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Abfindung für entlassene Erfurter Schauspieler +++ Sodann will Hallenser Kulturinsel finanziell unabhängig machen +++ Aufbau-Chef Lunkewitz: Gerichte im Eigentumsstreit «befangen» +++ "Tod eines Kritikers" - Erneute Vorwürfe Walsers gegen Schirrmacher
Abfindung für entlassene Erfurter Schauspielermdr - Der Streit zwischen zehn Erfurter Schauspielern und der Landeshauptstadt um die Zahlung von Abfindungen ist am Montag mit einem vorläufigen Vergleich beendet worden. Das Bühnenschiedsgericht in Chemnitz entschied, dass sieben der Darsteller eine Abfindung erhalten und mit drei Schauspielern eine Altersteilzeitlösung vereinbart wird. Erfurt hat allerdings noch bis zum 31. Januar Widerrufsrecht.
Nach Angaben des Rechtsanwaltes der Kläger berechnen sich die Abfindungen aus dem Zwölftel einer Jahresgage multipliziert mit den Jahren der Theaterzugehörigkeit. Hinzu kämen noch verschiedene Zuschläge, etwa für Kinder. Damit bewegen sich die Summen der zu zahlenden Abfindungen zwischen 49.300 und 93.400 Euro pro Person. Bei der Altersteilzeitlösung sollen die Betroffenen noch einige Zeit im vertraglichen Arbeitsverhältnis bleiben.
Eine außergerichtliche Einigung war zuvor gescheitert. Nach einem Beschluss des Erfurter Stadtrates soll die Schauspielsparte im Sommer nächsten Jahres geschlossen werden. Die Erfurter Bühne will sich in Zukunft auf das Musiktheater konzentrieren. Die von der Schließung betroffenen Darsteller waren 15 Jahre und länger am Theater engagiert. Arbeitsplätze als Bühnentechniker oder im sozialen Bereich hatten sie abgelehnt.
Sodann will Kulturinsel finanziell unabhängig machen
Halle (ddp-lsa). Der Intendant des neuen theaters (nt) in Halle, Peter Sodann, strebt für die Kulturinsel in der Saalestadt die finanzielle Unabhängigkeit an. Bis sich die Einrichtung selbst trage, sei es aber noch ein weiter Weg, sagte der Intendant und Initiator der Kulturinsel der Nachrichtenagentur ddp in Halle. Der Bau sei zwar beendet, die dauerhafte Sicherung eines Theaters in Zeiten knapper Kassen aber noch lange nicht gegeben. Sodann strebt zu diesem Zweck die Gründung einer Stiftung an.
Er würde es noch mal wagen, sagte Sodann rückblickend auf gut 20 Jahre des Bauens, der Provisorien und Entbehrungen. Es habe nie einen Punkt gegeben, an dem er alles lieber hingeworfen hätte. Er habe immer Menschen gefunden, die so wie er gedacht hätten. Allerdings sei er auch auf Menschen getroffen, die ständig dagegen waren - «auch aus Neid und aus Dummheit». Auch denen sei der dankbar, denn sie hätten ihn immer wieder auf neue Gedanken gebracht.
Dass die Eröffnung der Kulturinsel ausgerechnet auf einen Freitag den 13. fällt, sieht der bundesweit als Tatort-Kommissar bekannte Sodann als kein böses Omen. Es sei ein Tag wieder jeder andere, auch wenn dieser Tag etwas quer liegt. «Wir haben nie etwas anderes gewollt, als mit unserem Theater etwas quer zu liegen», betonte er. Wie viel Geld für die Kulturinsel als Heimstatt für Theaterbühnen- und werkstätten, Bibliothek und Gastronomie verbaut wurde, könne er nicht sagen. Mit den Subventionen sei man jedoch sehr sorgfältig umgegangen.
(www.nt-schauspiel-halle.de)
Aufbau-Chef Lunkewitz: Gerichte im Eigentumsstreit «befangen»
Berlin (ddp-bln). Im juristischen Streit um die Eigentumsrechte am Berliner Aufbau-Verlag hält Verleger Bernd F. Lunkewitz die Berliner Gerichte für «befangen». Das Vorgehen der Justiz in dieser Sache sei «parteiisch», sagte Lunkewitz am Dienstag der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte sich am Montag nicht auf eine Entscheidung festgelegt, ob der DDR-Kulturbund oder die SED/PDS früherer Eigentümer des Aufbau-Verlages gewesen sei. Diese Frage sei «nicht zulässig», entschied das Gericht.
Von der Klärung dieses Sachverhalts hängt aber nach Auffassung von Lunkewitz ab, ob der Aufbau-Verlag 1990 tatsächlich von der Treuhandanstalt verkauft werden durfte. Voraussetzung dafür wäre gewesen, dass der Verlag tatsächlich der SED/PDS gehörte und demzufolge als Volkseigentum von der Treuhand veräußert werden konnte. Der Kulturbund, ein eingetragener Verein, hatte stets die Eigentumsrechte an Aufbau für sich beansprucht.
Es gebe «keinerlei Beweis» für Eigentumsrechte der PDS an dem Verlag, sagte Lunkewitz. Die Partei habe 1994 einen «Irrtum» unter Hinweis auf die Nachwende-Wirren sogar eingeräumt. Dies werde aber nach wie vor von den Gerichten nicht berücksichtigt, sagte Lunkewitz. «Ich gehe nun davon aus, dass sich das Oberverwaltungsgericht in Berlin in nächster Instanz mit dem Fall befassen wird», sagte Lunkewitz. «Der Verlag erwartet, dass diese Frage eindeutig geklärt wird», fügte er hinzu.
"Tod eines Kritikers" - Erneute Vorwürfe Walsers gegen Schirrmacher
Schriftsteller Martin Walser leidet noch immer unter dem Wirbel, den sein jüngster Roman "Tod eines Kritikers" ausgelöst hat. "Wenn ich heute irgendwo erscheine, um aus einem Buch zu lesen, treten junge Frauen und Männer auf und rufen und brüllen einzeln und im Chor: Antisemit", schrieb er in einem Text für die Edition Isele, den der "Kölner Stadtanzeiger" (Dienstagausgabe) veröffentlichte. Er wünsche niemandem, je in eine solche Situation zu kommen, in der man nichts mehr sagen könne, weil man sofort niedergebrüllt werde.
Scharfe Kritik übte Walser am Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Frank Schirrmacher, der sich in einem offenen Brief wegen angeblicher antisemitischer Klischees gegen einen Vorabdruck von Walser Roman ausgesprochen und damit den Streit um das Werk auslöste hatte. Schirrmacher habe "gegen Recht und Brauch verstoßen" und wochenlang "die Stimmung organisiert", schreibt der Schriftsteller. Zudem habe Schirrmacher den Brief zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, als kein Leser seiner Zeitung dessen vernichtendes Urteil habe überprüfen können.