Hauptrubrik
Banner Full-Size

1.11.: theater aktuell +++ theater

Publikationsdatum
Body

Halle: Theatrale Halle zeigt Loest-Uraufführung +++ Weimar: Tilmann Köhler inszeniert Shakespeares «Othello»



Halle: Theatrale Halle zeigt Loest-Uraufführung
Halle (ddp-lsa). Mit einer Themenwoche unter dem Motto «53 nach 53» erinnert die freie Theatergruppe «Theatrale» in Halle an den 17. Juni 1953. Im Zentrum steht die Uraufführung des Stückes «Die Prahlerin» von Erich Loest am Donnerstag in der Inszenierung von Volker Dirkes, wie das Theater mitteilte. Das Stück erzählt die Geschichte einer Betrügerin, die sich mit Prahlereien und Lügen um Kopf und Kragen redet und schließlich als hallesche Rädelsführerin des Aufstandes vom 17. Juni 1953 hingerichtet wird.

Weimar: Tilmann Köhler inszeniert Shakespeares «Othello»
Weimar (ddp-lth). «Auf der Bühne hat man die Möglichkeit, etwas Magisches zu entwickeln und Dinge lebendig werden zu lassen», sagt Tilmann Köhler, Hausregisseur des Weimarer Nationaltheaters. Ein Jahr ist er jetzt am Haus und hat bereits fünf Inszenierungen auf die Bühne gebracht. Die nächste Premiere wird am Freitag Shakespeares «Othello» sein.
«In diesem Tempo weiterzuarbeiten, das halte ich nicht fünf Jahre lang durch», betont Köhler und spricht gleichzeitig davon, was er alles noch gern machen würde.
Köhler ist 26 Jahre. Nach seinem Regiestudium an der Ernst-Busch-Schule in Berlin wurde er vom Weimarer Intendanten Stephan Märki ans Deutsche Nationaltheater (DNT) geholt - und mit ihm eine junge fünfköpfige Schauspielertruppe, die in allen seinen Inszenierungen spielt. Einer davon ist Matthias Reichwald. «Tilmanns Arbeiten werden zusammengehalten durch einen Glauben an das Stück und an die Spieler. Und selbst in den größten Krisen strahlt er das aus», sagt Reichwald.
Nicht nur in Weimar wird Köhler inzwischen als der neue Regiestar gehandelt. Und das sowohl vom Publikum als auch von der Presse. Mit Kleists «Penthesilea», seiner Diplominszenierung, die er mit nach Weimar auf die Bühne im E-Werk brachte, hatte er erstmals für Aufregung gesorgt. Und spätestens seit seiner ersten Inszenierung auf der großen Bühne in Weimar, Jewgeni Schwarz´ Märchenkomödie «Der Drache», wird der junge Regisseur regelrecht gefeiert.
Der «Othello» ist nun seine zweite Produktion auf dieser Bühne. Ganz geheuer ist sie Köhler trotz seiner Erfahrung allerdings noch nicht. Sein Stammspieler Matthias Reichwald vermutet sogar, «dass die Sehnsucht Tilmann eigentlich sogar an eine kleinere Bühne und an ein kleineres Haus zieht, ohne einen solchen Riesenapparat wie in Weimar».
Die nächste Spielzeit wird Köhler aber auf jeden Fall in Weimar verbringen. Intendant Märki glaubt, dass der Jungregisseur jemand ist, der die großen Schlachten auch auf der großen Bühne schlagen kann. Dass er ihn aus mehr als 30 Regisseuren für das DNT aussuchte, begründet er damit, dass «Tilmann eine Ernsthaftigkeit besitzt, die ein Kontrapunkt zum ironischen Theater der letzten Jahre ist». Köhler entwickle eine eigene ästhetische Form.
Übereinstimmend wird über Köhler gesagt, er sei ein sehr sanfter Regisseur, bei dem die bisherige Bestätigung und das Lob nicht zu Überheblichkeit geführt hätten. Aber alle sprechen auch von seiner Sturheit. «Er ist stur im guten wie im schlechten Sinne, und egal wer ihm etwas sagt, er hört es sich freundlich an und macht dann doch, was er vorhatte», erzählt Reichwald. Köhler hört das und lacht: «Wirklich, als stur hätte ich mich nicht bezeichnet», sagt er.
Aufgewachsen ist Köhler in Ilmenau und Gera. Dort hat er auch das Theater für sich entdeckt. War es anfangs noch die Schauspielerei, die ihn interessierte, wechselte er schnell ins Regiefach, da es nach seiner Ansicht "die größere Gestaltungsfreiheit in sich birgt». Die ostthüringische Stadt Gera sei für seine Liebe zum Beobachten sehr prägend gewesen, erzählt er. «Als ich für das Studium nach Berlin kam und mir alles anschaute, war ich abends immer völlig fertig und todmüde. Ich musste erst lernen, neu zu beobachten und einen Großteil auszuschalten».
In Weimar so viel arbeiten zu können, schätzt Köhler als eine große Chance. Trotzdem geht er diese Spielzeit für eine Produktion ans hauptstädtische Maxim Gorki Theater, denn Berlin sieht der Regisseur auch als ein gesundes Gegengewicht zu Weimar. Wie lange er in Weimar bleiben wird, weiß Köhler noch nicht. Anfragen an ihn lägen viele vor, erzählt Stephan Märki.