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Bachfest Leipzig unter französischer Schirmherrschaft +++ Konzerte nach Noten Friedrichs des Grossen +++ Wien: Bejubelter Beethoven-Zyklus mit Rattle +++ Klagenfurt: Chefdirigent suspendiert
Bachfest Leipzig unter französischer Schirmherrschaft
Das diesjährige Bach-Fest Leipzig vom 3. bis 12. Mai steht unter dem Motto "Bach und die französische Musik". Aus diesem Grund hat Frankreichs Präsident Chirac die Schirmherrschaft übernommen. Nach der Eröffnung am Freitag Abend wird Leipzig für zehn Tage internationaler Treffpunkt von Musikern und Musikbegeisterten. Das Programm enthält mit Konzerten, Motetten, Workshops und Exkusionen, mit Barockem und Jazzigem wieder ein breites Spektrum rund um Bach.
In diesem Jahr geht das Bachfest Leipzig den Beziehungen zwischen Bach und der französischen Musik nach. Im Mittelpunkt stehen die Anregungen, die Bach von der französischen Musik, Sprache und Lebensweise empfangen hat. Erstklassige Ensembles und Künstler aus aller Welt gestalten zehn Tage lang ein vielfältiges Programm mit insgesamt 70 Veranstaltungen.
Erwartet werden zum Beispiel das Barock-Orchester "La Grande Ecurie et la Chambre du Roy" unter seinem Dirigenten Jean Claude Malgoire und die Sänger von "Les Pages de la Chapelle". Die französische Orgel-Virtuosin Marie-Claire Alain spielt an der Bach-Orgel der Thomaskirche. Einmalig in Deutschland wird William Christie mit seinem französischen Ensemble "Les Arts Florissants" und dem Theater Champs-Elysées eine Szenenfolge aus den Opern Lullys zeigen.
Ein weiterer Höhepunkt wird das Konzert "Bach Now!" sein. Es stellt das Ergebnis eines mehrjährigen gemeinsamen Projekts des Thomanerchors mit Joachim Kühn dar, einem der bedeutensten Jazz-Pianisten der Gegenwart.
Außerdem werden Exkursionen zu den mit Bach verbundenen Orgeln nach Altenburg, Naumburg und Rötha bei Leipzig geboten, Jazzabende, Kammermusiken, Orchesterkonzerte und das Cross-over-Konzert "Bach on Air". Zum Festival-Finale interpretieren der RIAS-Kammerchor und das Ensemble Baroque de Limoges unter Christophe Coin Bachs h-Moll-Messe.
Konzerte nach Noten Friedrichs des Grossen
Berlin (ddp-bln). Musikfreunde können in einer Konzertreihe an zehn Abenden die Gesamtaufführung eines bisher unveröffentlichten Notenbuchs Friedrichs des Grossen erleben. Am 10. Mai wird um 19.30 Uhr in der Schlosskapelle von Schloss Charlottenburg zum fünften Mal wie am Preußischen Hofe musiziert, sagte am Dienstag ein Sprecher des Vereins Musik in brandenburgischen Schlössern. Im Mittelpunkt dieses Abends stehen zwei große Sonaten für Traversflöte von Händel und Telemann, die einst wohl auch von Friedrich selbst gespielt wurden. Außerdem erklingen Sonaten von Freitag, Förster und Loillet.
Der Konzertreihe liegt eine Abschrift des Notenbuchs von Friedrich dem Grossen aus dem Jahre 1858 zugrunde. Sie enthält 54 Sonaten für ein Melodieinstrument und Generalbass. Bei den Veranstaltungen werden die Sonaten in einem experimentellen Wechsel aus altem, modernem, italienischem, französischem und deutschem Stil auf historischen und modernen Instrumenten musiziert. Das Projekt wird von dem künstlerischen Leiter des Vereins, Roland Treiber, und dem Cembalisten Armin Thalheim betreut.
Kartenbestellungen unter anderem an allen Verkaufsstellen von Ticketonline sowie unter der Telefonnummer 030/4061457.
Wien: Bejubelter Beethoven-Zyklus mit Rattle
orf - Mit begeistertem Applaus und Bravo-Rufen überschüttet wurden Sir Simon Rattle und die Wiener Philharmoniker im Wiener Musikverein, wo sie Dienstagvormittag mit einer aufrüttelnd schlanken Ersten und einer differenzierten Dritten ("Eroica") ihren Festwochen-Zyklus mit allen neun Beethoven-Symphonien (1. bis 14. Mai) bei einem Zusatztermin eröffneten. Weit entfernt vom allzu häufigen pathetisch-schönen Beethoven-Wohlklang fochten sich Rattle und die Philharmoniker eine wunderschön klare Analyse zweier - trotz thematischer Verwandtschaften - höchst unterschiedlicher Werke aus. Keine Routine, keine Fahrlässigkeit, kein Nachhängen trübte die Aufbruchsstimmung, mit der Rattle den Zyklus in Schwung brachte.
Erstmals gaben Rattle und die Philharmoniker bei den Berliner Festwochen im Vorjahr alle neun Beethoven-Symphonien, die sie zuvor einzeln schon unter großer Kritikerzustimmung zum Erklingen gebracht hatten, zum Besten. Nun soll das Projekt in Wien auf CD gebannt werden, eine CD-Box soll alsbald erscheinen. Der heutige Zusatztermin und die zwei weiteren (7. Mai, 10 Uhr, und 8. Mai, 15.30 Uhr) dienen jedoch nicht nur als weitere Aufnahmegelegenheiten, sondern auch als Benefiz-Veranstaltung dem Musikvereins-Umbau.
Der erste von vielen "Aufrüttlern" kam gleich im Auftakt der Ersten, so schlank und fein ließ Rattle das Adagio zu Beethovens vor 1800 entstandener C-Dur-Symphonie angehen. Unmöglich auch über das Andante und das Menuett, sich dem Bann des bis zum Äußersten fein gesponnenen Klangbilds zu entziehen. Rattles dirigierender Tanz rang den Philharmonikern eine wunderbare Leichtigkeit ab. Zum Finale erblühten unter Rattles mal auffordernden, mal mitleidenden Gesten schmerzhaft drängende, hell hervorstechende Violinen, die für Momente schon in den Verspieltheiten der Ersten die emotionale Bedrängtheit der "Eroica" vorwegnahmen.
Den frühromantischen Gestus der "Eroica" hielt Rattle in fester (Dirigenten-)Hand: Präzision in Tempi und Klang, unendlich anmutendes Aufbrausen aus dem kaum Hörbaren, dorthin rasend zurückfallende Neuanfänge. Der sichtlich aufgewühlte Rattle, der am selben Ort am 13. Mai den Chefdirigentenstab der Berliner Philharmoniker von Claudio Abbado entgegennehmen wird, ließ sich hernach nicht am Pult feiern, sondern inmitten der Wiener Philharmoniker. Ein Auftakt, der sowohl für die weiteren Konzerte als auch für die CD-Aufnahme das Beste hoffen lässt.
Klagenfurt: Chefdirigent suspendiert
orf - Der Chefdirigent des Klagenfurter Stadttheaters, Michael Güttler, wurde am Dienstag von Theaterintendant Dietmar Pflegerl mit sofortiger Wirkung suspendiert. Güttler hatte laut Pflegerl bei einer Operettenaufführung unentschuldigt gefehlt.
Gegenüber der APA sagte Pflegerl, es gebe auch noch weitere Gründe für die Suspendierung, so habe der Dirigent das Kärntner Sinfonieorchester "verleumdet". Für Ersatz ist laut dem Theaterintendanten gesorgt, die nächsten Aufführungen seien gesichert. Wie es weiter geht, wird nach einer Sitzung der Disziplinarkommission entschieden, diese soll am 15. Mai stattfinden.