Es begann mit zwei Gastspielen im Leipziger Gewandhaus 1799. Damals bereisten Franz Anton Hoffmeister – vielseitig begabter Musiker, Komponist und Verleger – sowie der Flötist Franz Thurner eine Reihe europäischer Städte. Das aus Wien stammende Duo hatte auch in Leipzig Erfolg, der für Thurner wie üblich mit dem Applaus und der Auszahlung der Gage endete. Hoffmeister dagegen fand Gefallen an der Stadt, blieb hängen und ging auf die Suche nach einem geeigneten Partner „vor Ort“ zwecks Gründung einer Musikfirma. Der unternehmerische Kontrapunkt war bald gefunden: Ambrosius Kühnel, der seinerzeit Organist an der katholischen Kapelle in der Pleißenburg und Geiger im Gewandhausorchester war. Gemeinsam gründeten sie am 1. Dezember 1800 eine Firma mit Notenstecherei, Druckerei, Verlags- und Instrumentenhandlung. Ihr Name: Bureau de Musique. Anfang 1805 trat Hoffmeister aus der Firma aus. Kühnels Erben verkauften den Verlag 1814 an den Leipziger Buchhändler Carl Friedrich Peters (1779–1827), der das Verlagsprogramm gezielt vergrößerte. Peters ist bis heute Namenspatron des Verlages.
Es begann mit zwei Gastspielen im Leipziger Gewandhaus 1799. Damals bereisten Franz Anton Hoffmeister – vielseitig begabter Musiker, Komponist und Verleger – sowie der Flötist Franz Thurner eine Reihe europäischer Städte. Das aus Wien stammende Duo hatte auch in Leipzig Erfolg, der für Thurner wie üblich mit dem Applaus und der Auszahlung der Gage endete. Hoffmeister dagegen fand Gefallen an der Stadt, blieb hängen und ging auf die Suche nach einem geeigneten Partner „vor Ort“ zwecks Gründung einer Musikfirma. Der unternehmerische Kontrapunkt war bald gefunden: Ambrosius Kühnel, der seinerzeit Organist an der katholischen Kapelle in der Pleißenburg und Geiger im Gewandhausorchester war. Gemeinsam gründeten sie am 1. Dezember 1800 eine Firma mit Notenstecherei, Druckerei, Verlags- und Instrumentenhandlung. Ihr Name: Bureau de Musique. Anfang 1805 trat Hoffmeister aus der Firma aus. Kühnels Erben verkauften den Verlag 1814 an den Leipziger Buchhändler Carl Friedrich Peters (1779–1827), der das Verlagsprogramm gezielt vergrößerte. Peters ist bis heute Namenspatron des Verlages.Der eigentliche Aufschwung zum Unternehmen von Weltgeltung startete aber erst vier Jahrzehnte nach seinem Tod im Jahre 1867: In seinem Bestreben, gute Qualität billig zu produzieren stieß Max Abraham – Teilhaber des Verlages seit 1863 – auf die Leipziger Druckerei von Carl Gottlieb Röder. Seit geraumer Zeit versuchte Röder, das für den Buchdruck bereits eingeführte Verfahren eines lithographischen Schnelldruckes für den Notendruck nutzbar zu machen. Das gemeinsam vorangetriebene Projekt glückte, die Produktivität stieg um märchenhafte 800 Prozent. Beinahe ebenso die Gewinne, trotz niedriger Preise. Abraham sorgte für kompetente und namhafte Herausgeber sowie für eine extrem hohe Dichte an Neuerscheinungen. 1891 holte Abraham seinen Neffen Henri Hinrichsen (1868–1940) als Prokuristen und späteren Nachfolger in die Firma. Um die Jahrhundertwende stand der Verlag auf dem Höhepunkt seiner wirtschaftlichen Macht. Der Verlag präsentierte sein Sortiment auf mehreren Weltausstellungen, erhielt 1900 in Paris sogar einen Grand Prix.Leipzig profitierte davon in besonderer Weise. Hinrichsen stellte einen Teil seiner Gewinne der Öffentlichkeit zu Verfügung. Unter anderem mit der 1893 gegründeten „Musikbibliothek Peters“, 1911 mit der von Henriette Goldschmidt angeregten Gründung der ersten deutschen Hochschule für Frauen. Wie gesagt: Beispiele. Beispiele auch, die verdrängt, verleugnet und totgeschwiegen wurden, als die Nazis 1933 begehrliche Blicke auf das Eigentum jüdischer Familien warfen. Freunde und Bekannte mussten zusehen, wie die Hinrichsens aus Leipzig verschwanden: 1936 verließ der zweitälteste Sohn Walter Leipzig in Richtung USA, 1937 ging der ältere Max nach London. Henri und der jüngste Sohn Hans-Joachim blieben zunächst dem Erbe Abrahams verpflichtet, erhielten aber nach der Kristallnacht am 9. November 1938 Berufsverbot.
Im Jahr 1939 kauften Staatsrat Kurt Hermann, der über weit reichende Verbindungen im NS-Staat verfügte, und Johannes Petschull, der als ehemaliger Verlagsleiter von Schott exzellente Branchenkenntnisse besaß, Henri Hinrichsen den Verlag ab. Die Kurzbiografie der Internet-Seite www.edi tion-peters.de spricht von einem Schein-Kaufvertrag. Doch wer kaufte 1939, als das „Tausendjährige Reich“ die militärischen Deiche der Nachbarvölker wie eine Sturmflut überschwemmte, einen jüdischen Verlag zum Schein? Allerdings: Petschull verschaffte in seiner Eigenschaft als Verlagsleiter insgesamt etwa 60 Personen eine UK-Stellung, welche Zivilisten vor dem Kriegsdienst bewahrte.
Hingegen erlitten Anfang der vierziger Jahre Henri Hinrichsen und sein Sohn das gleiche Schicksal wie zwölf weitere Angehörige der Familie. Hans-Joachim starb im Konzentrationslager in Perpignan, Henri wurde in Auschwitz-Birkenau vergast. Leipzig verlor eine seiner nobelsten Familien auf die menschenunwürdigste Weise und in der schwärzesten Phase deutscher Geschichte.
Das Ende ist rasch skizziert: 1941 ging die Produktion kriegsbedingt stark zurück. 1943 wurden wichtige Verlagsunterlagen und Teile der Musikbibliothek ausgelagert. Während das „grafische Viertel“ in Schutt und Asche versank, blieb das Verlagshaus in der Talstraße von den Bomben verschont. 1945 stellte Walter Hinrichsen, inzwischen Staatsbürger der Vereinigten Staaten, Petschull eine Generalvollmacht als Teilhaber und Geschäftsführer aus, nachdem Petschull den Verlag beim Leipziger Amtsgericht auf Hinrichsen zurückübertragen hatte.
Die Russen akzeptierten den Verlag als amerikanisches Eigentum, die SED enteignete die Nachfahren Henri Hinrichsens. Damit setzte die DDR das Unrecht fort, welches von den Nazis begangen wurde. 1951 wurde der Verlag rückwirkend zum 1. Januar 1950 in „Volkseigentum“ überführt. Als VEB („Volkseigener Betrieb“) wurde er fest in die kulturpolitischen Maßnahmen der SED-Regierung eingebunden. Oder besser das, was von ihm in Leipzig verblieb. Denn längst hatten Hinrichsens Nachfahren gleichnamige Niederlassungen in London und New York gegründet, hatte Petschull den deutschen Sitz des Verlages nach Frankfurt am Main verlagert. Bis 1990 existierten C.F. Peters bzw. VEB Edition Peters parallel, wobei viele Verbindungen erhalten blieben, wie die einheitlichen fortlaufenden Verlagsnummern und die ISBN-Nummern. Frankfurt nutzte die Quellen und die verlegerische Arbeit aus Leipzig; die DDR erhielt für den Export von Musikalien Devisen. Eine Symbiose des Unrechts, der die Leipziger 1989 selbst ein Ende bereiteten.
Mit der ab 1990 betriebenen Rückgabe des Verlages an die Erben der Familie Hinrichsen tauchten jedoch neue Probleme auf. Kurz vor der Wiedervereinigung verfügte die letzte DDR-Regierung die unverzügliche Rückgabe des Verlages an die Familie Hinrichsen. Die schnelle Rückgabe kollidierte jedoch mit den Regelungen des Einigungsvertrages, was zu erheblichen juristischen Komplikationen führte und die Entlassung sämtlicher Mitarbeiter zur Folge hatte. 1993 war die Rückgabe endgültig besiegelt. In Leipzig wurde eine kleine Dependenz gegründet, die Edition Peters GmbH, und Nobert Molkenbur, seit 1983 Betriebsdirektor des ostdeutschen Verlages, als Geschäftsführer bestellt. Er ist Herr über eine Sekretärin, einen Hausmeister und über zwei Millionen Musikalien, die in den feuchten Kellern des alten Verlagshauses lagern. Inzwischen sind viele Kellerräume leer.
Voll dagegen sind die Bestände an Verlagsunterlagen im Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig: 150 laufende Meter Akten, 10.000 Mappen und Hefter mit nahezu 1 Million archivalischen Einheiten, darunter etwa 250.000 Briefe unter anderem an Clara Schumann, Hugo Wolf, Max Reger und Richard Strauss sowie Autographe der von C.F. Peters verlegten Werke. Neues wird an der Pleiße allerdings auch künftig nicht gedruckt. Mühelos füllen die Druckpressen an Themse, Main und Hudson die Kataloge und Prospekte. Keine Frage, der Peters-Verlag ist ein erfolgreicher internationaler Musikalienverlag mit Zukunft.
Und, daran ist nicht zu rütteln, mit Sitz in Frankfurt, London und New York. Wer dagegen nach Spuren der Vergangenheit sucht, kommt an dem alten Verlagshaus nicht vorbei. Dort regiert der Verfall, stockt die bereits in Angriff genommene Sanierung. Wie so oft ist der Hauch des Vergangenen Gegenwart in Leipzig.