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(nmz) - Erst Mitte Juni 2008 hatten die Musikverleger Hinrichsen und die Peters Edition Ltd. London bekannt gegeben, am 18. September mit der „Edition Hinrichsen GmbH“ an ihrem Stammsitz in Leipzig eine Filiale eröffnen zu wollen. Wie MDR Figaro berichtet, wurde dieses Vorhaben am 22. August vom Landgericht Frankfurt am Main durch eine einstweilige Verfügung verhindert. Es folgte einem Antrag der Erben von Johannes Petschull, ehemaliger Geschäftsführer des C.F. Peters Musikverlages.
Der Sitz der „Edition Hinrichsen GmbH“ sollte das traditionsreiche Leipziger C.F. Peters-Haus sein, in dem die Familie Hinrichsen bis zum 2. Weltkrieg lebte und arbeitete. Von hier aus sollte neben verlegerischer Tätigkeiten auch der Verlag der musikalischen Werke unterstützt werden, die sich im Besitz der Londoner und New Yorker Firmen der Hinrichsens befinden. Dazu gehören auch die Werke von John Cage.Das Landgericht Frankfurt am Main stützte seine Entscheidung auf bestehende Verträge aus den fünfziger Jahren zwischen den einzelnen C.F. Peters-Verlagsteilen in Frankfurt, New York und London. Hier wurde vereinbart, dass die Verlage nicht als Konkurrenten auftreten dürfen. Ob es eine Zukunft der „Edition Hinrichsen GmbH“ in Leipzig geben wird, ist unklar. Der Geschäftsführer Nicholas Riddle hat die Möglichkeit, gegen die einstweilige Verfügung innerhalb eines Monats Berufung einzulegen.
s. auch Beiträge in nmz:
Erfolgsgeschichte mit einigen Brüchen - Spuren der Vergangenheit: 200 Jahre Peters-Verlag
Wie lange gehört Leipzig noch zu den Verlierern?
Ergänzend dazu die Pressemeldung vom 18. Juni 2008:
Die Musikverleger Hinrichsen kehren nach Leipzig zurück
Eröffnung des neuen alten Firmensitzes am 18. September im historischen Peters-Haus
Leipzig (ots) - Die Hinrichsens, seit 1863 Herausgeber der weltweit renommierten Musikkatalog-Edition Peters, kehren zurück nach Leipzig; an den ehemaligen Stammsitz ihres Verlags. Die neu gegründete "Edition Hinrichsen GmbH" wird neben derzeit in Planung befindlicher, eigener verlegerischer Tätigkeiten auch den Verlag der musikalischen Werke unterstützen, die sich im Besitz der Londoner und New Yorker Firmen der Hinrichsens befinden. Darunter sind auch die Werke von John Cage - einer der einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die offizielle Eröffnung der "Edition Hinrichsen GmbH" wird am 18. September 2008 in der Talstraße 10 in Leipzig stattfinden.
Dort in dem traditionsreichen C.F. Peters-Haus hatte die Familie Hinrichsen bis zum 2. Weltkrieg gearbeitet und auch gelebt. Das von Otto Brückwald, dem Architekten des Bayreuther Festspielhauses, im Jahre 1874 erbaute Haus war damals das kulturelle Zentrum der Stadt. Viele der Komponisten, die der Verlag publizierte, gingen seinerzeit dort ein und aus. Auch der berühmte norwegische Komponist Edvard Grieg war während seiner zahlreichen Besuche in Leipzig häufig Gast der Familie und komponierte dabei u. a. die weltbekannte Peer-Gynt-Suite Nr. 1.
Die Firma von C.F. Peters, deren Wurzeln bis ins Jahr 1800 zurückreichen, entwickelte sich in der Talstraße unter der Leitung von Max Abraham und seinem Neffen Geheimrat Henri Hinrichsen, dem Prokuristen und späteren Nachfolger Abrahams, rasch zu einem der bedeutendsten Musikverlage der Welt. Die Meisterwerke der größten zeitgenössischen Komponisten wurden hier verlegt, darunter J.S. Bach, Brahms, Mahler, Mendelssohn, Schönberg, Schubert, Schumann, Wagner und Richard Strauss.
Im 2. Weltkrieg enteignete das Naziregime den Verlag. Bis zur Wende wurde er dann als VEB (Volkseigener Betrieb) weitergeführt. Nach der Wiedervereinigung veranlasste die Hinrichsen Familie, dass die Firma in den Besitz ihres in Frankfurt/Main ansässigen C.F. Peters Musikverlages überging, den sie gemeinsam mit dem Geschäftsführer Dr. Johannes Petschull betrieb. Sie waren zutiefst erschüttert und geschockt, als sie hörten, dass er danach fast die ganze Leipziger Belegschaft entließ.
Die "Edition Hinrichsen GmbH" bringt jetzt ein Stück großartiger Kulturgeschichte zurück nach Leipzig und wird die Tradition des renommierten Musikverlages neu beleben. Nicholas Riddle, Geschäftsführer der "Edition Hinrichsen GmbH": "Der Name Hinrichsen ist eng mit Leipzig verbunden. Wir freuen uns, mit dem Einzug in die Talstraße an 150 Jahre anspruchsvoller musikverlegerischer Tätigkeit anknüpfen zu können." Irene Lawford-Hinrichsen, Tochter des Gründers des Londoner Unternehmens Peters bekräftigt: "Es hätte meinen verstorbenen Großvater Geheimrat Henri Hinrichsen, meinen Vater Max und meinen Onkel Walter Hinrichsen mit Stolz und großer Freude erfüllt, zu sehen, dass ihr Familienname wieder nach Leipzig zurückkehrt. Die gesamte Familie freut sich sehr auf eine erfolgreiche Zukunft der Firma."