Rundum zufrieden zeigten sich die 17.400 Besucher am neuen Messegelände Friedrichshafen vom 14. bis 16. November mit geringer Steigerung gegenüber der Vorjahrespremiere. Obwohl die wirtschaftliche Rezession in vielen Konsumgütern greift, zeigen sich beim „Instrumentenkauf wie der Ausbildung weiterhin Umsatz-Steigerungen“, berichteten unter anderem die zwei anwesenden „Global Player“ Hohner und Yamaha. Ähnliches stellt der Bundesverband der Musikinstrumenten-Hersteller BDMH fest, allerdings mehr für den Export- als für den Binnenmarkt zutreffend. Regional tragen dazu sicher die Beliebtheit und Größe der 224 Baden-württembergischen Musikschulen mit rund 190.000 Schülern bei, die bisher allein ein Viertel der Bundes-Sieger beim jährlichen Wettbewerb „Jugend Musiziert“ stellten. So brachte diese Messe mit über 230 Ausstellern, zahlreichen Workshops und Konzerten nahezu ein Musikfestival zustande.
Die Bodenseeregion im Dreiländereck mit ihrer reichhaltigen Touristikstruktur ist dazu gut geeignet, zeigten sich doch nicht wenige Anbieter aus der Schweiz, Österreich und dem Rest der Welt. Etwa zwei Drittel der Veranstaltungsfläche war mit Anbietern von Literatur, Noten, Software, ferner dem Hauptbereich der klassischen akustischen wie elektronischen Instrumente belegt (Foyer-West, Hallen A3, A4, letztere mit je rund 7.000 Quadratmetern Fläche), wobei sich jedermann bei den Instrumenten-Erzeugern und -Händlern zur Probe selbst betätigen konnte.
Es gab neue Notenausgaben und -arrangements von alten wie neuen Kompositionen, aber auch Neuigkeiten bei den Tonerzeugern. Bei Blasinstrumenten fanden sich neue Dämpfer, variable Mundstück-Kessel im Set beziehungsweise in antiallergischen Titanausführungen, ein vierventiliges Neusilber-Bariton, Ziehharmonikas mit Lautsprecher beziehungsweise auch im Retro-Poplook nach Bob Dylan (Hohner). Es gab Neuausführungen der unverwüstlichen „Melodika“, ein elektroakustisches, kurzes Gitarreninstrument mit kombiniertem Korpus/Griffbrett-Aufbau, eine Miniklarinette im Flötenaufbau ohne Mechanik und viele andere.
Fürs eigene Homerecording war neue Software verfügbar, neue Klangfarben und -orientierungen lassen sich durch andere Sequenzerlösungen besser realisieren. Eine Retro-Synthesizerschau sowie eine über 100 Exemplare umfassende E-Gitarrensammlung anlässlich des bald 40-jährigen, popgeschichtlich unerreichten Woodstock-Konzerts ließ Geschichtliches Revue passieren. Zahlreich waren die Baden-württembergischen Musikverbände und -organisationen vertreten, die wohl bundesweit mit den größten Mitgliederzahlen aufwarten können. Allein der Begriff der „Klassenorchester“ ist hier wie nirgendwo so vielfältig strukturiert anzutreffen. Bläser-, Streicher-, (Mund-)Harmonika-, Flöten-, Gitarrenorchester sind eine kleine Auswahl quer durch viele Schularten, was von der neuen Musikreferentin Antonia Bott im Kultusministerium beim Messebesuch hervorgehoben wurde.
Demzufolge war die Besucherschaft über die drei Tage durchaus sachkundig, 82 Prozent der Befragten musizierten sogar selbst.
Ein weites Spektrum eröffneten die rund 70 Workshops, von Instrumenten- und Orchesterdemos („Tag der Klassenorchester“, „Jugendblasorchester-Wettbewerb“), der weit gefächerten Musikerziehung bis zum täglichen Instrumentgebrauch („Blatt-Testen für Klarinetten/Saxophone“, „Bläserfortbildung“). Neu waren diesmal im Bereich Musikergesundheit/-Physiologie die „Bewegungs-Workshops“ für Streicher, Bläser, Pianisten, Schlagzeuger/Gitarristen, Sänger, welche auflockernde Körperübungen in Spielpausen vorsehen, und die auch gut besucht waren (Musikschulakademie Schloss Kapfenburg, Lauchheim bei Aalen).
Schließlich verliehen rund 2.000 angereiste Musiker in 100 Konzerten der Messe einen echten Aufführungs- und Eventcharakter, vor allem die beiden Großabende mit den TV-Total-bekannten „Heavy Tones“ und der allseits beliebten „Bigband der Bundeswehr“ mit jeweils Hunderten von Besuchern. Beides war im Kulturprogramm der Bodenseestadt stark beworben worden und randvoll ausverkauft. In den weiteren Konzerten wandte man sich, abgesehen von den zahlreichen Blasmusik-Aufführungen, mehr den neuen Musikstilen als den klassischen Spielarten zu. Schließlich wurde auch der „26. Deutsche Rock & Pop-Preis“ für Nachwuchsmusiker mit 76 verschiedenen Stilbereichen vergeben. Insgesamt war das Messekonzept der „MyMusic 2008“ vielseitig und zeitgemäß ausgerichtet, sie ist terminlich an der Weihnachtszeit orientiert und wird gemessen am guten Besuch besonders der jüngeren Generation angenommen.