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Musikbranche bleibt im Minus

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Tonträgerabsätze gingen 2005 um 10,1 Prozent zurück - Experte: Geschäft mit CDs hat keine Zukunft - Musikexportbüro German Sounds laut Haentjes überflüssig


Berlin/München (ddp). Die Musikbranche kommt aus ihrem Tief nicht heraus. Der Umsatz fiel im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent von 1,572 auf 1,500 Milliarden Euro, wie der Geschäftsführer der deutschen Phonoverbände, Peter Zombik, am Dienstag in Berlin sagte. Die reinen Tonträgerabsätze gingen sogar um 10,1 Prozent zurück. Für das laufende Jahr erwartete der Vorsitzende Michael Haentjes keine besseren Zahlen. Nach Ansicht von Experten hat das Geschäft mit CDs ohnehin kaum noch Steigerungspotenziale.

Die deutschen Phonoverbände decken 86 Prozent des Gesamtmarktes ab. Der Gesamtumsatz der Branche, einschließlich der nicht an der Verbandsstatistik teilnehmenden Unternehmen, sank um 0,4 Prozent von 1,753 auf 1,746 Milliarden Euro.

Zombik sagte, die Musikindustrie verzeichne bereits seit sieben Jahren Umsatzrückgänge. Dies sei insgesamt ein Minus von 45 Prozent. Mehr als 30 Prozent der Arbeitsplätze der Branche seien verloren gegangen. Haentjes sagte, er sehe auch künftig «kein Licht am Ende des Tunnels». Die Rahmenbedingungen würden schwieriger, da die Zahl der Privatkopien weiter steige und die Konsumflaute anhalten werde.

Der Chefredakteur des Magazins «Musikexpress», Christian Stolberg, betonte mit Blick auf das Geschäft mit CDs: «Es ist bereits seit Jahren klar, dass dort kein Wachstum mehr zu erzielen ist.» Physische Tonträger würden noch fünf bis zehn Jahre den Hauptbereich der Branche ausmachen und dann zum Nischenprodukt werden. «Große Hoffnung» sei das Geschäft mit Musik über mobile Endgeräte wie Handys. Ein Teil der mit Mobile Music zu erzielenden Gewinne werde jedoch auch an die Telekommunikationsanbieter fließen.

Nach Angaben der Phonoverbände entwickelte sich der digitale Musikvertrieb positiv. Der Umsatz mit legalen Downloads stieg von 11 Millionen Euro in 2004 auf 26 Millionen Euro in 2005. Die Zahl der verkauften legalen Downloads kletterte von 6,4 auf 16,4 Millionen Einzeltracks.

Auch deutschsprachige Musik war 2005 erneut erfolgreich: Mit 35,3 Prozent erreichte sie einen neuen Rekordanteil nationaler Albenproduktionen in den deutschen Charts. In den Singlecharts stammten mit 51,4 Prozent mehr als die Hälfte aller Produktionen aus Deutschland. Die CD-Preise stiegen den Angaben zufolge seit 1995 um 3,1 Prozent - und lagen damit deutlich hinter Kinokarten mit 19,4 Prozent oder Büchern mit 20,4 Prozent.

Nach wie vor ein großes Problem stellt die Musikpiraterie dar. Laut der repräsentativen GfK-Brennerstudie, für die 10 000 Menschen ab zehn Jahren zu ihrem Kauf- und Brennverhalten befragt wurden, wurden im vergangenen Jahr 439 Millionen CD- und DVD-Rohlinge und damit 3,5 Mal mehr CD-Einheiten mit Musik bespielt als Alben verkauft. Die Zahl der Musikdownloads aus illegalen Quellen stieg von 383 auf 415 Millionen. Die kopierte Musik hatte den Angaben zufolge einen Umsatzwert von rund 6,3 Milliarden Euro.

Mit Blick auf das in massiven Finanznöten steckende deutsche Musikexportbüros German Sounds sagte Zombik, für eine weitere öffentliche Förderung der Einrichtung sei eine strategische Neuausrichtung nötig. Dafür sei jedoch noch kein Konzept vorgelegt worden. Haentjes betonte: «Ich halte das Büro für überflüssig.» Es gebe unabhängige Marktteilnehmer, die wirtschaftlich erfolgreicher seien und nicht subventioniert würden.