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Musik aus dem Datenfunk - Tücken des digitalen Vertriebs

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Berlin (ddp). Musik aus dem Plattenladen gilt unter fortschrittlichen Menschen spätestens seit Napster als antiquiert. Mit den Musik-Läden etwa des Computerherstellers Apple, der Provider freenet, tiscali und T-Online sowie der Mobilfunkgesellschaften Vodafone, T-Mobile und O2 gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die eigene Musiksammlung legal auf digitalem Weg auszubauen.


Das geht teilweise bedeutend billiger als im Laden. Zum Beispiel verlagt Apple einheitlich 9,99 Euro für jedes Album. Aktuelle Titel auf CD sind zu diesem Preis kaum zu bekommen.

Die schöne neue Welt der Downloads birgt aber auch Risiken für den Nutzer. Er ist verantwortlich für die Datensicherung - nicht allein für die gekauften Musikdateien, sondern auch für den meist mitgelieferten Lizenzschlüssel, ohne den aus dem Lieblingssong ein unnützes digitales Knäuel aus Nullen und Einsen wird. Einen Totalausfall der eigenen Festplatte sollte man daher mit regelmäßigen Sicherungskopien und dem Brennen der Musikdateien als Audio-CD abfedern.

Doch Datensicherung allein hilft nicht immer weiter. Das zeigt aktuell der Mobilfunkanbieter O2. Das Münchner Unternehmen war vor knapp zwei Jahren sehr früh ins Musikgeschäft eingestiegen. Während Beobachter Branchenprimus T-Mobile noch belächelten, weil die Telekom-Tochter nur verstümmelte Stücke zum Download auf Handys anbot, hatte der kleinste deutsche Netzbetreiber schnell einen umfassenden Katalog Titel zusammengetragen.

Seinen frühen Musik-Kunden bot O2 einen tragbaren Musik-Spieler und das Siemens-Handy SX1 an. Die Dateien ließen sich per Mobilfunk auf das Handy beziehungsweise den Musik-Spieler laden und dort speichern. Aber eben nur dort. Es gibt keine Möglichkeit, die Dateien zum Beispiel auf dem PC abzuspielen. Die bezahlten Stücke auf CD zu brennen, ist ebenso unmöglich. Eine angekündigte PC-Software ist nie auf den Markt gekommen. Die Musik bleibt unzertrennlich mit dem SX1 oder dem Music-Player verbunden - und wandert mit ihnen irgendwann in den Elektroschrott.

Auch für O2 war diese Situation nicht besonders komfortabel, zumal sich für das inzwischen zwei Jahre alte SX1 in den vergangenen Monaten kaum noch jemand interessiert haben dürfte. Deshalb hat O2 seinen Musik-Shop nun neu gestartet. Mit dem SX1 kann man zwar nach wie vor Stücke kaufen, diese jedoch nicht mehr auf das Handy, sondern nur noch aus dem Internet herunterladen. Wer weiter Musik mobil auf sein Telefon laden will, braucht ein neues Gerät. Bereits gekaufte Stücke können SX1-Nutzer darauf jedoch nicht übertragen. O2 ist sich des Problems bewusst. Die betroffenen Kunden seien angeschrieben worden, sagt Unternehmenssprecher Roland Kuntze. Das Mobilfunkunternehmen wolle sich mit ihnen individuell einigen.

Selbst wenn es im konkreten Fall O2 vermutlich nur wenige tausend Kunden trifft und so radikale Umstellungen wie bei O2 die Ausnahme sind. Die technische Weiterentwicklung hat in der Vergangenheit in allen Bereichen neue Dateiformate hervorgebracht, und daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Für Musik hat das nach wie vor populäre Format MP3 (das ja eigentlich MPEG-1 Audio Layer 3 heißt) längst Konkurrenz bekommen. Viele Online-Musikläden setzen auf Microsofts Format Windows Media Audio (WMA), vor allem wegen des ausgefeilten Lizenzrechte-Managements. Eine geschützte Musikdatei kann dann - wie etwa bei neuen Musik-Shop von O2 - nur der Windows Media Player abspielen. Wegen der guten Komprimierung wird auch das Format Advanced Audio Coding (AAC) immer beliebter.

Musikfans müssen sich daher wohl auch mit der technischen Seite ihrer Leidenschaft beschäftigen. Sonst kann ihnen mit der digitalen Sammlung das passieren, was bereits zu Zeiten analoger Technik passierte: Die alte Schellackplatte lief nach den 60er Jahren auch nicht mehr auf jedem Plattenspieler. Und wem der Plattenspieler heute kaputt geht, der muss schon ein bisschen suchen, um ein neues Gerät zu finden, auf dem er seine Jugendschätze hören kann. Der wesentliche Unterschied zur analogen Zeit ist allerdings die Geschwindigkeit der Entwicklung digitaler Unterhaltungselektronik. Hatte die Nachkriegsgeneration noch fast eine Generation lang mehr oder weniger Systemsicherheit, reichen heute ein paar Jahre, um aus Musikstücken Datenmüll werden zu lassen.


Digitale Musikshops:

O2
Im neuen Musik-Shop von O2 lassen sich gekaufte Titel sowohl auf das Handy als auch auf den PC herunterladen. Für den mobilen Download bietet der Netzbetreiber seinen Kunden die Nokia-Modelle 6630 und 6680. Voraussetzung auf dem PC ist der Windows Media Player, den es kostenlos bei Microsoft gibt. Apple-Nutzer sind damit allerdings ausgeschlossen. Songs kosten in der Regel 1,29 Euro, ganze Alben knapp 12 Euro. Die Stücke lassen sich beliebig oft auf einen tragbaren Player übertragen und auf CD brennen.
http://www.o2music.de

T-Mobile
T-Mobile liefert Musik auf Handys mit Unterstützung der T-Online-Plattform Musicload. Die Dateien können sowohl auf das Handy, die Nokia-Modelle 6630 und 6680, als auch auf den PC heruntergeladen werden. Auf dem PC muss Windows und der Windows Media Player laufen. Mac- und Linux-User können deshalb keine Kunden werden. Downloads kosten in der Regel 1,99 Euro. Die Dateien lassen sich zehnmal auf CD brennen und unbegrenzt auf Musik-Player
übertragen.
http://www.t-mobile-jukebox.de

Vodafone
Auch Vodafone liefert Musik parallel auf Handy und PC. Stücke kosten 1,49 Euro. Im Abo wird es etwas billiger. Fünf Songs kosten 4,99 Euro, 15 Stücke 14,99 Euro. Auf dem PC ist wiederum der Windows Media Player Voraussetzung. Die Rechte zum Brennen und übertragen der Songs auf andere Geräte sind jeweils unterschiedlich beschränkt.

iTunes
Apple setzt für den Besuch seines Musik-Shops iTunes die gleichnamige kostenlose Software voraus, die es nicht nur für den Mac, sondern auch für Windows gibt. Mit ihr kann der Nutzer einkaufen und neben seiner Musik auch Podcasts verwalten sowie Internet-Radio hören. Apple nimmt pro Stück einheitlich 99 Cent und für ein komplettes Album 9,99 Euro.

T-Online Musicload
T-Online baut wie die meisten Musik-Shops auf den Windows Media Player und somit Windows-PC. Die Titel kosten in der Regel zwischen 1,29 und 1,49 Euro. Dateien können zehnmal gebrannt und unbegrenzt auf mobile Player übertragen werden.
http://www.musicload.de

freenet
Auch bei freenet geht nichts ohne den Windows Media Player. Titel kosten 1,29 Euro. Die Dateien lassen sich - in der Regel - viermal auf CD brennen und ebenso oft auf mobile Musik-Spieler übertragen.
http://musikdownload.freenet.de


Weitere Musik-Shops:

Tiscali http://www.tiscali.de

One4music http://www.one4music.de

Media Markt http://musik.mediaonline.de

Medion http://www.medionmusic.com

AOL http://musikdownloads.aol.de


Quelle: Berlin (ddp)