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Deutsche Musikexportförderung steht vor dem Aus

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Das erst Ende 2003 gegründete deutsche Musikexportbüro Germansounds steht bereits jetzt dem Aus. Vor allem der größte Geldgeber, die öffentliche Hand, scheint die Geduld zu verlieren.

„Die öffentliche Finanzierung war immer nur als Anschub gedacht, jetzt muss die Wirtschaft das allein weiterführen“, erklärte der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Steffen Kampeter, während einer Veranstaltung auf der Musikmesse Midem in Cannes. Wie es weitergeht, werde sich „in wenigen Wochen entscheiden“, so Kampeter. In zwei Jahren wurden rund 310 000 Euro Steuergelder investiert. Die Neigung der Privatwirtschaft über das aktuelle Niveau hinaus als Geldgeber einzuspringen ist allerdings sehr gering. Germansounds mit Sitz in Berlin wurde etabliert, um deutschen Künstlern und mittelständischen Musikverlegern bei der Vermarktung ihrer Musik im Ausland zu helfen.

Das Exportbüro muss mit einem Jahresetat Etat von unter 100 000 Euro im Jahr auskommen, falls kein Ersatz für den Wegfall der öffentlichen Mittel gefunden wird. Je 25 000 Euro pro Jahr bringen die Urheberrechtsorganisation Gema und der Musikverlegerverband GVL ein. Die Gema, die naturgemäß ein großes Interesse an zusätzlichen Einnahmen für ihre Mitglieder durch höhere Auslandseinnahmen hat, wäre bereit an dem Projekt festzuhalten. Immerhin werden rund viermal so viele Gebühren an ausländische Verwertungsgesellschaften überwiesen wie für im Ausland gespielte deutsche Musik von Künstlern wie Nena oder Rammstein eingenommen wird.

In der Kritik steht aber mangelnde Transparenz der Mittelverwendung beim Exportbüro. „Wir wollen schon sehen, was mit dem Geld gemacht wurde, aber grundsätzlich sind wir weiter bereit, das Büro mitzutragen“, erklärte Vorstandssprecher Jürgen Becker. Für 2006 sei das Geld im Prinzip bereits eingeplant.

Michael Haentjes, Musikmanager und Chef des deutschen Zweigs der IFPI-Musikverbände, will dagegen lieber heute als morgen Schluss machen. „Ich würde sagen, vergesst es. Es gibt genug Firmen, die den Export ihrer Künstler selbst organisieren können und dies auch machen“, zieht er Resümee. Das Musikgeschäft wachse nicht durch Exportbüros, sondern durch Kreativität. Der Verband ist als Gründungsmitglied an GermanSounds beteiligt. Hier sind auch die großen Musikfirmen Universal, Emi, SonyBMG und Warner Mitglied.

Der konkurrierende Verband der unabhängigen Tonträgerunternehmen, VUT, will das Büro dagegen halten. Gerade die kleinen Unternehmen ohne Rechtsabteilungen oder internationale Schwesterunternehmen könnten eine professionelle Unterstützung gebrauchen. VUT-Präsident Peter James ist zugleich Vorstand und Geschäftsführer der Germansounds AG. Gegenüber dem Handelsblatt forderte er ein klares Bekenntnis auch der Politik zum Exportbüro, wenn man es wirklich haben wollte.

Quellen: Absatzwirtschaft.online / Handelsblatt