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Potsdam: Lindenpark erwartet 2000 Musikfans zum 16. Ska-Fest +++ Berlin: Loveparade Etat aufgestockt - Dr. Motte will Massenparty fernbleiben +++ Bonn: Rockband The Who begeisterte auf Museumsplatz 8000 Fans
Potsdam: Lindenpark erwartet 2000 Musikfans zum 16. Ska-Fest
Potsdam (ddp-lbg). Rund 2000 Musikfans aus ganz Europa werden am Wochenende zum 16. Potsdamer Ska-Fest im Lindenpark erwartet. Das zweitägige Festival hat sich der aus Jamaika stammenden Ska-Musik verschrieben und gilt als eine der traditionsreichsten Konzertreihen dieser Art in Deutschland. In diesem Jahr werden elf Bands aus Deutschland, Frankreich, Dänemark, den USA und Jamaika am Freitag und Samstag die verschiedenen Spielarten der Musik präsentieren, aus der Ende der 60er Jahre der Reggae entstand.
Mit Ska-Legenden wie Roy Ellis, Dennis Alcapone und Dave Barker ist im Programm der Original-Sound aus den 60er Jahren ebenso vertreten wie Neuinterpretationen junger Bands wie Alpha Boy School, The Toasters oder Skaliners. Mit dem Anspruch, jedes Jahr die komplette Bandbreite der Musik von den Wurzeln bis zur Gegenwart zu Gehör zu bringen, haben sich die Organisatoren gegenüber ähnlichen Festivals in Mainz oder Rosslau ihren Platz in der relativ kleinen Fan-Szene erkämpft.
«Der Vorverkauf ist gut angelaufen, und wir haben Vorbestellungen unter anderem auch aus Dänemark und England», sagte Mitorganisator Raico Rummel auf ddp-Anfrage. Für den englischen Ska-Promoter Christopher Wardell steht das Potsdamer Festival seit Monaten fest im Terminkalender. «Die Band-Szene ist in Deutschland viel breiter gefächert als in England und die Begeisterung der Fans mitreißend», sagte Wardell.
Berlin: Loveparade Etat aufgestockt - Dr. Motte will Massenparty fernbleiben
Berlin (ddp-bln). Für die Loveparade am Samstag steht mehr Geld als zunächst geplant zur Verfügung. Der Etat sei um eine Million auf drei Millionen Euro aufgestockt worden, sagte Loveparade-Geschäftsführer Rainer Schaller am Mittwoch. Schaller ist als Inhaber einer Fitnesskette zugleich Hauptsponsor der Massenparty für Freunde elektronischer Tanzmusik. Zu dem Spektakel mit wummernden Bässen erwarten die Veranstalter eine Million Besucher.
Unter dem Motto «The Love is back» werden ab 14.00 Uhr 40 Musikwagen auf der Strecke vom Brandenburger Tor über die Siegessäule bis zur S-Bahnbrücke Tiergarten fahren. Teilnehmer aus 17 Nationen werden den Angaben zufolge auf den so genannten Floats vertreten sein. Im Internet konnten Loveparade-Fans per Abstimmung über deren Besetzung mitentscheiden. Zwischen S-Bahnbrücke und Ernst-Reuter-Platz werden elf Bühnen aufgebaut.
Der Loveparade-Erfinder Matthias Roeingh alias Dr. Motte wird der Veranstaltung in diesem Jahr fern bleiben. Er fahre weg, sagte der Künstler vor Journalisten. Die diesjährige Loveparade habe nichts mehr mit der Authentizität und dem Potenzial der früheren Paraden zu tun.
Bonn: Rockband The Who begeisterte auf Museumsplatz 8000 Fans
Bonn (ddp). Als ob die Hitze an diesem schwülen Dienstagabend in Bonn nicht schon reichen würde: Mit harten Rockrhythmen legt die britische Rockband The Who auf dem Museumsplatz los und heizt mit ihren energischen Songs rund 8000 Fans kräftig ein.
Für fast jedes Stück wechselt der Gitarrist Pete Townsend, der mittlerweile 61-jährige musikalische Kopf der Gruppe, sein Instrument: von der rot-weißen elektrischen Gitarre zur gelb-weißen, dann zur akustischen und wieder zurück. Townsend und der mit 62 Jahren noch immer wieselflinke Sänger Roger Daltrey brauchen nicht lange, um mit einem cleveren Mix aus jüngeren und älteren Titeln das Publikum in Schwung zu bringen.
Doch es dauert fast eine Stunde, bis die sechs Musiker mit ihrem Klassiker «My Generation» den ersten Höhepunkt des fast ausverkauften Open-Air-Konzerts liefern und die Menge zum begeisterten Mitklatschen und -tanzen bringen. Mit diesem Song gelang der Band 1965 nicht nur der internationale Durchbruch, als ausdrucksstarkes Bekenntnis einer rebellischen Jugend avancierte er seinerzeit auch rasch zur Rockhymne. Die vorwärtstreibenden Beats des Klassikers dürften bei so manchem grauhaarigen Besucher des Bonner Konzerts die Sehnsüchte und Aufbruchsphantasien seiner Jugend geweckt haben.
Als Townsend kurz darauf bei dem Hit «Won\'t Get Fooled Again» von 1971 erstmals seine legendären «Windmühlenarme» kreisen lässt und so die Gitarrensaiten traktiert, ist endgültig klar: Die Rockveteranen beherrschen ihr Handwerk noch immer und können es locker mit jeder Nachwuchscombo aufnehmen. Vor allem Townsend nutzt die schroffen Gitarrenriffs der geradlinigen Rocksongs zu ausgiebigen Soli.
In punkto Lautstärke übertreffen The Who sogar die Rockheroen von Deep Purple, die vier Wochen zuvor an gleicher Stelle ein Open-Air-Konzert gegeben hatten. Vor allem die Tiefbässe lassen die Bauchdecken der Zuhörer selbst in gehörigem Abstand von der Bühne noch vibrieren. Für eingefleischte Fans war aber selbst dieser Pegel noch zu niedrig. «Wieso spielen die eigentlich nicht lauter?», mault ein Besucher an einem Bierstand. Die Getränkestände waren bei hochsommerlichen Temperaturen rege frequentiert - so rege, dass ein alkoholisierter Besucher schlapp machte und von Sanitätern auf einer Trage abtransportiert werden musste.
Durstig werden auch die Musiker gewesen sein, als sie nach 80 Minuten eine kurze Pause einlegen. Danach setzen The Who, die seit 1965 mehr als 100 Millionen Tonträger absetzen konnten und mit den Rockopern «Tommy» (1969) und «Quadrophenia» (1973) Musik-Geschichte schrieben, zum Endspurt an. Der kraftvolle Rocksong «Pinball Wizard» leitete den Zugabenblock ein, bei dem Daltrey auch endlich sein bühnenartistisches Markenzeichen zeigte: Gekonnt ließ er das Mikrophon über, neben und um sich kreisen, um es rechtzeitig für den nächsten Gesangseinsatz wieder einzufangen.
Nach 105 Minuten verabschieden sich The Who vom begeisterten Publikum. Die Band tritt in diesem Jahr in Deutschland nur noch am (heutigen) Mittwoch in der Arena Treptow in Berlin und am 23. Juli auf dem Münsterplatz in Ulm auf.
Reinhard Kleber