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OLG: Freiburg darf «Kriemhilds Traum» vorerst wieder aufführen +++ Klage gegen «Wilsberg»-Krimi lässt Verlagskassen klingen +++ Uraufführung am Staatsschauspiel Hannover am Sonntag

OLG: Freiburg darf «Kriemhilds Traum» vorerst wieder aufführen
Karlsruhe (ddp-bwb). Das umstrittene Theaterstück «Kriemhilds Traum» des Autors Moritz Rinke darf in Freiburg vorläufig wieder aufgeführt werden. Das hat das Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluss entschieden. Das Landgericht Mannheim hatte am 10. Dezember 2002 die Aufführung des Stücks in Freiburg unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250 000 Euro untersagt. Die Mannheimer Richter hatten der Stadt Worms Recht gegeben, die ihr ausschließliches Aufführungsrecht verletzt sah. Endgültig wird das OLG in der Sache nach einer Verhandlung über die Berufungsklage der Stadt Freiburg entscheiden, die jetzt auf den 12. Februar festgesetzt wurde.
Der Schriftsteller Rinke, der das Theaterstück «Die Nibelungen» verfasst hat, hatte der Stadt Worms in einem Vertrag das alleinige Aufführungsrecht an diesem Stück eingeräumt. Im Auftrag Rinkes schloss aber auch ein Verlag mit der Stadt Freiburg einen Vertrag, wonach im dortigen Theater eine zu einer Kammerspiel-Version abgewandelte Fassung unter dem neuen Titel «Kriemhilds Traum» aufgeführt werden sollte. Daraufhin hatte die Stadt Worms beim Landgericht Mannheim beantragt, die Aufführung von «Kriemhilds Traum» zu untersagen, weil das Stück eine nur unwesentlich abgewandelte Fassung von «Die Nibelungen» sei und daher das exklusive Aufführungsrecht der Stadt Worms verletze. Das Landgericht war dieser Argumentation gefolgt.
Das Stück «Die Nibelungen» war am 17. August 2002 in Worms im Rahmen der dortigen Nibelungenfestspiele mit einer Starbesetzung unter Regisseur Dieter Wedel auf der Freiluftbühne uraufgeführt worden. Die Freiburger Fassung zeigt dem Mannheimer Urteil zufolge nur wenige Unterschiede, die sich hauptsächlich aus der anderen Aufführungsstätte ergeben. Das Einverständnis der Stadt Worms mit der Freiburger Inszenierung, auf das Autor und Theater sich beriefen, konnte das Landgericht nicht nachvollziehen.
Der jetzige Beschluss des 6. Zivilsenats des OLG, mit dem die Zwangsvollstreckung aus der einstweiligen Verfügung des Landgerichts einstweilen eingestellt wurde, erging ohne Begründung. Er kann nicht angefochten werden.

Klage gegen «Wilsberg»-Krimi lässt Verlagskassen klingen
Münster (ddp). Seit Bekannt werden der Klage gegen den Kriminalroman «Wilsberg und der tote Professor» schnellen die Verkaufszahlen des Romans in die Höhe. Das teilte Verleger Rutger Booß vom Grafit Verlag am Freitag in Münster mit. Der Sprachwissenschaftler Klaus Siewert klagt vor dem Landgericht Münster gegen den Vertrieb des Buches von Autor Jürgen Kehrer. Er sieht sich in der Romanfigur «Professor Kaiser», eines Schürzenjägers, verleumderisch gespiegelt.
Booß nannte dies eine «westfälische Hyperempfindlichkeit». «Ich kenne Herrn Siewert nicht und habe ihn auch nicht in meinem Roman dargestellt», sagte Autor Jürgen Kehrer. Seine Romanfigur habe mit Siewert nur gemeinsam, dass beide am Institut für Sprachwissenschaften lehrten und sich mit Masematte, einer münsterschen Geheimsprache, beschäftigten. Siewert hatte als Parallelen außerdem angeführt, auch er verwahre wie die Romanfigur Kaiser sein Archiv im Keller und habe einen Assistenten, der aussehe wie Brad Pitt.
Der Grafit Verlag sehe der Klage gelassen entgegen, betonte Booß. Bereits vor elf Jahren hatte Kehrer wegen eines «Wilsberg»-Romans einen Gerichtstermin. Damals hatte sich der Musiker und Diskobetreiber Steffi Stephan, Ex-Mitglied in Udo Lindenbergs Panikorchester, in dem Roman «In alter Freundschaft» wiedererkannt. Das Landgericht wies die Klage zurück.
Der Roman «Wilsberg und der tote Professor» ist bereits der 14. Krimi in der Reihe, von denen bislang 8 vom ZDF mit Leonard Lansik in der Hauptrolle verfilmt wurden. Das Buch ist in einer Auflage von bislang 13 000 Exemplaren erschienen. Ob der Roman weiter verlegt werden darf, entscheidet das Landgericht am 23. Januar.

Uraufführung am Staatsschauspiel Hannover am Sonntag
Hannover (ddp-nrd). Ein neues Theaterstück des Jungdramaturgen David Gieselmann wird am Sonntag im Schauspiel Hannover uraufgeführt. «Frühstück» handelt von Lothar, einem Fabrikanten für Pressspan, seiner Familie und seinen Freunden. Das sind neben Tochter Susanne und deren Liebhaber, das trennungsunfähige Pärchen Rita und Reinhold, der ehemalige Schlagerproduzent Peter Holm, ein Don Siegel für Arme, sowie ein zwielichtiger Fahnder, der wegen Verbreitung von Pornographie ermittelt, wie das Theater ankündigte.
Gieselmann ist bekannt für seinen schwarzen Humor, mit dem er seine Figuren auf groteske Weise scheitern lässt. Der 30-Jährige schreibt in bester Boulevard-Tradition und bewegt sich thematisch zwischen Großstadt-Trash und Familienserie. Entdeckt wurde Gieselmann bereits in London, wo sein Stück «Herr Kolpert» am renommierten Royal Court Theatre uraufgeführt wurde und inzwischen an vielen großen Theatern in ganz Europa, USA und Australien nachgespielt wird.
http://www.schauspielhannover.de