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Klassikkonserven und Performances

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Mozart und Rachmaninow vom DJ präsentiert - Universal will mit Klassik in die Clubs - «Impressionismus»-Abende in Hamburg und Berlin

Hamburg/Berlin (ddp-nrd). Stargeiger Yehudi Menuhin hätte wahrscheinlich die Nase gerümpft. Klassik aus der Konserve, von Performances untermalt, soll Lust auf die alten Meister machen? Doch mit genau diesem Konzept soll die «ernste Musik» nun Einzug in die Clubkultur erhalten. Auf der Popkomm in Köln wollen am Mittwoch drei DJs aus London demonstrieren, welchen Reiz Mozart und Rachmaninow auf Szenegänger ausüben können. Hinter der Idee steckt der Plattenkonzern Universal Classics, der damit neue Wege ausprobiert.

In der Pilotphase wurden Sahnestücke der Klassik schon einige Male in Hamburgs nobler Au Quai Bar und der ehemaligen 808 Lounge in Berlin aufgelegt. Manche House- oder Trip-Hop-gewohnten Ohren kamen bei den Testläufen zum ersten Mal mit dem Russen Aram Khachaturian oder mit dem «Karneval der Tiere» von Camille Saint-Saens in Berührung. Unter dem Titel «Yellow Lounge» sollen musikbewanderte DJs nun weitere angesagte Clubs in Deutschland stürmen. «Wir suchen händeringend kompetente Klassik-DJs», sagt Universal-Marketingexpertin Anne Olschewski aus Berlin.

Keine Frage, mit Klassik macht man sich nicht nur Freunde. Mit Suiten und Symphonien als Hintergrundbeschallung werde auch polarisiert, bestätigt Olschewski. Die Resonanz der Clubbesucher reiche von Überraschung, Begeisterung bis Skepsis. Dabei will Universal Verdi und Co nur aus den angestaubten Konzertsälen holen. Klassik habe nichts Elitäres und könne auch Spaß machen, betont Olschewski. In Hamburg und Berlin sind daher unter anderem «Impressionismus»-Abende geplant. Zu Debussy, Ravel und Satie sollen Bilder von Monet, Renoir und van Gogh an die Wand geworfen werden. Ein anderes Projekt kombiniert Filmsequenzen von Stanley Kubrick mit seinen bevorzugten Komponisten wie Beethoven oder Strauß.

Nicht nur Klassik pur, sondern auch Experimentelles ist gefragt. Und so dürfen die Klassik-DJs die alten Komponisten auch mit elektronischen Beats unterlegen. Doch die Ehrfurcht vor der Originalpartitur ist noch sehr groß und die Bereitschaft zur Verfremdung eher gering. Dabei sei dies im Theater und in der Malerei doch längst gang und gäbe, gibt Olschewski zu bedenken.

Ob mit der «Yellow Lounge» tatsächlich neue Hörer für die Klassik gewonnen werden können, bleibt abzuwarten. Dass Klassik nicht nur in Andachtshaltung gehört werden muss, bewies allerdings schon Mozart. Er schrieb seine kleine Nachtmusik für ein Gartenfest, und dort wurde bestimmt auch gebechert und sich amüsiert.

Mechthild Klein

Weitere Termine:

27. August: Hamburg «Impressionismus», Au Quai Bar 29. August: Berlin «Impressionismus», Modellhut 17. September: Hamburg, "Au Quai Bar 21. September: Hamburger Musikfest, Side Bar 24. September: Köln, Subway 26. September: Berlin, Modellhut