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German Sounds braucht neue Strategie für weitere Förderung - Bundesregierung lehnt weitere Finanzierung klar ab - Otto: Musikindustrie muss Geld geben
Berlin (ddp). Die Zukunft des angeschlagenen deutschen Musikexportbüros German Sounds steht weiter auf der Kippe. Die Bundesregierung, die die Einrichtung mit einer Anschubfinanzierung unterstützt hatte, lehnt weitere öffentliche Gelder ab, wie aus den Antworten der Regierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht, die der Nachrichtenagentur ddp vorliegen. FDP-Kulturexperte Hans-Joachim Otto forderte die Musikindustrie auf, die Anschlussfinanzierung zu übernehmen. Die Verwertungsgesellschaft GVL machte eine weitere Unterstützung indes von einer neuen Strategie des Büros abhängig.
In der Stellungnahme der Bundesregierung heißt es, es habe von Anfang an mit allen Beteiligten Einvernehmen bestanden, dass die Finanzhilfe des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien nach Ablauf des dritten Förderjahres ende. Es sei unstrittig gewesen, dass German Sounds sich danach selbst finanzieren müsse. Das Musikexportbüro hatte in den Jahren 2003 bis 2005 insgesamt 340 000 Euro bekommen.
Laut Bundesregierung wurde das Ziel des Aufbaus von German Sounds erreicht. Nun sei es Sache der Träger und Anteilseigner, für die weitere Finanzierung des Büros zu sorgen.
Der Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Otto, appellierte an die Musikwirtschaft, die weitere Existenz von German Sounds zu sichern. Wenn diese jedoch der Ansicht sei, eine Förderung von German Sounds lohne sich nicht, könne auch die Bundesregierung das Büro nicht auf Dauer erhalten. «Wir können nicht immer nach Subventionsabbau rufen und dann doch neue Subventionen fordern», betonte Otto.
Der Geschäftsführer der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL), Peter Zombik, sagte, die bisherigen Geldgeber GVL und Gema würden auf Grundlage eines neuen Konzeptes von German Sounds entscheiden, ob sie ihre finanzielle Unterstützung fortsetzten. Dieses liege jedoch noch nicht vor. «Zurzeit ist die Diskussion ergebnisoffen», betonte er.
Er halte jedoch eine weitere Finanzierung allein durch die für alle Bereiche der Musikwirtschaft stehenden Verwertungsgesellschaften GVL und Gema für «kaum vertretbar». Die Musikexportbüros in anderen Ländern würden auch von öffentlicher Seite unterstützt. Eine entsprechende Bereitschaft der Bundesregierung sei daher «wesentliche Grundlage» für die Fortführung des Büros.
Ein zusätzliches finanzielles Engagement der Plattenfirmen für das Büro hält der GVL-Geschäftsführer indes für unwahrscheinlich, da diese bereits über die Verwertungsgesellschaften an German Sounds beteiligt seien.
Nadine Emmerich
http://www.germansounds.de
Das deutsche Musikexportbüro German Sounds wurde 2003 in Berlin gegründet. Sein Ziel ist die Bewerbung des Musikstandortes Deutschland im Ausland sowie die Erschließung ausländischer Märkte zugunsten von Urhebern, Interpreten und Produzenten sowie der Unternehmen der Musikwirtschaft. German Sounds ist eine Private-Public-Partnership-Organisation und wird unterstützt von den Verwertungsgesellschaften Gema und GVL sowie bislang der Bundesregierung.
Die Einrichtung geht davon aus, dass für einen erfolgreichen Musikexport spezielle Marktkenntnisse und Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern dringend erforderlich sind. Das Büro bietet daher Dienstleistungen wie die Bereitstellung von Marktanalysen und Kontaktdatenbanken. Zudem fördert es den Kontakt zu Musikfirmen, Promotion-Agenturen und Konzertveranstaltern im Ausland. Fast alle europäischen Länder verfügen über ähnliche Institutionen zur Förderung nationaler Musik im Ausland. (ddp)