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Raumklang für das Wohnzimmer - Hersteller versprechen neue Dimensionen des Hörens mit der Super Audio CD
Berlin (ddp). Die meisten neuen Techniken brauchen eine Weile, bis sie den Weg vom Messestand des Herstellers bis in die Hand oder das Wohnzimmer des Konsumenten gefunden haben. Was für Fernseher, CD-Player, PCs und Handys galt, trifft auch für die Super Audio CD (SACD) zu. Vorgestellt wurde der neue Standard als mögliche Ablösung für die inzwischen zwei Jahrzehnte alte CD bereits auf der IFA 1999. Doch erst die IFA in diesem Jahr markierte den «Consumer Launch», wie Florian Lamp, Direktor DVD New Formats bei Universal Music, sagt. Der Musikkonzern hat sich mit Sony, Virgin und EMI sowie dem Unterhaltungselektronik-Konzern Philips zusammengeschlossen, um das neue Format populär zu machen.Die SACD unterscheidet sich vom herkömmlichen Audiodatenträger durch ihr Speichervolumen. Passen auf eine CD nur 780 Megabyte (MB) Daten, so sind es bei der SACD 4,7 Gigabyte (GB). Gleichzeitig wird bei der Aufnahme der Musik eine neue Technik eingesetzt, der so genannte Direct Digital Stream (DSD). Gegenüber dem bisherigen Verfahren Pulse Code Modulation (PCM) bietet DSD nach Angaben der Hersteller eine um den Faktor 64 höhere Auflösung.
Mit dieser geballten Datenmenge will die Musikindustrie ihre Kunden in neue Klangwelten geleiten. Kam die Musik aus der Stereo-Anlage aus zwei Boxen, so sind es bei der SACD-Anlage sechs Lautsprecher, die über sechs voneinander getrennte Kanäle angesteuert werden. Der Klang kommt damit nicht mehr frontal von vorn, der Zuhörer sitzt vielmehr - ähnlich wie im Kino bei Dolby Surround - mitten drin. Bei der Aufzeichnung eines Live-Konzerts spielt die Musik zwar weiter vorn, doch der Applaus des Publikums kommt auch von den Boxen, die hinter dem Zuhörer platziert sind.
Damit ist die SACD auch ein Versuch der Industrie, illegalen Angeboten im Internet die Attraktivität zu nehmen. Selbst mit einem schnellen DSL-Anschluss wäre der Download der Daten einer ganzen SACD ein mühsames Unterfangen. Bei dem heute üblichen Format für Musik im Internet MP3 werden die Musikdaten meist von CD noch einmal reduziert. «Der Musikliebhaber will Qualität», ist sich der Deutschlandchef von Universal Music, Tim Renner, sicher.
Der Start im Konsumentenmarkt in diesem Herbst erinnert stark an die Einführung der CD vor zwei Jahrzehnten. Bisher sind erst 1300 Musikproduktionen im SACD-Format erschienen. Darunter ist das neue Sting-Album «Sacred Love» sowie Produktionen von Diana Krall und Natalie Cole. Bis zum Ende des Jahres soll unter anderem Musik von Paul van Dyk, Jan Garbarek und Pavarotti auf SACD in die Läden kommen. Dabei werden SACDs in der Regel als Hybrid angeboten, so dass sie auch in herkömmlichen CD-Playern abgespielt werden können. Allerdings sind sie meistens rund zwei Euro teurer.
Auch wenn das Musik-Angebot bisher eher bescheiden ist, ein Argument gegen eine SACD-Anlage ist das nicht unbedingt. Die Geräte können nicht nur mit dem neuen Format und herkömmlichen CDs umgehen. Auch DVDs lassen sich auf ihnen abspielen. Damit bieten sie eine Alternative zu den bisherigen Heimkinoanlagen mit Surround Sound. Bevor man für ein paar hundert Euro sein Wohnzimmer zum Kino umwandelt, lohnt zumindest der Vergleich der Angebote. Allerdings sollte man vor dem Kauf auch daran denken, dass nicht mehr wie bei der Stereo-Anlage zwei Boxen - oder mit dem Subwoofer drei - verkabelt werden müssen. SACD-Anlagen verfügen über sechs Boxen.
http://www.sacd-revolution.de