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Hamburger Theaterschiff gesunken - Nur noch Aufbauten zu sehen +++ Berliner Henschel Verlage und Verlag E. A. Seemann in Leipzig werden geschlossen
Hamburger Theaterschiff gesunken - Nur noch Aufbauten zu sehen
Hamburg (ddp). Im Hamburger Hafen ist am Dienstag das bekannte «theaterschiff am mäuseturm» gesunken. Von dem 25 Meter langen und 8 Meter breiten Kahn ragen nur die Aufbauten aus dem Wasser. Das Schiffe werde lediglich noch von dem Steg gehalten, an dem es festgemacht war, sagte ein Feuerwehrsprecher. Die Ursache für die Havarie stehe noch nicht fest.
Der Havarist ist 75 Jahre alt und liegt seit 1992 als «theaterschiff am mäuseturm» am Rande der historischen Speicherstadt am Hamburger Hafen. Es diente ursprünglich als Fähranleger und Klubhaus des Blankeneser Segel-Clubs. 1991 übernahm es Eigner Jürgen Hübner und baute es ein Jahr lang zur schwimmenden Bühne um. Markant ist ein lebensgroßer, knallbunter «Menschenvogel» als Galionsfigur.
Gespielt wurden vor allem Stücke, die von Wasser, Wind und Meer handeln, darunter Jeffrey Hatchers «Scotland road» über den Mythos der «Titanic» oder Esther Vilars «Stundenplan einer Rache», das auf einem Segelboot spielt. Außerdem präsentierte das Schiff häufig Hamburger Erstaufführungen, etwa Stücke von Autoren wie Joyce Carol Oates, Susanne Schneider, Kerstin Specht oder Esther Vilar.
(www.theaterschiff.com)
Berliner Henschel Verlage und Verlag E. A. Seemann in Leipzig werden geschlossen
Mit anspruchsvollen Büchern verabschieden sich die Verlage Henschel und Seemann von ihren Lesern
Berlin (ddp). Zum ersten Todestag von Hildegard Knef am 1. Februar wird mit einem opulenten Bildband an die Diva mit den drei Karrieren erinnert. Ihr letzter Ehemann Paul von Schell hat zu den Fotos - darunter viele, die bislang noch nie veröffentlicht wurden - sehr persönliche Texte geschrieben. Deshalb trägt das Buch zu Recht den Titel «Hilde - Meine Liebeserklärung an Hildegard Knef». Alle Seiten einer ungewöhnlichen Künstlerinnenkarriere werden noch einmal lebendig: Die Knef als Deutschlands erster Nachkriegsfilmstar («Die Mörder sind unter uns»), als Chansoninterpretin mit unverkennbar rauchigem Timbre («Für mich soll\'s rote Rosen regnen»), die Bestseller-Autorin («Der geschenkte Gaul»).
Die Bildbiografie gehört zum Frühjahrsprogramm des Berliner Henschel Verlages, das zugleich das letzte aus dem renommierten Editionshaus sein wird. Ende vergangenen Jahres hatte die Verlagsgruppe Dornier lapidar mitgeteilt, dass Henschel - ebenso wie der traditionsreiche Verlag E. A. Seemann in Leipzig - geschlossen wird. Zur Begründung hieß es, man werde sich «noch stärker auf Kernkompetenzen» konzentrieren. Das seien Titel zu «zentralen/existenziellen Lebensfragen» - Esoterik, Spiritualität, Religion. «Programme, die ein eher kulturelles bzw. kulturhistorisches Profil haben, werden eingestellt», erklärte die Verlagsgruppe unmissverständlich.
Damit sorgte Dornier für Bestürzung. Denn mit dem 1858 gegründeten Seemann Verlag verschwindet der älteste deutsche Kunstverlag, der seit 1861 in Leipzig ansässig war und vor allem Bücher zu Kunstgeschichte und Architektur veröffentlicht hatte und die Rechte am Werk Ernst Barlachs (1870-1938) hielt. Henschel, 1945 gegründet, war als Editionshaus für darstellende Künste zu Renommee gelangt. Leser in Ost und West wussten Sachkundiges zu Theater, Musik, Ballett und Film zu schätzen. Dornier hatte 1991 Seemann übernommen, ein Jahr später Henschel.
Beide Häuser verabschieden sich mit Würde aus der Verlagslandschaft und von den Lesern. So erscheint bei Henschel auch eine reich bebilderte Biografie zum 65. Geburtstag des Schauspielers Götz George. In dem Buch von Heiko R. Blum kommt nicht nur der Jubilar selbst zu Wort, sondern auch Freunde und Weggefährten. Dietrich Fischer-Dieskau, gefeiert als «bester Liedsänger der Welt», hat zum 100. Todestag den Kunstlied-Komponisten Hugo Wolf porträtiert. Für sein Buch hat Fischer-Dieskau auch unpublizierte Nachlässe gesichtet und damit neue Erkenntnisse zu Leben und Werk Wolfs gewonnen. Gleichfalls im letzten Henschel-Programm: ein Buch über die Kultur(haupt)stadt Berlin (Autor ist der ehemalige Intendant der Berliner Festspiele, Ulrich Eckhardt) und Roger Willemsens Titel «Die Deutschen sind immer die anderen».
Auch Seemann zeigt noch einmal, was der Verlag kann: So versammelt der Begleitband zur Berliner Ausstellung «Avantgarden» die künstlerischen Bewegungen zwischen 1910 und 1930 in Mitteleuropa. Auch die zwei großen Präsentationen «Nach der Flut», mit der sich die Dresdner Kunstsammlungen bei Berlin für die Fluthilfe des vergangenen Sommers bedanken, hat Seemann mit sorgfältig gemachten Katalogbänden begleitet. Als Autoren- und Künstlerbuch kommt in Neuauflage «Noa Noa» von Paul Gauguin (zum 100. Todestag des Künstlers) heraus. Bei der Edition Leipzig wird die Reihe «Sachsens schönste Schlösser, Burgen und Gärten» mit den letzten drei Bänden komplettiert.
Abschiedswehmut kommt übrigens in den Programmheften von Henschel und Seemann nicht auf. Vielmehr wünscht die Verlegerische Geschäftsführerin beider Häuser, Sabine Schubert, den Lesern einen schönen, erfolgreichen und farbenfrohen Bücherfrühling.
Cornelia Krüger