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13.6.: kunst und architektur aktuell +++ kunst und architektur

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Dresden: Stadtrat wählt schlichten Alternativentwurf für Waldschlösschenbrücke +++ München: Nolde-Gemälde «Nadja» wechselt für über zwei Millionen Euro den Besitzer


Dresden: Stadtrat wählt schlichten Alternativentwurf für Waldschlösschenbrücke
Dresden (ddp-lsc). Die Stadt Dresden will mit einem schlichten Alternativentwurf für die geplante Waldschlösschenbrücke den Weltkulturerbetitel des Elbtals retten. Der Dresdner Stadtrat hat am Dienstag beschlossen, dass ein von einem Gutachtergremium empfohlener Entwurf Ende Juni dem UNESCO-Welterbekomitee bei dessen Zusammenkunft in Neuseeland vorgestellt werden soll. Er stammt von dem Stuttgarter Ingenieur Jörg Schlaich. Die zweite Empfehlung des Ingenieurs Werner Sobek wurde verworfen, weil er stärker vom Planfeststellungsverfahren abweicht.
Im ausgewählten Konzept führt die Flussquerung flacher und schmaler über die Elbe als die bislang geplante Brücke, die vor zehn Jahren entworfen wurde. Durch die Vorlage des neuen Entwurfs will die Stadt den drohenden Verlust des UNESCO-Welterbetitels für das Elbtal verhindern und zugleich den Bürgerentscheid vom Februar 2005 zugunsten der Brücke erfüllen. Allerdings gilt es als fraglich, ob die UNESCO überhaupt eine Brücke an der geplanten Stelle akzeptiert.
Die Sitzung hatte turbulent begonnen. Der amtierende Oberbürgermeister Lutz Vogel (parteilos) strich den Punkt wegen «erheblicher rechtlicher Bedenken» zunächst von der Tagesordnung. Grund war ein Schreiben aus dem Regierungspräsidium, in dem der Bürgermeister darauf hingewiesen wurde, dass für den Bau einer alternativen Brücke ein neues Planfeststellungsverfahren nötig sei. Dieses sei jedoch nicht innerhalb der Ablauffrist des Bürgerentscheids im kommenden Februar rechtssicher abzuschließen.
Nach einigen Querelen schloss Vogel die Sitzung und eröffnete unmittelbar danach wegen der Eilbedürftigkeit der Angelegenheit eine neue Sitzung, in der die Entscheidung getroffen wurde.

München: Nolde-Gemälde «Nadja» wechselt für über zwei Millionen Euro den Besitzer
München (ddp). Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten - verkauft. Die «Nadja» hat einen neuen Besitzer. Bieter Nummer 53, ein bebrillter älterer Herr, grinst über das ganze Gesicht. Für 2,15 Millionen Euro hat er den Zuschlag für Emil Noldes berühmtes Ölgemälde erhalten. Ein klein wenig Neid macht sich breit kurz vor 18.00 Uhr im voll besetzten Gartensaal des Münchner Prinzregententheaters. Denn die «Nadja» hat es vielen im Saal angetan.
Der Münchner Rechtsanwalt Wolf-Rüdiger Bub hätte das Frauenporträt gerne für seine private Kunstsammlung ersteigert. In der ersten Reihe hat er sich deshalb einen Platz für die Auktion reservieren lassen. Doch dann steigen die Gebote immer höher. Als sich der Preis der Zwei-Millionen- Marke nähert, gibt Bub entmutigt auf. Zuvor hatte er schon geahnt: «Der internationale Kunstmarkt wird zuschlagen.»
Wer sich hinter dem glücklichen Neubesitzer der «Nadja» genau verbirgt, bleibt während der Auktion allerdings unklar. Die Besucher der Versteigerung raunen sich die verschiedensten Gerüchte zu. Ein Sammler aus den USA wird vermutet. Andere glauben lediglich einen Mittelsmann vor sich zu haben. Verwundert sind viele außerdem, dass nicht ein telefonischer Bieter das Rennen gemacht hat.
Gerade einmal 40 Zentimeter hoch und 25 Zentimeter breit ist das «Nadja»-Porträt. Kunstliebhaber sind von der Frau mit den leuchtend roten Lippen angetan. Falten hat die Schönheit seit 1919 schließlich nicht angesetzt. «Jungfräulich unberührt» sei die Nadja, schwärmt Auktionator Robert Ketterer. Kein Restaurator habe je Hand an sie gelegt. In seiner 18-jährigen Tätigkeit als Kunsthändler habe er noch nie ein vergleichbares Bild verkauft. Es sei ein Firnis auf dem Bild, den Nolde vermutlich sogar selbst angebracht habe.
Einst war die Schöne im Besitz des Berliner Kunstverlegers und Sammlers Ernst Rathenau, eines Cousin des 1922 von Rechtsradikalen ermordeten deutschen Außenministers Walther Rathenau. Im Tresor eines privaten Bankhauses in Berlin überstand das Kunstwerk unbeschadet die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs. Nach 1945 lagerte das Gemälde bei einer Speditionsfirma in Freiburg im Breisgau. Zwischen 1977 und 1979 verlor sich die Spur von Noldes Meisterwerk. Überraschend tauchte das Gemälde Ende 2006 wieder auf. Beim Entrümpeln des Dachbodens seiner Tochter stieß ein Kunstsammler auf den Schatz und übergab das Gemälde der Polizei.
In einer Ausstellung zu sehen war die «Nadja» abgesehen von der Präsentation im Vorfeld der Versteigerung bisher nur einmal. 1928 wurde das Gemälde in der Berliner National-Galerie der Öffentlichkeit gezeigt. «Nadja» hat Deutschland bisher noch nie verlassen. Nolde-Fans hoffen nun, dass das Bild nicht in einem privaten Safe verschwindet.
Christine Straßer