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12.8.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Salzburg: Neues Festival zeitgenössischer Musik +++ Letzte Etappe für Kammeroper Schloss Rheinsberg mit «Don Giovanni» +++ Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf wird 10 +++ Herzog besticht mit eigenwilliger Lesart des «Fliegenden Holländers»

Salzburg: Neues Festival zeitgenössischer Musik
Die IGNM Salzburg (Internationale Gesellschaft für Neue Musik, Anm.) hat Sonntag ihr Programm zu einem neuen Festival bekannt gegeben. Vom 15. bis zum 17. November werden insgesamt 72 Komponisten ihre Werke im Mozarteum, im Orchesterhaus im Nonntal sowie im Café Bazar präsentierten.
Geboten werden nicht nur Konzerte, sondern auch Workshops - etwa für trommelnde Kinder und Erwachsene -, Lesungen mit Musik und Gespräche mit "Überraschungssolisten".
Genau heute vor 80 Jahren, am 11. August 1922, hatten sich 20 führende Komponisten - darunter Bela Bartok, Paul Hindemith, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Anton Webern, Zoltan Kodaly oder Francis Poulenc - im Salzburger Café Bazar getroffen und diese Interessengemeinschaft aus der Taufe gehoben.
Festspielgründer Richard Strauss übernahm die Patronanz für die IGNM, um die es in den Jahrzehnten danach vergleichsweise ruhig geworden ist. Heute ist diese Interessengemeinschaft in 50 Ländern präsent und vertritt die Anliegen der zeitgenössischen Musik.
Das "Musikfest Salzburg 2002" ist mit einem Budget von 90.000 Euro ausgestattet, die von einer Bank, einer Versicherung, der AKM sowie Stadt und Land Salzburg stammen. Der Eintritt für dieses Fest der zeitgenössischen Musik zwischen 15. und 17. November in Salzburg ist teilweise gratis.
Die Hauptkonzerte kosten zwischen neun und 18 Euro, ein Festivalpass ist um 50 Euro zu haben. Karten dafür gibt es in allen Kartenbüros oder direkt im IGNM-Büro unter 0662/844648.

Letzte Etappe für Kammeroper Schloss Rheinsberg mit «Don Giovanni»
Rheinsberg (ddp-lbg). Bei sommerlichem Wetter haben am Freitagabend rund 1000 Besucher im Rheinsberger Heckentheater den Start in die sechs Vorstellungen umfassende letzte Etappe der 12. Saison der Kammeroper erlebt. Für die Premiere von Mozarts «Don Giovanni» in deutscher Sprache gab es viel Beifall.
Neu war, dass ein derart anspruchsvolles Werk dieses Mal von einem «JugendFestivalOrchester» aufgeführt wurde. Das Ensemble bestand unter anderem aus Mitgliedern des JugendStreichOrchesters Berlin und des befreundeten Schweizer Ensembles Stringendo Zürich unter der Trägerschaft des LandesMusikRates Berlin. Damit hat die Kammeroper Schloss Rheinsberg - eigentlich als Starthilfe für den hoch begabten internationalen Sängernachwuchs gedacht - zugleich ein Förderprojekt für jugendliche Instrumentalisten initiiert.
Die «Don Giovanni»-Aufführungen werden von Reinhard Schwarz, der auch den Cembalopart spielt, dirigiert. Vor zwei Jahren hatte er in Rheinsberg schon Mozarts «Die Hochzeit des Figaro» heraus gebracht, 1994 vor der Kulisse des damals noch kriegszerstörten Schlosstheaters Othmar Schoecks «Vom Fischer und syner Fru» (Fru) und Jacques Iberts «Angélique». Schwarz war 1988-99 Chefdirigent des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz und dirigiert regelmäßig am Opernhaus im südafrikanischen Cape Town.
Für die Inszenierung wurde kurzfristig Christian Pöppelreiter gewonnen, der beim «Don Giovanni» Anfang des Jahres am Münchner Prinzregententheater Regie geführt hat. Pöppelreiter, seit 1988 Leiter des Instituts für Musiktheater an der Universität Graz, hatte vor vier Jahren in Rheinsberg bereits Monteverdis «Die Krönung der Poppea» betreut. Choreografisch stand ihm Susanna Borchers zur Seite. Er ist sein eigener Ausstatter, der weitgehend ohne Bühnenbild auskommt. Effektvoll ist allerdings die Höllenfahrt des Titelhelden in eine Versenkung mit züngelnden Flammen mittels erleuchteter Tücher.
Bis zum 17. August wird noch gespielt. Insgesamt umfasst die diesjährige Sommerspielzeit in Rheinsberg 22 Opernvorstellungen und Konzerte.

Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf wird 10
Wiepersdorf (ddp-lbg). Mit einem großen Sommerfest wird am kommenden Sonntag (18. August) das zehnjähriges Jubiläum des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf nahe Jüterbog gefeiert. Geboten wird allen Neugierigen ein romantisches Programm mit Lesungen, Musik, Ausstellungen und Theater, kündigte die Direktorin des Künstlerhauses, Doris Sossenheimer, in Wiepersdorf an. Der einstige Wohnsitz des Dichterpaares Bettina und Achim von Arnim ermöglicht Stipendiaten aus aller Welt Arbeitsaufenthalte fernab jeglichen Rummels. Schon zu DDR-Zeiten diente das Barockschlösschen im Niederen Fläming verschiedenen Dichtergrößen als Erholungsheim. Mit der Wiedereröffnung 1992 knüpfte die Stiftung Kulturfonds an diese Traditionen an.
Ein Höhepunkt des Tages ist die Lesung der Stipendiatin Inger Christensen aus Dänemark. Ihre Lyrik besticht durch ihre streng logische Form sowie durch reiche Sprachbilder. Außerdem stellt Felicitas Hoppe ihren neuen Roman «Paradiese, Übersee», vor, der im Januar erscheint.
Für viel frischen Wind will der Kleinkünstler Georg Schweizer sorgen. Als selbst ernannter Kunstkenner und Auktionär versteigert er Bilder, Grafiken, Objekte, Manuskriptseiten und «Persönliches» von Dichtern und Künstlern des Hauses. Geheimnisvoller gibt sich dagegen das Theater Kamaduka mit einem mysteriöses Maskenspiel.
Als spezieller Gast wird zudem der Musiker Andrej Hermlin mit seinem Swing Dance Orchestra erwartet. Das in der ganzen Welt tourende Ensemble spielt amerikanische Musik aus den 30ern. Auf ihre Kosten kommen natürlich auch Kunstliebhaber. Verschiedene Atelierrundgänge und Installationen im Park laden zum Flanieren ein. Nicht zuletzt zeigt das Arnim-Museum bisher unveröffentlichte Dokumente von und über Achim von Arnim.
(Anschrift: Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf in 14913 Wiepersdorf; liegt südlich von Berlin nahe Jüterbog in Richtung Dahme; reguläre Öffnungszeiten für das Arnim-Museum sind samstags, sonntags und feiertags von 14.00 bis 16.00 Uhr, an den selben Tagen ist auch das Orangeriecafé ab 11.00 Uhr geöffnet; Führungen werden jedes vierte Wochenende im Monat um 14.00 und 15.00 Uhr angeboten; das Künstlerhaus im Internet unter www.wiepersdorf.de.)

Herzog besticht mit eigenwilliger Lesart des «Fliegenden Holländers»
Erfurt (ddp). Das hat es auf den Erfurter Domstufen noch nie gegeben: Ein riesiges, qualmendes Raumschiff landet vor der ehrwürdigen Kulisse von Dom und Severi-Kirche und später kapern Außerirdische ein Schiff, das auf den Domstufe ankert. Die Premiere des «Fliegenden Holländers» am Samstagabend auf den Erfurter Domstufen wurde für die rund 2000 Zuschauer ein besonderes Kunsterlebnis. Werner Herzogs moderne Version der Oper von Richard Wagner erntete tosenden Beifall.
Begeistert waren die Zuschauer auch von dem international berühmten Solistenensemble, das für die diesjährigen Domstufen-Festspiele verpflichtet wurde. Gabriele Maria Ronge, die zu den bedeutendsten dramatischen Sopranistinnen zählt, brillierte als Senta. Ihr stand Marcel Vanaud als der Holländer in nichts nach. Der geschäftstüchtige Kapitän, Sentas Vater, wurde von Phillipe Kahn hervorragend verkörpert. Auch Robert Künzli als unglücklich Liebender und Daniela Strothmann als Sentas Freundin Mary trugen maßgeblich zum Erfolg des Stückes bei. Der junge amerikanische Tenor John Bellemer gab in Erfurt sein Debüt als Steuermann.
Besondere Leistungen erbrachten auch die Chöre und das Philharmonische Orchester des Erfurter Theaters. Das Orchester wurde in bewährter Weise von Generalmusikdirektor Walter E. Gugebauer dirigiert. Der Opernchor des Theaters und ein Extrachor unter Leitung von Andreas Ketelhut standen ihm mit Bravour zur Seite. Für das eindrucksvolle Bühnenbild zeichnete der italienische Künstler Maurizio Balo verantwortlich. Balo hatte den «Fliegende Holländer» bereits 1993 gemeinsam mit Herzog in Paris inszeniert.
Mit den diesjährigen Festspielen gab der neue Generalintendant des Erfurter Theaters, Guy Montavon, seinen Einstand. Mit dieser Premiere hat der Schweizer seinen Willen demonstriert, die Festspiele mit hohem künstlerischen Anspruch und renommierten Künstlern auf eine neue Stufe zu heben. Das diesjährige Festival dokumentiert den wachsenden Anspruch, sich von der sommerlichen Touristenattraktion hin zum künstlerischem Ereignis zu entwickeln. Dafür spricht auch, dass im kommenden Jahr «Friedenstag» von Richard Strauss gezeigt wird.
«Der fliegende Holländer» ist bis zum 1. September noch 13-mal auf den Domstufen zu erleben. Restkarten sind noch erhältlich.
(www.domstufen.de)
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