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10.6. bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Documenta11 in Kassel eröffnet +++ Junge Kunst aus Ostseeraum auf «artgenda» in Hamburg +++ Phantastische Malerei von Bele Bachem in Neuburg +++ Romy Schneider in schwarz-weiß - Ausstellung in Nürnberg

Documenta11 in Kassel
Kassel (ddp). Die internationale Kunstwelt blickt in den kommenden 100 Tagen auf Kassel. Am Samstagvormittag öffneten sich auf der Documenta11 die Tore für die Besucher. Zu den ersten Gästen zählten Bundespräsident Johannes Rau, Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin und Bundesfinanzminister Hans Eichel (beide SPD). Die Politprominenz, darunter auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Kassels Oberbürgermeister Georg Lewandowski (beide CDU), wurde vom künstlerischen Leiter der Documenta11, Okwui Enwezor, durch die Ausstellung geführt.
Nach einem zweistündigen Rundgang durch das Museum Fridericianum und die als neuer Ausstellungsort hinzugekommene ehemalige Binding-Brauerei sagte Rau, die Kunstwerke, die er gesehen habe, seien «sehr anregend» und machten «nachdenklich». Zum Teil seien sie ihm aber auch «sehr fremd» gewesen, es brauche daher Zeit, um sich an sie «heranzutasten». Besonders von den Fotografien des marokkanischen Künstlers Touhami Ennadre zeigte sich Rau beeindruckt. Ennadres Schwarz-Weiß-Bilder dokumentieren die Terroranschläge vom 11. September in New York.
Rau betonte: «Eine Kunst, die nicht politisch wirken will, wäre nicht zeitgenössisch.» Ob sich die politische Wirkung später aber auch entfalte, könne man nicht vorhersagen. Bundesfinanzminister Hans Eichel, früher langjähriger Oberbürgermeister von Kassel, hob die Bedeutung des Brauerei-Gebäudes als neuen Documenta-Hauptstandort hervor. Dadurch habe sich die Ausstellungsfläche nahezu verdoppelt.
Bei der weltweit wichtigsten Schau für zeitgenössische Kunst sind bis zum 15. September 450 Werke von 118 Künstlern zu sehen. Die Veranstalter hoffen, den Besucherrekord von vor fünf Jahren, der bei 630 000 Besuchern lag, erneut zu erreichen oder gar zu übertreffen. Anderenfalls droht ein finanzielles Minus.
Die Federführung der Documenta11 liegt bei dem gebürtigen Nigerianer Okwui Enwezor, dem ersten Nichteuropäer im Amt des künstlerischen Leiters. Unterstützt wird er von sechs Co-Kuratoren. Enwezor hatte im Vorfeld betont, die Documenta11 werde einen globaleren Charakter als ihre Vorgänger bekommen. Den früheren Ausstellungen war vorgeworfen worden, sich zu stark auf westeuropäische und US-amerikanische Kunst konzentriert zu haben.
Die Documenta11 erhebt zudem explizit einen politischen Anspruch. Nach den Worten Enwezors geht es darum, die nach dem Ende des Kolonialismus entstandenen gesellschaftlichen Brüche heraus zu arbeiten und die Art und Weise, wie Menschen mit den Brüchen «fertig werden».
Mit dem Konzept knüpft die Documenta11 laut Enwezor an ihren Ursprung 1955 an. Der Kasseler Maler und Akademieprofessor Arnold Bode hatte die Schau ins Leben gerufen, um die im Dritten Reich als entartet diffamierten Stilrichtungen der Moderne in Erinnerung zu rufen und zu rehabilitieren.
Guido Heisner
(Im Internet: www.documenta.de)

Junge Kunst aus Ostseeraum auf «artgenda» in Hamburg
Hamburg (ddp). Hamburg präsentiert sich in den kommenden zwei Wochen als Mekka für Junge Kunst aller Sparten aus dem gesamten Ostseeraum. Im Rahmen der am Freitag eröffneten 4. Biennale «artgenda» erwartet die Hansestadt bis zum 23. Juni mehr als 170 Künstler aus 17 Haupt- und Großstädten der Ostseeanrainerstaaten. Nach Kopenhagen, Stockholm und Helsinki ist Hamburg in diesem Jahr Gastgeber für die größte Wanderbiennale Nordeuropas.
36 interdisziplinäre Projekte mit den neuesten Tendenzen aus Bildender Kunst, Live-Art, Musik, Performance, Fotografie, Medienkunst, Installation, Design, Theater und Architektur werden vorgestellt. Zu sehen gibt es die internationalen Kunstprojekte in Museen und im Staatstheater ebenso wie in Spielstätten der Off-Szene und an ungewöhnlichen Plätzen im öffentlichen Raum. Die «artgenda» ist keine Ausstellung fertiger Werke, sondern besteht zum größten Teil aus Projekten, die vor und während der Biennale im engen Teamverbund entstehen. Werke der Jungen Kunst seien «nicht für die Ewigkeit», sagte Hamburgs Kultursenatorin Dana Horakova (parteilos). Übrig blieben lediglich Fragmente und Dokumentationen.
(Internet: www.artgenda.com)

Phantastische Malerei von Bele Bachem in Neuburg
Neuburg an der Donau (ddp-bay). Mit Bildern, Zeichnungen, Lithografien und Skulpturen widmet die Städtische Galerie im Rathausfletz der Malerin, Bildhauerin, Bühnenbildnerin und Buchautorin Bele Bachem eine Retrospektive. Seit mehr als 60 Jahren ist die vielseitige Künstlerin mit ihren bizarr surrealen Bildern und fantasievollen Figuren aus der Welt der Gaukler und Fabelwesen Teil der Münchner Kunstszene. Ab Sonntag bis 14. Juli lädt die Ausstellung jeweils Donnerstag und Freitag von 16.00 bis 19.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr zum Eintauchen in Bachems überwirkliche Welten der Dämonie und Liebesspiele ein. Der Eintritt
ist frei.
(Infos unter Tel. 08431/55202)

Romy Schneider in schwarz-weiß - Ausstellung in Nürnberg
Nürnberg (ddp-bay). Bisher zum Teil unveröffentlichte Bilder des Fotografen, Bildhauers und Malers Will McBride von Romy Schneider zeigt das Museum Industriekultur ab heute bis zum 30. Juni. Die in einer Fotosession von eineinhalb Stunden entstandenen Aufnahmen sind von besonderem Interesse, weil der Fotograf sich seinem Modell in völliger Unvoreingenommenheit genähert hat. McBride, der im Frühjahr 1964 in Paris auf die 25-jährige Romy traf, wusste damals nichts über die Schauspielerin, kannte ihre Filme ebenso wenig wie ihren Kampf gegen das Sisi-Image. So entstanden schwarz-weiß Aufnahmen, die die facettenreiche Persönlichkeit der Schauspielerin in einem problematischen Lebensabschnitt nach der Trennung von Alain Delon einfangen. Die Fotos sind im Galerieraum bei freiem Eintritt Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr zu sehen.
(Info unter Tel. 0911 / 231-3875)