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Phonowirtschaft will illegales Kopieren einschränken

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Kampf den Raubkopien - Musikindustrie beklagt drastisch gesunkenen Absatz - Ab Herbst Download-Portal - Deutsche Künstler angesagt

Berlin/Köln (ddp). Angesichts drastisch sinkender Absatzzahlen will die deutsche Phonowirtschaft das illegale Kopieren von Musiktiteln eindämmen. Anlässlich der Eröffnung der Musikmesse Popkomm stellten die deutschen Phonoverbände am Donnerstag in Köln ihr Konzept für ein eigenes kostenpflichtiges Internetangebot vor. Zum Herbst werde es «ein umfangreiches Musikangebot zum Herunterladen aus dem Internet» geben, kündigte der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände, Gerd Gebhardt, an.

Zuvor hatte die Branche Zahlen veröffentlicht, wonach der Musikabsatz in Deutschland im ersten Halbjahr 2003 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,3 Prozent gesunken ist. Hauptursache hierfür sei die ungebremste Zunahme digitaler Musikkopien. Hinzu komme die «Wirtschaftslage am Rande einer Rezession».

Besonders stark sei der Rückgang erneut im Bereich der Funk- und TV-beworbenen Hitcompilations (minus 47,5 Prozent) gewesen, «die als Toprepertoire besonders attraktiv sind und besonders gern illegal kopiert werden». Weit überdurchschnittlich war demnach auch das Single-Segment betroffen (minus 21,3 Prozent). Positive entwickelte sich dagegen der Absatz von Musik-DVDs, der sich erneut mehr als verdoppelte.

Groß im Kommen sind nach Verbandsangaben nationale Künstler. In den Album-Charts sei der Anteil von Musikern wie Herbert Grönemeyer, Nena, den RTL-Superstars, Yvonne Catterfeld, Xavier Naidoo, Jeanette und anderen deutschsprachigen Künstlern von 23,0 Prozent auf 29,2 Prozent gestiegen. Bei den Singles stamme inzwischen mehr als jede zweite von nationalen Stars (Anstieg von 41,1 auf 53,3 Prozent).

Trotz der Einbußen gibt sich die Branche verhalten optimistisch: «Wir gehen davon aus, dass der Markt sich mittelfristig stabilisieren und wieder Chancen für eine positive Entwicklung bieten wird», sagte Gebhardt.

Die eigene Internet-Plattform werde gemeinsam mit der Deutschen Telekom T-Com eingerichtet. Beteiligt seien alle großen Plattenlabels und viele Independent-Musikfirmen, teilte die Telekom mit. Kunden sollen sich über das Portal ihre Musik aus dem Netz herunterladen und auch auf CD brennen können. Bezahlt werde über die Telekom-Rechnung, über eine Guthabenkarte, per Lastschrift oder Kreditkarte.

Das deutsche Downloadangebot gilt bundesweit und wird sowohl nationale als auch internationale Künstler enthalten. Basis dieses Musikvertriebs sei es, Online-Handelspartner dafür zu gewinnen. Es entstehe also kein Angebot an Endkunden auf einer einzelnen Webseite, sondern eine technische Basis, die allen Händlern offen stehe, hieß es.

Mit einer neuen Info-Website (www.pro-musicorg.de) wollen die deutschen Phonoverbände illegale Angebote zusätzlich zurückdrängen. «Sie bietet umfangreiche Informationen über Musik im Internet, beantwortet Fragen zu Urheberrechten und räumt mit Vorurteilen auf», erläuterte Gebhardt.

Er kündigte zugleich an, dass Personen, die Musik illegal in so genannten Tauschbörsen anbieten, ab sofort Warnmails («instant messages») von der Deutschen Landesgruppe der IFPI erhalten werden. Darin werde auf mögliche Urheberrechtsverletzungen hingewiesen, die «sowohl Schadensersatzforderungen als auch strafrechtliche Sanktionen zur Folge haben» könnten.

Peter Leveringhaus