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Saban macht Deal um ProSiebenSat.1 nun perfekt +++ Kopenhagen: Neues Festival fördert europ. Film
Saban macht Deal um ProSiebenSat.1 nun perfekt
orf - Dieses Mal kam nichts mehr dazwischen: Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den US-Milliardär Haim Saban ist perfekt. Sabans Überweisung ging bei KirchMedia ein und im Gegenzug erhielt der schillernden Medienunternehmer aus Beverly Hills das Aktienpaket mit der Stimmrechtsmehrheit an Deutschlands größtem Fernsehkonzern.
"Der Kaufpreis ist geflossen, die Aktien wurden am Montagabend gegen 19.30 Uhr übertragen", bestätigte KirchMedia-Sprecher Rudolf Wallraf am Dienstag.
Beide Seiten hatten nach der Blamage vom Juni den größten Deal der deutschen Fernsehgeschichte diesmal in Rekordzeit abgeschlossen: Am Dienstag vor einer Woche gab der Gläubigerausschuss die Zustimmung, Freitagnacht unterschrieben Unterhändler das Vertragswerk, nun ist der Geschäft vollzogen:
Saban verfügt ab sofort mit seinen Finanzpartnern über 72 Prozent der Stimmrechte und 36 Prozent des Grundkapitals an ProSiebenSat.1. Der Kaufpreis liegt Verhandlungskreisen zufolge bei 525 Mio. Euro.
Die internationale Anwaltsozietät Ashurst Morris Crisp, die Sabans amerikanische Finanzpartner beraten hatte, bestätigte inzwischen offiziell, dass das Transaktionsvolumen für das gesamte, aus drei Stufen bestehende Geschäft, eine Mrd. Euro beträgt:
Zu der gezahlten Summe für das erste Aktienpaket kommen demnach rund 200 Mio. für den Erwerb eines weiteren Anteils von 14,5 Prozent, der derzeit indirekt von KirchMedia und dem Axel Springer Verlag gehalten wird.
Ihre Beteiligung von dann 50,5 Prozent werden Saban und seine Partner dann bei einer anschließenden Kapitalerhöhung von 280 Mio. Euro weiter aufstocken und dann über fast alle Stimmrechte verfügen. Denn eine Umwandlung der stimmrechtslosen Vorzugsaktien der Kleinaktionäre schloss Saban aus.
In spätestens vier Wochen will der Neueigentümer zwar pflichtgemäß ein Abfindungsangebot für alle Aktionäre vorlegen, er machte aber bereits deutlich, dass der Umtausch unter dem aktuellen Kurs liegen wird und damit wenig attraktiv ist.
Mit dem Aktienpaket wandert die Hälfte des inländischen Privatfernsehmarktes in amerikanische Hände, sechs US-Investmentfirmen sind als Sabans Finanzpartner beteiligt. Die Senderkette um Pro Sieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 ist gemessen am Umsatz mit 1,8 Mrd. Euro im vergangenen Jahr der größte deutsche Fernsehkonzern noch vor der RTL-Gruppe.
Mit guten Kontakten zu den Filmstudios in Hollywood will Saban nun den Marktanteil der Senderkette weiter ausbauen. Das heiße aber nicht, "dass wir jetzt den Äther mit US-Blockbustern füllen, aber wir müssen sicherstellen, dass ProSiebenSat.1 die neuesten Formate bekommt", sagte Saban am Wochenende in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", in dem er zugleich das Sat.1-Aushängeschild Harald Schmidt dem Konkurrenten RTL zugeschrieben hatte.
Mit dem Verkauf des Herzstücks aus dem Erbe des gescheiterten Medienzaren Leo Kirch ist die Abwicklung des zusammengebrochenen Imperiums fast abgeschlossen. Den früher hochprofitablen Sportrechtehandel sicherte sich die Infront GmbH um den Ex-Fußballer Günter Netzer für rund 300 Mio. Euro, die Beteiligung an der Formel 1 landete als Pfand bei den Banken, ebenso wie der frühere Anteil am spanischen Fernsehsender Tele Cinco.
Der Abokanal Premiere, dessen horrende Anlaufkosten das Imperium zum Einsturz brachten, übernahmen die Investorengesellschaft Permira und als Minderheitsgesellschafter Premiere-Chef Georg Kofler sowie mehrere Banken. Statt eines Kaufpreises gewährten sie eine Bestandsgarantie über 220 Mio. Euro.
Der Sportsender DSF ging für rund 30 Mio. an ein Konsortium unter der Führung von KarstadtQuelle und EM.TV. Bei Kirchs Filmbibliothek bestehen Lieferverträge im Wert von mehreren hundert Mio. Euro mit ProSiebenSat.1, für die nun Saban gerade stehen muss.
Banken und Gläubiger müssen aber voraussichtlich noch einige Zeit auf ihr Geld aus der Insolvenzmasse warten. Frühestens nächstes, möglicherweise erst übernächstes Jahr könne Insolvenzverwalter Michael Jaffe die ersten Schecks ausstellen, heißt es aus den betroffenen Kreisen.
Zuvor stehen noch einige Prozesse an, bei denen Geschädigte der Firmenpleite Ansprüche anmelden wollen. Erst danach stellt sich heraus, ob die Gläubigerbanken wirklich, wie erhofft, mit einem blauen Auge davonkommen und mehr als die Hälfte ihrer Kredite zurückerhalten.
Kopenhagen: Neues Festival fördert europ. Film
orf - Mit einem neuen Internationalen Filmfestival in Kopenhagen sollen die Chancen für europäische Spielfilme verbessert werden. Bei dem am Mittwoch beginnenden CIFF (Copenhagen International Film Festival) werden eine Woche lang 153 Filme gezeigt, von denen 14 an einem Wettbewerb teilnehmen.
Die Jury für den Wettbewerb leitet der griechische Regisseur Theo Angelopoulos. Zum Auftakt des Festivals wird der norwegischen Schauspielerin und Regisseurin Liv Ullmann (64) ein Sonderpreis für ihr Lebenswerk überreicht.
Der dänische Oscar- und Cannes-Preisträger Bille August zog seine Teilnahme an der Jury-Arbeit wenige Tage vor der Eröffnung zurück und begründete dies mit "wichtigen Vertragsverhandlungen" für einen neuen eigenen Film in Los Angeles.