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Musikdownload: Mobilfunk will Internet überholen

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Schneller als im Netz - Mobilfunkanbieter wollen mit Musikdiensten das Internet überholen - O2 führt mit seinen Angeboten

Berlin (ddp). Jahrelang haben Musikfans in Deutschland auf Alternativen zu illegalen Angeboten wie Napster und Kazaa gewartet. Jetzt ist es soweit, und es sieht so aus, als überhole der Mobilfunk das Internet kurz vor der Ziellinie. Fast parallel zum Start des in den USA bereits erfolgreichen Apple-Musikshops iTunes in England, Frankreich und Deutschland liefern die deutschen Mobilfunkanbieter Hits direkt aufs Handy. Und dazu brauchen sie erstaunlicherweise nicht einmal unbedingt die schnellen UMTS-Netze.

Noch verwunderlicher ist allerdings, dass sich das Netzhäkchen unter den deutschen Mobilfunkern beim Musikvertrieb in die erste Reihe schiebt. O2 hat seinen Dienst bereits im März gestartet. Der Songkatalog umfasst nach Angaben von Unternehmenssprecher Roland Kuntze rund 100 000 Titel.

Das einzige Konkurrenzangebot bietet in diesem Moment T-Mobile. Der Bonnern Konzern liefert seinen Kunden im Gegensatz zu O2 mit dem Nokia 7600 zwar bereits ein UMTS Handy. Doch dafür finden sich im Katalog bisher nur einige hundert Stücke. Außerdem hat T-Mobile noch Probleme mit der Datenkompression. Damit der Download nicht zu lange dauert, beschränkt das Unternehmen die Laufzeit der Songs auf 90 bis 120 Sekunden. Der Kunde zahlt mit 1,49 Euro dennoch den vollen Preis.

Vodafone steht nach Angaben von Unternehmenssprecher Heiko Witzke ebenfalls in den Startlöchern. Noch im Juli will das Düsseldorfer Unternehmen einen eigenen Musikdienst anbieten, mehrere zehntausend Stücke sollen es zum Start sein. E-Plus hängt dagegen noch zurück. Irgendwann in der zweiten Jahreshälfte soll es losgehen, sagt Sprecher Jörg-Carsten Müller.

In Sachen Musik ist der kleinste deutsche Mobilfunker O2 also erst einmal Klassen-Primus. Die Auswahl ist schon relativ groß, die Stücke gelangen in voller Länge auf das Handy, und die Preise zwischen 0,99 und 1,79 Euro sind konkurrenzfähig - auch wenn es den günstigen Tarif erst beim Buchen des O2 Active-Music-Packs für 2,95 Euro Grundgebühr im Monat gibt. Im Preis enthalten sind die Übertragungskosten der gekauften Titel. Auch für das Stöbern auf dem Musikserver inklusive Vorhören der Titel berechnet O2 nichts - im Gegensatz zum sonstigen Surfen im mobilen Internet. Außerdem stimmt die Qualität der Dateien im Format AAC plus. Der Download dauert rund drei bis vier Minuten über GPRS (General Packet Radio Service). Ein UMTS-Handy hat O2 noch nicht um Angebot.

Allerdings ist auch der O2-Dienst noch nicht perfekt. Eine Suchfunktion gibt es bisher nicht. Statt einfach den Interpreten oder einen Titel einzugeben, muss sich der Nutzer kompliziert durch ein verschachteltes Alphabet-Menü klicken. Wenn er nach ein paar Ebenen endlich bei «Santana» angekommen ist und feststellt, dass über 600 Songs des Latino-Rockers verfügbar sind, muss er schon sehr genau wissen, was er sucht.

Ein weiteres Manko bringt das Format ACC Plus mit sich. Bisher gibt es den entsprechenden Microsoft-Player für den PC noch nicht. Die Dateien lassen sich daher zwar auf den PC überspielen, doch anhören kann man sie nicht. Die Software soll allerdings nach Angaben von O2-Sprecher Kuntze in nächster Zeit kommen.

Vodafone plant seinen Musikdienst an dieser Stelle sinnvoller. Neben dem Download auf das Handy werde der Kunde den gekauften Song zusätzlich im Windows-Media-Format auf den PC laden können. Der Kopierschutz erlaube anschließend, die Datei dreimal zu kopieren und dreimal auf CD zu brennen.

Insgesamt schlagen die Mobilfunkbetreiber zusammen mit dem Internetanbieter Apple mit ihren Diensten ein neues Kapitel in der Musikvermarktung auf. Richtig Spaß machen werden die Dienste zwar erst mit UMTS und vollen Songlängen. Doch die Anfänge lassen hoffen.

Björn Sievers


Die Musik-Handys
Berlin (ddp). Gestartet hat O2 seinen Musikdienst im März mit einem separaten Gerät. Für knapp 50 Euro können die Kunden des Münchner Anbieters den Digital Music Player kaufen. Um Musik herunterladen zu können, muss ein GPRS-Handy als Modem angeschlossen werden.

Inzwischen bietet O2 mit dem Siemens SX1 auch ein Smartphone mit eingebautem MP3-Player an. Auf dem Handy läuft das Betriebssystem Symbian zusammen mit der Series-60-Oberfläche von Nokia. Neben dem MP3-Player gehören Radio, VGA-Kamera mit Video-Funktion, Kalender, E-Mail-Client und ein Webbrowser sowie ein Stereo-Headset zur Ausstattung. Für Fotos, Musik und zusätzliche Software legt O2 eine 128 Megabyte (MB) große Speicherkarte bei. Mit Vertrag kostet das Handy knapp 150 Euro.

T-Mobile verkauft seinen Kunden für seinen Musik-Dienst bereits ein UMTS-Gerät. Im Lieferumfang des Nokia 7600 ist ebenfalls ein Stereo-Headset enthalten. Die Software-Plattform ist mit Symbian und Series 60 Oberfläche die gleiche. Mit Vertrag verlangt der Bonner Anbieter knapp 280 Euro.

Die Musik im Angebot der Mobilfunkbetreiber ist ebenso wie bei Apples iTunes mit einem digitalen Rechtemanagement versehen, die unerlaubtes Kopieren verhindert. Die Dateien lassen sich daher nicht beliebig oft auf CD oder andere Geräte überspielen.