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Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, erwarten die großen Musikkonzerne 2004 in Deutschland ein Minus von sechs bis sieben Prozent.
Frage: Wie viele Platten muss Ronan Keating verkaufen, um in die Hitparade zu kommen? Antwort: 214. Der Ex-Boygroup-Star ist laut "Spiegel" mit minimalen Verkäufen seiner neuen CD auf Platz 100 der deutschen Albumcharts eingestiegen. Und auch Eminem, Sarah Connor und Co. müssen immer weniger Musik verkaufen, um die Charts zu stürmen. Die Krise der Musikindustrie ist also offenbar noch nicht zu Ende - und daran wird heuer nicht einmal das traditionell gute Weihnachtsgeschäft etwas ändern können.Als Beispiel führt der "Spiegel" bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangte Verkaufszahlen jener Platten an, die an der Spitze der deutschen Hitparaden stehen.
- So sei für das im November erschienene Album "Encore" von Rap-Rabauke Eminem schon nach wenigen Tagen "Platin-Status" gemeldet worden. Die Auszeichnung basiere aber nicht auf den tatsächlichen Verkäufen, sondern auf den rund 210.000 an den Handel gelieferten Alben. Verkauft wurde die Scheibe in der ersten Woche nur 38.410 Mal. "Encore" schaffte es trotzdem auf Platz eins der Album-Charts.
- Die aktuelle Nummer eins der Single-Charts, "Call On Me" von Eric Prydz, gelte sogar mit deutschlandweit knapp 19.000 Verkäufen pro Woche als erfolgreich.
- Das Nachrichtenmagazin spricht von einer "guten Woche", in der Vorwoche sei die Latino-Band Aventura mit halb so vielen Verkäufen an die Chart-Spitze gekommen.
- Dass sich Alben und Singles trotz geringer Nachfrage in den Wertungen halten, sieht man aber vor allem an den hinteren Plätzen. Ex-Boyzone-Sänger Ronan Keating hat vergangene Woche mit seinem neuen Album "Turn It On" den Chart-Einstieg auf Position 100 geschafft - laut den "Spiegel"-Zahlen mit nur 214 verkauften Einheiten.
"Bei diesen Zahlen haben die Plätze 50 bis 100 eigentlich überhaupt keine Bedeutung mehr", sagte der Geschäftsführer von Sony BMG Deutschland, Rolf Gilbert, dem Magazin. "Da muss man sich inzwischen fragen, ob man die überhaupt noch ausweisen will", fügte er hinzu.
In Österreich werden die genauen Verkaufszahlen üblicherweise weder von der Musikindustrie-Lobby IFPI, die die Erstellung der Hitparaden in Auftrag gibt, noch von der damit beauftragten Agentur veröffentlicht - im Sinne der "Unabhängigkeit" der Hitparadenwertung, wie IFPI-Österreich-Sprecher Thomas Böhm gegenüber ORF.at betonte.
Während die britische Musikindustrie erst vor kurzem einen Umsatzrekord bekannt gab, soll in Deutschland das Geschäft weiter zurückgehen: "Wir glauben nicht, dass das Weihnachtsgeschäft das noch rausreißen wird", so Sony-BMG-Chef Gilbert.
IFPI-Österreich-Sprecher Böhm will sich auf solche Prognosen vor den Dezemberzahlen noch nicht einlassen. Weitere Rückgänge seien aber zu befürchten, sagte Böhm.
Ende November hatte der Vorsitzende der Deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, erklärt, dass man dieses Jahr ein besseres Weihnachtsgeschäft als 2003 erwarte, in dem 450 Millionen Euro umgesetzt wurden. Die Phonowirtschaft erzielt in den Monaten November und Dezember rund ein Viertel ihres Jahresumsatzes.
Im Gesamtjahr 2003 hatte die Branche einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent verkraften müssen. Im ersten Halbjahr 2004 betrug der Rückgang aber nur noch 2,9 Prozent.
Wegen der rückläufigen Verkaufszahlen wurden in Deutschland bereits vor knapp zwei Jahren die Kriterien für die Verleihung von Platin- und Gold-Schallplatten massiv herabgesetzt. Um mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet zu werden, müssen etwa 100.000 Alben statt früher 150.000 verkauft werden.
Quelle: http://orf.at/041206-81388/index.html
zum Siegel-Artikel:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,330950,00.html