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Greifswald (OZ) Was, wenn das Gewünschte mehr Geld kostet als das eigene Portmonee hergibt? Dann kann ich es mir nicht leisten. Folgten die Politiker und Verwalter des Kreises dieser Logik, ginge derzeit vieles den Bach runter.
Ostvorpommern lebt über seine Verhältnisse. Für dieses Jahr geplante Ausgaben sind bei weitem nicht gedeckt. Mehr als vier Millionen (!) Euro fehlen. Und deshalb kann der Kreis längst nicht alles haben, was er will.Konsequenterweise müsste er Zahlungen sofort einstellen, um das Minus im eigenen Etat auszugleichen. Wie wäre es also, wenn der Kreis keine 250 Tausend Euro an die Vorpommersche Landesbühne überwiese? Wie, wenn er die geplanten 38 Tausend Euro für die Heimvolkshochschule Lubmin streichen würde? 470 Tausend Euro nicht für die Musikschule auszugeben, könnte auf die Schnelle ebenso zur Stabilisierung der Finanzlage beitragen wie die Fahrbibliothek zu schließen, die noch im Vorjahr immerhin 145 Tausend Mark (gut 74 Tausend Euro) kostete.
Das Streichkonzert ließe sich beliebig weiter komponieren. Am Ende landete es in der Schublade. Denn so einfach ist es dann doch nicht, zu sparen. Da gibt es Verträge und Vereinbarungen. Ist auch die Politik vor. Schon hört man ihr Lamento. Ein Klagelied, dessen Text mit Begrifflichkeiten wie „soziale Verantwortung“ und „Gemeinwohl“ gespickt ist. Auch in der allergrößten Not denkt in Ostvorpommern keiner daran, Musik- und Volkshochschule sich selbst zu überlassen oder den Bücherbus stillzulegen. Indes, die Zuschüsse wurden allgemein gekürzt. Und nicht nur im kulturellen Bereich! Der Öffentliche Nahverkehr wird in diesem Jahr weniger Geld aus Anklam erhalten. Auch Wohlfahrtsverbände und Organisationen müssen mit Einbußen rechnen. Der Rotstift regiert. Noch setzt man ihn behutsam an, weshalb das Haushaltsdefizit sobald nicht aus der Welt sein wird. Schon stellt man sich auf einen längeren Sparkurs ein. Die Roten Zahlen, heißt es, würden Ostvorpommern noch einige Jahre lang plagen. Da der Kreis seinen Haushalt nicht in den Griff bekommt, könnte Schwerin das Verwaltungszepter schwingen. Theoretisch schon, wurde ein Vertreter des Innenministeriums in dieser Woche zitiert. Praktisch aber, meinte er , wäre dies eine „unglaubliche Arbeit“. Sanierungsfall Ostvorpommern – selbst das Land schreckt zurück.