Musik – ein Teil unserer Realität und für viele unverzichtbar. Sie wird verbreitet durch CDs, Schallplatten, Kassetten und natürlich durch die Medien. Doch auf Tonträgern oder im Rundfunk kann man nur das hören, was aufgezeichnet und veröffentlicht wurde. Damit ist das, was uns auf diesen Wegen „zu Ohren kommt“ in der Hauptsache der Teil der Musik, den man als erfolgreich oder etabliert bezeichnen kann, eben die Hits in der Popmusik und die Standards in der Klassik oder im Jazz.
Musik – ein Teil unserer Realität und für viele unverzichtbar. Sie wird verbreitet durch CDs, Schallplatten, Kassetten und natürlich durch die Medien. Doch auf Tonträgern oder im Rundfunk kann man nur das hören, was aufgezeichnet und veröffentlicht wurde. Damit ist das, was uns auf diesen Wegen „zu Ohren kommt“ in der Hauptsache der Teil der Musik, den man als erfolgreich oder etabliert bezeichnen kann, eben die Hits in der Popmusik und die Standards in der Klassik oder im Jazz. Nun besteht der komplexe Kosmos der Musik ja glücklicherweise nicht nur aus dem, was die Musikindustrie vermarktet, sondern auch aus den unzähligen ambitionierten musikalischen Aktivitäten, die Komponisten, Texter und Interpreten von der (echten) Volksmusik über den Jazz bis zur Klassik unternehmen. Leider bleibt aber vieles, was aus reiner Freude am Komponieren oder Musizieren entsteht, entweder völlig ungehört oder wird vielleicht gerade einmal öffentlich dargeboten und verschwindet danach sang- und klanglos „von der Bühne“, so dass es für die Nachwelt verloren ist. Selbst bei Musik- und Kompositionswettbewerben, die mit beträchtlichen Preisgeldern ausgestattet sind, werden selten Anstrengungen für eine adäquate Archivierung unternommen. Aufnahmen zeitgenössischer Kompositionen wären aber gerade heute für alle Musikstile wertvoll, um neue Impulse zu geben und den Dialog über Richtung und Vielfalt neu zu beleben. Während einige wenige Komponisten und Interpreten ihre Konzerte privat dokumentieren, geht die überwiegende Mehrheit davon aus, dass eine Aufnahme in einem professionellen Studio oder insbesondere ein Konzert-Mitschnitt enorme Kosten verursacht. Vor Augen haben sie dabei, wie ein „Recordingmobil“ – ein Tonstudio auf Rädern – mit vielen Technikern anrollt, viele Meter Kabel verlegt werden und ein Wald von Mikrofonen samt Stativen im Konzertsaal installiert werden.Doch die Zeiten haben sich geändert. Es gibt durchaus Mittelwege zwischen der Cassetten-Aufnahme und dem Non-Plus-Ultra-Mitschnitt durch die Deutsche Grammophon.
Mobile Chancen
Die digitale Aufnahmetechnik von heute mittels Computer und Festplatte bietet hier eine große Chance. Durch den Einsatz des Computers als mobiles Aufzeichnungsgerät kann man relativ günstig hochwertige Aufnahmen erstellen und zwar genau dort, wo es für die Ausführenden am angenehmsten und für die Aufnahme am sinnvollsten ist, nämlich in der gewohnten Umgebung. Das kann vom Musikzimmer über die Kirche bis hin zum Konzertsaal überall sein. Damit vermeidet man die künstlerischen Hemmungen, die viele Musiker beim Aufnehmen in der technischen Umgebung eines Studios haben. Je nachdem was aufgezeichnet werden soll, sucht man sich wenn möglich vor Ort einen Raum mit adäquater Akustik: zum Beispiel für Choraufnahmen eine Schulaula, einen Gemeindesaal, eine Kirche oder im Optimalfall einen Konzertsaal. Auch der Wunsch, bei der Aufnahme ein ganz bestimmtes Instrument zu benutzen, das nur an einem einzigen Ort zur Verfügung steht, wie etwa ein bestimmter großer Konzertflügel, lässt sich mit mobiler Aufnahmetechnik von heute leicht realisieren, selbst wenn die Aufnahme im Showroom eines Pianohauses stattfindet und der adäquate Nachhall eines Konzertsaales später elektronisch hinzugefügt wird. Gerade im Bereich der Folklore und Klassik lässt sich das gesamte Material für eine CD-Produktion meist innerhalb eines Tages vor Ort aufzeichnen. Ein Zeitaufwand, von dem eine Pop-Produktion hinsichtlich der reinen Aufnahmezeit nur träumen kann. Die Aufnahmen werden dann später im Studio digital weiterverarbeitet: Zunächst erfolgt der Schnitt, das heißt die Anfänge und Enden der Aufnahmen werden bereinigt, gegebenenfalls werden verschiedene Aufnahmeversionen miteinander kombiniert. Daran schließen sich (bei Mehrspuraufnahmen) die Abmischung und das Mastering der CD an, die heutzutage das typische Medium für die endgültige Fassung der Aufnahme darstellt, wobei die DVD bereits auf dem Vormarsch ist.
Power-Rotation
Seit einiger Zeit hört und liest man nun von den Klagen der Plattenindustrie über die rückläufigen Verkaufszahlen. Neben den Verlusten durch das „CD-Brennen“ im privaten Bereich spielt natürlich auch die Tatsache eine Rolle, dass pro Tag Unmengen von Neuveröffentlichungen auf den Markt kommen, die den derzeit herrschenden Musikgeschmack repräsentieren und deren Bestseller sofort in der „Power-Rotation“ der kommerziellen Radio- und Fernsehsender landen. Wenn einem der Titel jedoch aus jeder Ecke entgegenschallt, besteht für viele Hörer keinerlei Anreiz mehr zum Kauf. Dennoch ist bis jetzt eine Kurskorrektur in der Musikindustrie nicht erkennbar: im Pop ertönt ein Hit gleich dem vorhergehenden und in der Klassik bleibt man bei bewährten Gassenhauern.
Die daraus resultierende Monochromisierung – zu Deutsch: der Einheitsbrei – ist für die Musiklandschaft insgesamt natürlich von großem Nachteil. Zu Recht wird gemutmaßt, dass sich die Plattenfirmen durch das immerwährende Aufwärmen des alten Repertoires möglicherweise auf Dauer ihr eigenes Grab schaufeln.
Neue Impulse
Hier könnten nun selbst initiierte Aufnahmen und Eigenvertrieb der Tonträger auf Dauer neue Basis-Impulse setzen, denn wenn sich unter Umständen schon der „Lokal“-Sender vor Ort nicht mehr um die lokale Musikkultur kümmert, dann wird es Zeit für die Eigeninitiative. Dabei können zum Beispiel Musikvereine, Kulturbünde oder Musikschulen als wichtige Initiatoren, Katalysatoren und Vertriebswege fungieren. Um zu komponieren und zu musizieren, sollte man den Kopf frei haben. Frei von Anlehnungen an bereits erfolgreiche Kompositionen, frei von Ausrichtung auf Zielgruppen, frei von Klassifizierung der Musik in Sparten oder Schubladen. Wenn es schon den etablierten, sprich erfolgreichen, finanziell unabhängigen Größen der Musikindustrie nicht gelingt, individuelle und neue Musik zu produzieren, dann könnte es in der Zwischenzeit der inspirierte Privat- , Hobby- , oder semiprofessionelle Musiker versuchen. Vielleicht greift zu der Zeit, da im Radio praktisch nur mehr ein einziger Song läuft, die Plattenindustrie gerne auf dieses eigentlich unkommerzielle Material zurück, um wieder ins Geschäft zu kommen. Für den Komponisten oder Musiker bleibt jedoch immer eins das wichtigste: seine Aufnahmen anhören und genießen zu können im Hinblick auf die Archivierung des Moments und die Dokumentation seiner eigenen musikalischen Entwicklung.