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Christoph Hein: Gegenwartstücke wieder ins DT +++ Esterhazy nimmt Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit satirischem Dank entgegen +++ Buchmesse übertrifft Erwartungen der Veranstalter - 268 000 Besucher
Christoph Hein: Gegenwartstücke wieder ins DTBerlin (ddp-bln). Der Schriftsteller Christoph Hein, der ab Herbst 2006 die Intendanz des Deutschen Theaters übernimmt, sieht das Konzept für das Haus durch seine Tradition weitgehend vorgegeben. «Das wäre die deutsche Klassik und die europäische Klassik, Klassik im weiten Sinne verstanden, also einschließlich des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Gegenwartsstück muss an diesem Haus vorhanden sein, was es in den besten Zeiten immer war», sagte er der «Berliner Zeitung» (Montagausgabe). Hein will den Ensemble-Charakter des Hauses stärken und Hausregisseure mit Jahresverträgen einstellen, die sich über ihre persönliche künstlerische Arbeit mit dem Haus identifizieren wollen.
Dem Bericht zufolge ist Hein mit den Regisseuren Luc Bondy, Andrea Breth, Peter Stein, Alexander Lang, Dimiter Gotscheff und Leander Haußmann im Gespräch. «Für den Posten des Verwaltungsdirektors habe ich bereits einen sehr guten Mann gewinnen können, Alexander von Maravic, der jetzt noch am Berliner Ensemble ist», sagte Hein dem Blatt.
Esterhazy nimmt Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit satirischem Dank entgegen
Frankfurt/Main (ddp). Der ungarische Schriftsteller Peter Esterhazy hat am Sonntag in Frankfurt am Main den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen genommen. Der Preisträger glänzte anschließend im Beisein von Bundespräsident Horst Köhler und zahlreichen anderen Ehrengästen in der Frankfurter Paulskirche mit einer satirischen Danksagung. In seinem mit Zitaten von Schriftstellerkollegen gespickten Vortrag ließ Esterhazy keinen Zweifel daran, dass er den Friedenspreis auch mit einer gewissen Skepsis betrachte. «Literatur ist kein Friedensstifter», sagte der 54-Jährige. Vielmehr sei Bücher schreiben, verlegen und verkaufen «heroisch und hoffnungslos».
Esterhazy widmete sich auch dem durch den Zweiten Weltkrieg entstandenen Leid in Europa. Das Wort «Vergangenheitsbewältigung» gebe es im Ungarischen nicht, weil man Vergangenheit nicht bewältigen könne. «Wir können uns nur erinnern, wenn wir vergessen können», beendete Esterhazy seinen ernsten Diskurs, bevor er zugab, auch zukünftig lieber «dem Europäischen Unernst» die Ehre erweisen zu wollen.
Laudator Michael Naumann, Mitherausgeber der Wochenzeitschrift «Die Zeit», lobte den Preisträger als «Unruhestifter», der seine Leser mit «komödiantischer Ruhelosigkeit» irritiere. Esterhazys großes satirisches Talent habe den «familienzerstörenden Kräften des Totalitarismus ein gebührendes Denkmal gesetzt», sagte Naumann. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) lobte «die überbordende Vorstellungskraft», den abgründigen Witz und die gelassene Selbstironie des Ungarn.
Börsenverein-Vorsteher Dieter Schormann bezeichnete Esterhazy als «großen Gewinn» für die europäische Literatur. «Seine Person, sein Werk und sein Wirken machen ihn zu einem großen Mittler zwischen Westeuropa und Osteuropa.»
Esterhazy erhält den Friedenspreis des Buchhandels für sein Familienepos «Harmonia Caelestis». Der mit 15 000 Euro dotierte Preis wird seit 1950 traditionell vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse verliehen.
Oliver Teutsch
Buchmesse übertrifft Erwartungen der Veranstalter - 268 000 Besucher
Frankfurt/Main (ddp). Die Frankfurter Buchmesse 2004 hat nach Veranstalterangaben die Erwartungen von Ausstellern und Fachbesuchern weit übertroffen. Wie Buchmessen-Direktor Volker Neumann am Sonntagabend zum Ende der weltgrößten Bücherschau bilanzierte, wurde mit 6691 Ausstellern aus 110 Ländern der positive Trend des Vorjahres bestätigt.
Auch mit den insgesamt 268 000 Besuchern sei man zufrieden. Dies sei im Vergleich zum Vorjahr, wo es noch den mittlerweile abgeschafften langen Freitag und den Messe-Montag gegeben habe, sogar ein leichtes Plus. Der deutliche Besucherzuwachs von mehr als drei Prozent an den Fachbesuchertagen zeige, dass das Konzept, mit neuen und besser positionierter Fachzentren die Arbeitsmesse zu stärken, aufgegangen sei.
Auch Dieter Schormann, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, zeigte sich zufrieden. «Die optimistische Stimmung unter den Ausstellern auf der Buchmesse und das große Interesse von Medien und Publikum an den herausragenden Neuerscheinungen dieses Herbstes werden den Buchhandel positiv beeinflussen», sagte er.