Body
Der Musikwirtschaft geht es schlecht. So schlecht, dass sie vor populistischen Werbesprüchen nicht zurückschreckt. Als ob das Volk in letzter Zeit nicht genug Populismus hat ertragen müssen.
Die allsommerliche Opernaktion der Universal mit ihren CD-Labels Deutsche Grammophon, Philips und Decca wird mit dem markigen Spruch "Das Beste aus 400 Jahren Mord und Totschlag" beworben. Wer immer auch in der Werbeabteilung dieses Multi-Konzerns für die Musikabteilungen verantwortlich ist, muss sich allmählich fragen lassen, ob er (oder sie) nicht eventuell einen neuen Job braucht. Nicht nur, dass so ziemlich alle Aktionen, die die klassische Musik einem breiteren Publikum näherbringen sollten, mit Verlaub, Griffe in Abort-Anlagen waren - Ich erinnere nur ungern an die Totgeburt der "...trifft..." Reihe, die grafisch unsäglichen und musikalisch herzlich uninteressanten "Classical Beauties" und der musikalisch völlig daneben gegangene Versuch, den Thomanerchor Jazz singen zu lassen -, jetzt auch noch dieser geschmacklose Werbeslogan, der in einem nicht mehr zu artikulierenden Maße unterstreicht, wie blind die Majors vor der Wirklichkeit sind. Kein Wunder, dass die Verkäufe von Klassik-CDs zurückgehen. Deren Konsumenten sind nämlich nicht so dumm, wie die CD-Produzenten es ihnen weismachen wollen.