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1. Mai: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt fünf Uraufführungen +++ Goethepreis 2002 für Reich-Ranicki +++ Heyne sieht Buchhandels-Boykott als "Kriegserklärung" +++ Jelinek-Uraufführung in Düsseldorf +++ Autor Sean McGuffin gestorben +++ Ruhrfestspiele werden mit Volksfest eröffnet +++ Köln: Erfolg für Josefstadt-Gastspiel


Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt fünf Uraufführungen
Düsseldorf (ddp). Das Düsseldorfer Schauspielhaus widmet sich in der kommenden Spielzeit acht Neuinszenierungen von Klassikern sowie fünf Uraufführungen. Zu den herausragenden Produktionen gehört das bislang noch nie aufgeführte Stück "Verliebt, verlobt, verheiratet" aus der Feder der österreichischen Dramatikerin Elfriede Jelinek. Einen Tag nach der Premiere im Dezember wird der Autorin der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf verliehen. Als Regisseur konnte Intendantin Anna Badora erneut Igor Bauersima gewinnen, der mit "Bérénice" von Jean Racine erstmals in der Landeshauptstadt ein klassisches Stück inszenieren wird, wie sie am Dienstag sagte.
Neben Dürrenmatts "Die Physiker" und "Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller stehen die neuen Stücke "Stadt aus Glas" von Paul Auster und "Lange Nacht" von Einar Schleef auf dem Programm. Philip Tiedemann wird das selten zu sehende Stück "Die Bergbahn" von Ödön von Horváth in Szene setzen.
Zu den Stücken von jungen Autoren zählt "Vorher / Nachher" von Roland Schimmelpfennig, das kurz zuvor in Hamburg uraufgeführt wird. Mit "Der Würgeengel" von Luis Bunuel will sich die Intendantin nach Regie-Arbeiten zu antiken Stoffen oder Autoren wie William Shakespeare und Anton Tschechow erstmals einer Filmvorlage zuwenden.
(Internet: www.duesseldorfer-schauspielhaus.de)

Goethepreis 2002 für Reich-Ranicki
Frankfurt/Main (ddp). Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki erhält den diesjährigen Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. Damit werde das Lebenswerk des profiliertesten deutschen Kritikers gewürdigt, sagte Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) am Dienstag zur entsprechenden Entscheidung des Kuratoriums für die Verleihung des renommierten Preises. Das Kuratorium sei davon überzeugt, dass Reich-Ranicki mit seinen Kritiken und Literatursendungen einen einzigartigen Beitrag zur Auseinandersetzung eines großen Publikums mit Literatur geleistet habe.
Die Entscheidung wurde vom Goethe-Preis-Kuratorium der Stadt unter dem Vorsitz der Oberbürgermeisterin getroffen. Offiziellen Angaben zufolge sitzen in dem Gremium neben regelmäßigen Mitgliedern auch die Lyrikerin Elisabeth Borchers und der Schriftsteller Hans-Christoph Buch. Die Preisverleihung solle am 28. August in der Frankfurter Paulskirche stattfinden.

Heyne sieht Buchhandels-Boykott als "Kriegserklärung"
Der Streit um die Veröffentlichung des neuen Buches "Die Farm" des amerikanischen Bestseller-Autors John Grisham im Bertelsmann-Club droht zu eskalieren. Der angekündigte Boykott der Buchhandelsketten Hugendubel und Thalia/Phönix gegen den Heyne-Verlag sei eine "Kriegserklärung", sagte dessen Verlagsleiter Christian Strasser in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit".
Strasser lässt den neuen Roman als so genannte Vorlaufpremiere im Bertelsmann-Club erscheinen, wo er nur Mitgliedern zugänglich ist. Erst im August darf der Buchhandel den Roman anbieten und das zu einem höheren Preis. Vorlaufpremieren seien üblich und würden gegen keine geltenden Regeln verstoßen, betonte Strasser. In den vergangenen 80 Jahren habe es im Bertelsmann Club 270 solcher Vorlaufpremieren gegeben, auch für bekannte Autoren.

Jelinek-Uraufführung in Düsseldorf
orf - Eine "Eheberatung" mit Texten von Elfriede Jelinek steht als Uraufführung auf dem Programm der kommenden Spielzeit im Düsseldorfer Schauspielhaus. Das Stück "verliebt, verlobt, verheiratet" der österreichischen Autorin soll am 12. Dezember Premiere haben, teilte Düsseldorfs Generalintendantin Anna Badora am Dienstag mit.
Tags darauf wird Elfriede Jelinek den angesehenen Heinrich Heine Preis der Stadt Düsseldorf entgegen nehmen.
In ihrer "grotesk-komischen Bestandsaufnahme" schildere Elfriede Jelinek eine Welt falscher Glücksvorstellungen, in der zwei Frauen der Liebe nachjagen. Die Hochzeit als "Hauptgewinn" sei nur durch harte Arbeit nach ökonomischen Regeln zu erreichen, teilte die Bühne zum Inhalt des neuen Werkes der Büchner-Preisträgerin mit. Die Regie der Uraufführung im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspiels liegt bei Martin Oelbermann.
Als weitere von insgesamt vier Uraufführungen der Spielzeit 2002/2003 soll im kommenden April der "metaphysische Thriller" des New Yorker Autors und Filmregisseurs Paul Auster ("Blue in the Face") mit dem Titel "Stadt aus Glas" (Regie: Michael Simon) über die Bühne gehen.

Autor Sean McGuffin gestorben
orf - Der irische Schriftsteller Sean McGuffin ist am Sonntag zwei Tage vor seinem 60. Geburtstag in Derry gestorben. Das teilten sein Hamburger Verlag Edition Nautilus und die Berliner Zeitschrift "telegraph" am Montag mit. Für heute, Dienstag, wäre McGuffin zu einer Geburtstagsfeier in Berlin eingeladen gewesen, die nun als "Feier auf sein Leben" mit zahlreichen Freunden und Kollegen stattfinden soll, wie die Edition Nautilus betonte.
Der in Belfast geborene McGuffin bezeichnete sich selbst als "Republikaner, Anarchist, intellektueller Rowdy und Schriftsteller". Als Ulrike Meinhof 1976 in ihrer Haftzelle erhängt aufgefunden wurde, wurde er Mitglied der internationalen Untersuchungskommission. McGuffin war Mitglied der "Peoples Democracy," einer studentischen Bürgerrechtsorganisation und begann zu schreiben, als er 1971 von der britischen Armee interniert wurde. In seinen ersten beiden Büchern "Internment" (1973) und "Guineapigs" (1974) stellt er die Geschichte dieser Internierung dar.
Sein 1990 bei Nautilus erschienenes Buch "Der Hund" wurde bisher von keinem britischen Verlag veröffentlicht, betonte Nautilus. Anfang der 80er Jahre emigrierte McGuffin für einige Jahre in die USA. Über diese Zeit veröffentlichte er den Roman "Der fette Bastard" (1997 bei Nautilus). "Last Orders. Neue Geschichten" erschien im Herbst 2001. McGuffins Roman über den aus Derry stammenden Abenteurer Charles Nomad McGuinness werde postum herauskommen, kündigte die Edition Nautilus an.

Ruhrfestspiele werden mit Volksfest eröffnet
Recklinghausen (ddp). Mit einem Kulturvolksfest und einer Maikundgebung auf dem "grünen Hügel" von Recklinghausen werden heute (12.00 Uhr) die Ruhrfestspiele eröffnet. Bis zum 16. Juni steht das Traditionsfestival in diesem Jahr unter dem Motto "SehnSucht". Festspielleiter Heyme bietet den Besuchern in seiner vorletzten Saison insgesamt 27 Produktionen aus 13 Ländern.

Köln: Erfolg für Josefstadt-Gastspiel
orf - Die Josefstadt-Produktion "Fräulein Julie" in Günter Krämers Inszenierung ist derzeit für 12 Vorstellungen zu Gast an den Bühnen Köln. Die Premiere geriet zu einem großen Erfolg. Mit dieser Regiearbeit verabschiedet sich Krämer als Kölner Generalintendant. In der Inszenierung spielen Anja Lais, Adelheid Picha und Herbert Föttinger. "Die Inszenierung wird in trotziger Verweigerungshaltung zur exakten Pathologie der Gegenwart. Grandios: Anja Lais", schrieb die "Süddeutsche Zeitung".
Der "Kölner Express" urteilte: "Welch ein Abschied für Günter Kraemer! Seine letzte Regie-Arbeit wurde zum Fest der Standing Ovations... Großartiges Theater, begeistertes Publikum.", urteilte der "Kölner Express". "Strindberg Variationen, ebenso anregend wie straff serviert. Einhelliger Beifall", hieß es in der Kritik der "Kölnischen Rundschau". Anja Lais und Herbert Föttinger werden in der kommenden Saison wieder an der Josefstadt zusammenarbeiten: sie werden in Günter Krämers Regie in Molieres "Menschenfeind" zu sehen sein.