Ried nicht dabei zu sein, würde dem Namen merklich schaden, sind sich die seit vielen Jahren hier vertretenen Verleger einig. Sich erst einen Namen aufbauen müssen die auf der Messe zunehmend mehr werdenden jüngeren Unternehmen: „Man muss immer wieder kommen und auf sich aufmerksam machen, da insbesondere auf dieser Messe die Leute zunächst immer zu denselben, bereits bekannten Firmen gehen“, fasst Franz Biersack, Gründer der Edition Wallhall Magdeburg, seine Ried-Erfahrungen zusammen. Doch dafür habe er bereits erfolgreich mit den hier ebenfalls vertretenen Musikalienhändlern ins Geschäft kommen können. Trotz des teils etwas höheren Lärmpegels lässt es sich zwischen Ausstellern und Besuchern sehr gut ins Gespräch kommen und nicht selten setzen die Firmen in der Folge die während der Messe von ihren Kunden erhaltenen Anregungen für ihr künftiges Angebot um.
Der Weg durch die Messehallen führt neben vielen Instrumenten-, aber auch Musikelektronikständen vorbei an der „Lebenden Fachwerkstätte“, in der Instrumentenbau vorgeführt wird. Man passiert die Trachtenhersteller, die Vereinskleidung der Blaskapellen zeigen, man lässt den ein oder anderen verwunderten Blick über „Crazy Instruments“ wandern, und schließlich mündet man in den Bereich, der dem Trend der letzten Jahre huldigt. iTunes und Klingeltöne? Nein, die Steirische Harmonika ist „in“, wie eine Vielzahl von Ausstellern belegen. Unter den Klängen der „Steirischen“ sowie sinfonischer Blasmusik schließen sich wieder für ein Jahr die Pforten der Musikmesse Ried. Einer Messe, die in einer bilanzierenden Pressemitteilung ihren Besuchern attestiert: „Das Gros der ausstellenden Firmen bestätigte das hohe fachliche Niveau der Messebesucher.“