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Grönemeyer stellt neues Album «Schiffsverkehr» vor

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Berlin - Die Noten sitzen, der Text noch nicht hundertprozentig. Bei den musikalischen Kostproben aus seinem neuen Album muss Herbert Grönemeyer einige Stellen übernuscheln. «Den Text muss ich noch ein bisschen üben», gibt er zu. Die Reaktionen bei der Vorstellung seines neuen Albums «Schiffsverkehr» am Dienstagabend in Berlin sind trotzdem überwiegend positiv. Was Grönemeyer erleichtert zur Kenntnis zu nehmen scheint.

Seine Anspannung mag angesichts seiner Erfolge überraschen. Aber bei einem neuen Album sei es jedes Mal so, «als gebe man sein Baby frei - und dann hofft man, dass behutsam damit umgegangen wird», sagt er.

«Schiffsverkehr» ist Grönemeyers 13. Album, rechnet man das englische Album mit seinen größten Hits und das deutsche Best-of-Album von 2008 heraus. Inspiration für «Schiffsverkehr» holte er sich unter anderem in Stockholm. Dort habe er vor allem Shrimps gegessen - «auf und unter Toast, mit sehr viel Mayonnaise» - und sich die vielen Schiffe angesehen. Schiffe, sagt er, seien für ihn schon immer ein Symbol für Freiheit, Aufbruch und «nach vorne blicken» gewesen. Deswegen auch der Album-Titel «Schiffsverkehr».

Lebensfreude und Gesellschaftskritik
Wie bei vielen seiner Lieder geht es Grönemeyer bei dem Titelsong um die Vermittlung von Lebensfreude und darum, den Menschen eine Botschaft mitzugeben: nämlich die, dass sie für ihr Glück selbst verantwortlich sind. Das Album «Schiffsverkehr» beinhaltet aber auch Gesellschaftskritik und Politisches, Lieder über Egoismus und «Ich-AG-Mentalität» («Wäre ich einfach nur feige») und den Afghanistan-Krieg («Auf dem Feld»). Sie enthält aber auch Persönliches, wie in der Ballade «Deine Zeit», in der Grönemeyer die Alzheimer-Erkrankung seiner Mutter beschreibt.

Als jemand aus dem Publikum anmerkt, dass in seinen neuen Liedern auffallend oft die Worte «Liebe» und «Glück» vorkommen und fragt, ob Herbert Grönemeyer langsam altersmilde werde, weist der 54-Jährige das weit von sich. «Milde? Nein! Da hab' ich hoffentlich noch 30 Jahre Zeit.» Dass seine Lieder, in denen dieses Mal besonders viele Streicher zum Einsatz kommen, zu kitschig sein könnten, glaubt er nicht. Grönemeyers ironischer Kommentar dazu: «Wenn man sie (die Streicher) schon bezahlt hat, muss man sie auch nutzen.» Im Übrigen empfinde er Kitsch durchaus als positive Stilform.

Eine Platte, die «knackt, nicht schlabbert»
Grönemeyers Texte erschließen sich auch auf dieser Platte nicht auf Anhieb. Wie gewohnt erfreut er sich an Worten, Wortspielen und dem Verändern bekannter Sprichwörter. Wirklich neu erfunden hat er sich bei «Schiffsverkehr» nicht. Auch Grönemeyer selbst sagt, jedes Mal, wenn er mit dem Singen anfange, merke er irgendwie: «Da isser wieder...»

Das Album bezeichnet er als «kompakt, mit Druck», als eine Platte, «die knackt und nicht so vor sich hinschlabbert». Im Vergleich zu «Zwölf» sei sie zudem «weniger verzettelt und zerklüftet». Alles in allem sei «Schiffsverkehr» eine Mischung aus der Musik, die er in den 80er-Jahren gemacht habe und seiner, wie er findet, bislang besten Platte «Bleibt alles anders».

Veröffentlicht wird «Schiffsverkehr» am Freitag. Ab Mai geht es dann auf Tour.

 

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