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Gute-Laune-Hymnen auf Slowenisch - Neues Berliner Label Eastblok Music macht Musik aus Osteuropa in Deutschland bekannt
Berlin (ddp). Alexander Kasparovs aktueller musikalischer Geheimtipp ist die russische Band Leningrad. «Die sind Kult, vergleichbar mit den Ärzten in Deutschland», sagt der 43-Jährige. In seinem kleinen Büro in Berlin-Kreuzberg wippt er zum Sound der Band begeistert mit den Füßen. Als eine Mischung aus Ska und Punk und «verrückten russischen Ideen» beschreibt er Leningrad. Kasparov und sein Geschäftspartner Armin Siebert (32) sorgen dafür, dass Bands wie Leningrad künftig auch in Deutschland gehört werden. Vor einigen Monaten haben sie dazu das Label Eastblok Music gegründet.Eastblok Music ist laut Siebert die erste deutsche Plattenfirma, die nur osteuropäische Musik macht. «Osteuropa liegt direkt neben uns, aber wir kennen die Musik aus den Ländern nicht», sagt Kasparov, der lange bei EMI arbeitete - in Warschau, Moskau, London und Berlin. Siebert und er kennen sich aus der Osteuropa-Abteilung der Plattenfirma, wo sie dafür sorgten, dass Musik aus dem Westen in den Osten kam. Russisch-Übersetzer und DJ Siebert wollte lieber den umgekehrten Weg gehen. Der Moskauer Kasparov auch. Damit war die Idee für ein eigenes, auf Osteuropa spezialisiertes Label geboren.
Zwei Alben hat Eastblok Music bisher veröffentlicht. Das eine ist «Peresvet», auf dem der gleichnamige russische Männerchor russische Tischlieder singt. Das andere ist «Ukraina - Songs of the Orange Revolution», auf dem alle Lieder zusammengefasst sind, die von ukrainischen Musikern während der so genannten orangefarbenen Revolution auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew gesungen wurden. Kasparov nennt die beiden Scheiben die «greatest Hits der russischen Volkslieder» und den «Soundtrack der ukrainischen Revolution». Von letzterem wurden in rund einem Monat bereits etwa 600 Stück verkauft.
Von ihrem neuen Geschäft leben können die Kenner der osteuropäischen Musikszene bislang noch nicht. Das ist für 2006 anvisiert. In diesem Jahr wollen Kasparov und Siebert zunächst fünf bis sieben Platten veröffentlichen und am Ende plus minus null dastehen. Die osteuropäische Musik ist «unser Leben, unser Hobby, unser Geschäft, unser alles», schwärmt Kasparov. Wer ihm beim Musikhören zuhört, glaubt ihm auf\'s Wort. Osteuropäische Sachen seien «originell» und mit eigenem Stil, sagt er.
Als Beweis spielt er die Band Magnifico aus Slowenien vor, die er als «westliche Surf-Musik, gemischt mit traditioneller slowenischer Musik» beschreibt. Die Band Legen aus Kroatien kombiniert Dudelsackklänge mit modernen Rhythmen. Yugoton aus Polen mixt traditionelle jugoslawische Lieder mit Ska. WW aus der Ukraine klingt nach Rock, Ska und ethnischen Elementen. «Wir interessieren uns nicht für Robbie Williams auf Russisch», sagt Kasparov zur Musikauswahl von Eastblok Music.
Die aktuellen und für die Zukunft geplanten Projekte des Labels: die Compilation «Balkan Beats», die im Juni erscheinen soll, eine Platte mit russischer Elektro-Musik sowie komplette Alben mit den Ukrainern WW und den Russen Leningrad.
http://www.eastblokmusic.com