Hauptrubrik
Banner Full-Size

12.12.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Köln: Freie Theater zeichnen bei Bestentreffen Schweizer Produktionen aus +++ Wolfsburg: Tanzfestival Movimentos wird 2006 mit neuen Sparten erweitert +++ London: Türkischer Schriftsteller kritisiert mangelnde Meinungsfreiheit


Köln: Freie Theater zeichnen bei Bestentreffen Schweizer Produktionen aus
Köln (dpa) - Zwei Inszenierungen aus der Schweiz sind beim Bestentreffen der deutschsprachigen freien Theater «Impulse 2005» in Köln ausgezeichnet worden. Den mit 5000 Euro dotierten Kurt-Hübner- Preis erhielt «Fucking Amal», eine Co-Produktion des Jungen Theaters Basel mit dem Theater der Stadt Basel (Regie: Sebastian Nübling), teilten die Organisatoren am Sonntag mit. Das Stück «RAF unplugged» in der Inszenierung von Barbara Weber erhielt den Preis der Deutschen Akademie der darstellenden Künste, der ebenfalls mit 5000 Euro dotiert ist. Das Stück ist eine Produktion des Theaterhauses Gessnerallee (Zürich) in Verbindung mit «Hebbel am Ufer» (Berlin) und «auawirleben» (Bern).
Mit dem mit 2000 Euro dotierten Sonderpreis des Festivals «Impulse» wurden gemeinsam die Regisseurin Anja Gronau und die Schauspielerin Claudia Wiedemer für «Grete» aus dem Berliner «Theater unterm Dach» geehrt. In der Jury saßen die Münchner Kritikerin Christine Dössel, der Dresdner Intendant Holk Freytag und Festival- Initiator Dietmar N. Schmidt.
Die Resonanz auf die 50 Vorstellungen an zehn Spielstätten in Köln, Düsseldorf, Bochum und Mülheim an der Ruhr habe die Erwartungen übertroffen, sagte Schmidt. Die rheinischen Spielstätten seien zu mehr als 80 Prozent, die Bühnen an der Ruhr zu rund 70 Prozent ausgelastet gewesen. «Höchst erstaunlich insgesamt, wenn man bedenkt, dass es sich bei den "Impulsen" zwar um hoch qualifiziertes, aber auch ziemlich fremdes, ungewohntes, vielfach experimentelles Theater handelt», sagte er. Die «Impulse» werden 2007 wieder über die Bühne gehen.

Wolfsburg: Tanzfestival Movimentos wird 2006 mit neuen Sparten erweitert
Wolfsburg (dpa) - Nach drei erfolgreichen Jahren will das Internationale Tanzfestival Movimentos im niedersächsischen Wolfsburg neue Wege gehen. Neben Tanz soll das Programm der «Movimentos- Festwochen der Autostadt» im kommenden Jahr auch Schauspiel, Lesungen, Vorträge, Diskussionen und Musik von Klassik über Jazz bis Pop umfassen, teilten die Veranstalter am Freitag mit. Die Anzahl der Veranstaltungen über das Jahr werde sich allerdings nicht vergrößern. Die Festwochen am Stammsitz des Autokonzerns VW vom 27. April bis zum 5. Juni 2006 sollen vielmehr alle kulturellen Angebote bündeln.
Das Festival soll zudem künftig unter einem bestimmten Motto stehen. Die ersten Festwochen tragen den Titel «Heimat - Mutter Sprache Vater Land». «Wenn alle unterwegs sind, wird es plötzlich wieder wichtig, wo einer herkommt», begründete Kulturmanager Bernd Kauffmann das Motto «Heimat». Er hat erneut die künstlerische Gesamtleitung des Festivals übernommen. 2005 hatten mehr als 20 000 Zuschauer das Tanzfestival Movimentos besucht.
Der moderne Tanz soll auch 2006 im Mittelpunkt des Festivals stehen. Unter anderem werden das Alonzo King`s Lines Ballet aus San Francisco mit einer Uraufführung und die Compañia Nacional de Danza aus Madrid mit einer Deutschlandpremiere auftreten. Das vietnamesische Nationalballett aus Hanoi wird ebenfalls erstmals in Deutschland seine Choreografie «Trockenheit und Regen» zeigen. Die israelische Kibbutz Contemporary Dance Company und die englische Henri Oguike Company werden Europapremieren aufführen.
http://www.autostadt.de

London: Türkischer Schriftsteller kritisiert mangelnde Meinungsfreiheit
London (dpa) - Der in seiner Heimat strafrechtlich verfolgte Schriftsteller und Friedenspreisträger Orhan Pamuk (53) hat erneut Kritik an der Regierung in Istanbul geübt. Ministerpräsident Erdogan sei nur zu «kosmetischen Reformen» bereit, um die Türkei in die Europäische Union zu führen, sagte Pamuk der in London erscheinenden Zeitung «The Times» (Samstag). Nach wie vor sei Erdogan nicht bereit, sich gegen die Nationalisten im Lande durchzusetzen. Zudem würden dem türkischen Volk «wichtige Informationen verheimlicht», sagte Pamuk.
In einem Interview der in Berlin erscheinenden Zeitung «Die Welt» hatte Pamuk zuvor auf die Gefahr hingewiesen, die in der Türkei von der Armee ausgehe, «die manchmal die demokratische Entwicklung behindert». Darauf hatte der Juristenverband mit einer Strafanzeige reagiert. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul hatte den Schriftsteller bereits wegen Äußerungen zu den Massakern an den Armeniern im Ersten Weltkrieg angeklagt. Der Prozess wegen angeblicher «Herabsetzung des Türkentums» beginnt am 16. Dezember.
«Es ist erniedrigend, in einem Land zu leben, wo dieses Thema ein Tabu ist und nicht öffentlich diskutiert werden kann», sagte der 53- Jährige. Gerade beim Thema Meinungsfreiheit liege in der Türkei noch vieles im Argen, sagte Pamuk. Im Oktober hatte er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegengenommen.