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Berlin: Sonderausschuss untersucht Rückgabe von Kirchner-Gemälde +++ Köln: Noch kein Konzept für Sanierung des Dionysos-Mosaiks +++ Frankfurt/M. : Max-Beckmann-Preis für Vater der Pop-Art
Berlin: Sonderausschuss untersucht Rückgabe von Kirchner-Gemälde
Berlin (ddp). Die umstrittene Rückgabe des Gemäldes «Berliner Straßenszene» von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) aus dem Brücke-Museum an Erben der früheren jüdischen Besitzer hat ein parlamentarisches Nachspiel. Die Hintergründe sollen in einem Sonderausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses aufgeklärt werden. Das hat der Kulturausschuss am Montag beschlossen. Das Bild war im Juni 2006 vom Land Berlin zurückgegeben und im November in New York für fast 30 Millionen Euro versteigert worden. Den Zuschlag erhielt die Neue Galerie in New York.
Die Restitution hatte bundesweit Kritik ausgelöst. Nach Ansicht von Experten ist unklar, ob das 1914/1915 entstandene Schlüsselwerk des deutschen Expressionismus zur Zeit des Nationalsozialismus tatsächlich zwangsverkauft worden war. Vor der Auktion war ein Münchner Kunstsammler mit dem Versuch gescheitert, per Strafanzeige gegen Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und den damaligen Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei.PDS) den Verkauf zu stoppen.
Köln: Noch kein Konzept für Sanierung des Dionysos-Mosaiks
Köln (ddp-nrw). Im Römisch-Germanischen Museum Köln wird weiter an einem Konzept zur Restaurierung des beschädigten Dionysos-Mosaiks gearbeitet. «Wir haben keinen Zeitdruck. Das Mosaik ist gesichert, so dass weitere Schäden ausgeschlossen sind», sagte eine Museumssprecherin auf ddp-Anfrage.
Das weltbekannte Mosaik war am 18. Januar während des Orkans «Kyrill» erheblich in Mitleidenschaft geraten. Umherfliegende Holzabdeckungen eines nahen Brunnens hatten drei große Fenster des Museums durchschlagen. Die bis zu 70 Kilogramm schweren Holzbohlen und die Sperrholzplatten fielen ebenso wie die Glasscherben der Fenster auf das 75 Quadratmeter große Mosaik. Dabei entstanden zahlreiche tiefe Kratzer. Das namensgebende Bildmotiv, der betrunkene und von einem Satyr gestützte Dionysos, blieb allerdings im Gegensatz zu seiner Umgebung nahezu unversehrt.
Nach Angaben der Museumsleitung wurden Experten aus Luxemburg und Bonn zur Begutachtung der Schäden hinzugezogen. «Allerdings liegen uns derzeit noch nicht alle Gutachten vor», erläuterte die Sprecherin. Auch wurden Spezialisten aus Rom eingeschaltet, die bereits vor Jahren erfolgreich das Bodenbild saniert haben. Auf eine provisorische Reparatur werde verzichtet. Ohnehin könne mit den Arbeiten erst nach der Klärung sämtlicher versicherungsrechtlicher Fragen begonnen werden, hieß es weiter. Trotz der Schäden könnten Museumsbesucher das antike Kunstwerk betrachten, hob die Sprecherin hervor.
Das Mosaik war 1941 bei Bauarbeiten für einen Luftschutzbunker am Kölner Dom freigelegt worden. Später wurde das Römisch-Germanische Museum um das Fundstück herumgebaut. Das Mosaik gilt als einer größten und besterhaltenen römischen Böden nördlich der Alpen. Sein Wert wird mit etwa 15 Millionen Euro angegeben. Während des Wirtschaftsgipfel 1999 in Köln kamen die führenden Regierungschefs der Welt auf dem Dionysos-Mosaik zu einem festlichen Essen zusammen.
Frankfurt/M.: Max-Beckmann-Preis für Vater der Pop-Art
Frankfurt/Main (ddp). Für sein künstlerisches Lebenswerk ist der Brite Richard Hamilton mit dem Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet worden. Der als Begründer der Pop-Art geltende 84-Jährige nahm die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung am Montagabend im Frankfurter Städel entgegen. In seiner Laudatio würdigte der Direktor des Kölner Museums Ludwig, Kasper König, Hamilton als einen der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen Malerei.
Die Entscheidung für den Preisträger begründete das Kuratorium unter anderem damit, dass Hamiltons Stil revolutionären Charakter gehabt und neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet habe.
Hamilton wurde am 24. Februar 1922 in London geboren. Nach dem Besuch von Kunstakademien begann er seine Karriere mit Zeichnungen. 1956 präsentierte er die Ausstellung «This is Tomorrow». Mit der kleinen Collage «Just what is it that makes today\'s homes so different, so appealing?» kreierte er eine Ikone der Pop-Art. Fortan integrierte er in seine Werke Fotografien, Werbung, Plakate und computergenerierte Bilder.
Mit dem Beckmann-Preis ehrt die Stadt Frankfurt seit 1978 alle drei Jahre herausragende Leistungen in der Malerei, Grafik, Bildhauerei und Architektur. Die Verleihung findet immer am 12. Februar, dem Geburtstag Max Beckmanns, statt. Beckmann gilt als wichtigster Vertreter des deutschen Expressionismus. Er lehrte und arbeitete von 1925 bis 1933 an der Frankfurter Städel-Kunstschule.