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Die Redakteure des Onlineportals iRights.info, Till Kreutzer und Matthias Spielkamp, bewerten das deutsche Urheberrecht trotz umfangreicher Reformbemühungen als unflexibel und undurchsichtig. Der Gesetzgeber werde dem keine Abhilfe schaffen können. Wie sich das Urheberrecht in Deutschland entwickeln wird, dass debattierten Kreutzer und Spielkamp im Rahmen der forward2business-Zukunftsuniversität am 3. Mai unter dem Titel "Vision 2015: Die Zukunft der Ideen - Urheberrecht in der digitalen Welt".
„Eine Gesetzesnovelle wird keine Erleichterung bedeuten!“
Kreutzer/ Spielkamp: Deutsches Urheberrecht undurchsichtig und unflexibel
Trotz umfangreicher Reformbemühungen ist das deutsche Urheberrecht nach wie vor so kompliziert, dass es für Laien nicht zu handhaben ist. So lautet das Resümee von Till Kreutzer und Matthias Spielkamp. Die beiden Redakteure des Onlineportals iRights.info beleuchteten im Rahmen der forward2business-Zukunftsuniversität am gestrigen Dienstagabend in Potsdam die Anpassung des Urheberrechts an die deutsche Informationsgesellschaft. Mit Studenten aus Potsdam und Berlin sowie Interessierten der Entertainmentbranche debattierten Sie die „Vision 2015: Die Zukunft der Ideen – Urheberrecht in der digitalen Welt“.
Der das Urheberrecht betreffenden Gesetzgebung mangele es an Flexibilität und Transparenz, so Till Kreutzer. Der laufende Reformprozess sei konfrontiert mit zahlreichen Schwierigkeiten. Erschwerend wirke sich zum Beispiel aus, dass die Rechtsmaterie extrem in internationale Prozesse eingebunden sei und eine Abstimmung mit den Interessen der Einzelstaaten erfordere. Dem Einfluss des deutschen Gesetzgebers auf die Entwicklung des Urheberrechts würden damit erhebliche Grenzen gesetzt, Gesetzgebungsprozesse die eine Anpassung des Urheberrechts an die Informationsgesellschaft herbeiführen sollen, dauerten viele Jahre. Während dessen nehme die Bedeutung urheberrechtlich geschützter Werke stetig zu, da die meisten im Internet verbreitenden Inhalte dem Schutz des geistigen Eigentums unterliegen. Die Konvergenz der Interessengruppen nannte Kreutzer als Problem für die Herstellung eines gerechten Interessenausgleichs im Urheberrecht. „Die Bereiche verschwimmen immer mehr: Wer ist Urheber, wer Nutzer? Viele sind beides gleichzeitig. Bei den Gesetzgebungsprozessen ist daher häufig unklar, wessen Interessen man mit einer Maßnahme schützt und wessen Interessen man gleichzeitig benachteiligt“, so Kreutzer. Das Recht werde nicht gerechter, sondern komplizierter, „eine Gesetzesnovelle wird keine Erleichterung für Nutzer und Urheber bedeuten.“
Man müsse scharf abgrenzen, was legal und was illegal ist, erklärte Matthias Spielkamp. Vor allem bei Tauschbörsen entstehe oft der Eindruck, dass jeder Download einen Rechtsbruch bedeute. „Dieser Eindruck ist falsch“, so Spielkamp. Die Schwierigkeit sei jedoch festzustellen, was legal ist und was nicht. Durch Medienkampagnen, wie zum Beispiel der „Hart aber gerecht“ - Kampagne der Filmindustrie, würden die Bürger manipuliert und eingeschüchtert statt aufgeklärt.
Als Alternative zu den herkömmlichen urheberrechtlichen Regelungs- und Vermarktungsmechanismen sehen Kreutzer und Spielkamp Open Content und Freie Software, bei denen Nutzungsrechte an jedermann übertragen werden. Sie seien vor allem für den Nutzer fast ausschließlich von Vorteil. Er erhalte weit reichende Nutzungsfreiheiten über in der Regel leicht verständliche und damit transparente Bestimmungen. Auch der Urheber könne hier- von in mancher Hinsicht profitieren. Zum einen verbreite sich sein Werk ungehindert, zum anderen könne so erreicht werden, dass geistige Leistungen durch eine „Community“ weiterentwickelt und perfektioniert werden. Auch Einnahmequellen könnten bei Open Source und Open Content unter Umständen erschlossen werden. Der Open Source-Bereich habe gezeigt, dass es zu dem klassischen Modell des Urheberrechts, nach dem die Vergütung der Urheber und Rechteinhaber durch Nutzungsentgelte erzielt werde, auch Alternativen gibt. Mit dem Onlineportal iRights.info, das seit März besteht, wollen Kreutzer und Spielkamp dem Bürger einen einfachen und dennoch fachgerechten Überblick über das Urheberrecht in der digitalen Welt bieten. Dabei konzentrieren sie sich auf drei wesentliche Bereiche: privat kopieren, selber machen und Hintergrundinformationen. Initiator des Portals ist der Berliner Verein mikro e.V., finanziert wird das Projekt hauptsächlich vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Mit der Zukunftsuniversität trägt forward2business seine Zukunftsdebatten an die Universitäten. Nach Leipzig im vergangenen Jahr findet die Zukunftsuniversität nun zum zweiten Mal statt. Von April bis Juli 2005 debattieren erneut die Vordenker der Entertainmentbranche ihre Thesen und Visionen mit Studenten und Akademikern aus Potsdam und Berlin.
Die weiteren Termine der forward2business-Zukunftsuniversität 2005
24. Mai 2005: Ute Biernat, Grundy Light Entertainment
“Vision 2015: fern sehen – So sieht Zukunfts-TV aus“
31. Mai 2005: Oliver Kindzorra, Microsoft Deutschland
„Vision 2015: Die Idee von den intelligenten vier Wänden“
14. Juni 2005: Dieter Gorny, VIVA Media
„Vision 2015: Anforderungen an die Künstler der Zukunft”
28. Juni 2005: Wolfram Winter, Universal Studios Networks
„Vision 2015: Wie das Kino die Leinwand verlässt“
12. Juli 2005: Christine Kallmayer, Fraunhofer IZM
„Vision 2015: Tastatur im Ärmel – Mobile Konzepte in der Mode“
http://www.forward2business.com
Quelle: FORWARD2BUSINESS-Büro GmbH