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14.6.: literatur aktuell +++ literatur

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Hamburg: Grass steht hinter Handkes Verzicht auf Heine-Preis +++ Düsseldorf: Kinderbuchpreis NRW geht an Autorin Dagmar Mueller +++ Berlin: Köhler überreicht Weilheimer Literaturpreis an Wole Soyinka


Hamburg: Grass steht hinter Handkes Verzicht auf Heine-Preis
Hamburg (ddp). Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass steht hinter der Entscheidung des Schriftstellers Peter Handke zum Verzicht auf den Heinrich-Heine-Preis. «Handkes Entscheidung jetzt, den Preis nicht anzunehmen, ist völlig richtig«, sagte Grass der Wochenzeitung »Die Zeit«. Er kritisierte das Prozedere bei der Vergabe der Ehrung: «Eine kompetente Jury spricht einen Preis zu, und ein politisches Gremium entscheidet, ob der Preis überhaupt vergeben wird.»
Grass betonte jedoch, er sei mit Handkes Einschätzung des früheren serbischen Diktators Slobodan Milosevic «weiß Gott nicht einer Meinung». Handke habe sich «verrannt». Er habe «immer die Neigung gehabt, mit den unsinnigsten Argumenten eine Gegenposition einzunehmen». Dennoch sieht Grass eine Tendenz in der deutschen Öffentlichkeit, extreme Meinungen nicht zu tolerieren.
Handke hatte erklärt, wegen des anhaltenden Streits über die Jury-Entscheidung auf den diesjährigen Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf zu verzichten. Er wolle mit seiner Entscheidung die öffentliche Diskussion um seine Person beenden und nicht länger «Pöbeleien» von Parteipolitikern ausgesetzt sein.

Düsseldorf: Kinderbuchpreis NRW geht an Autorin Dagmar Mueller
Düsseldorf (ddp). Der Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen geht in diesem Jahr an die Autorin Dagmar H. Mueller. Sie erhält die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Kinderbuch «Die unsichtbare Noa», wie die Düsseldorfer Staatskanzlei am Dienstag mitteilte. Der Preis wird am 24. Oktober in Duisburg übergeben. Die Autorin wurde 1961 im sauerländischen Meschede geboren und lebt derzeit in Hamburg.
Das Buch ist den Angaben zufolge als Vorlesebuch für Kinder im Vorschulalter geeignet und kann von Kindern im Grundschulalter selbstständig gelesen werden. Die Hauptfigur der Geschichte, Noa, ist zu Hause eine mutige Kämpferin gegen Räuber und Bären und alle, die es wagen, sich ihr in den Weg zu stellen. Sobald sie jedoch die gewohnte Umgebung verlässt, wird sie scheinbar unsichtbar.
Das Land prämiert sei 1989 jährlich ein Kinderbuch, das speziell für Kinder im Erstlesealter geeignet ist und sich auch im Schulunterricht einsetzen lässt. «Die unsichtbare Noa» ist 2005 im Annette Betz Verlag/Verlag Carl Ueberreuter erschienen.

Berlin: Köhler überreicht Weilheimer Literaturpreis an Wole Soyinka
Berlin (ddp). Bundespräsident Horst Köhler hat am Dienstag den Weilheimer Literaturpreis 2006 an den nigerianischen Autor Wole Soyinka («Aké»)verliehen. Die mit 7500 Euro dotierte Auszeichnung ist der einzige von Schülern vergebene Literaturpreis Deutschlands. «Mit diesem Preis empfehlen junge Menschen Gleichaltrigen die Werke von Soyinka», sagte Köhler in seiner Laudatio im Berliner Schloss Bellevue. Das sei für ihn ein wichtiges Zeichen dafür, um wie viel weiter der Blick der jungen Leute von heute reiche als in seiner Jugendzeit.
Köhler würdigte die intellektuelle und moralische Kraft der afrikanischen Literatur und Soyinka selbst als «mutigen Mann». Wenige Lebensläufe seien «so von Extremen geprägt worden», wie der des 71-jährigen Autors und Nobelpreisträgers. Der Schriftsteller engagierte sich in Nigeria für Demokratie und Menschenrechte. Dafür nahm er Verfolgung, Gefängnis und Jahre des Exils in Kauf. Soyinka hielt bei der Preisverleihung eine Rede über «die Lehren zweier Generationen», in der er das Spannungsverhältnis von Widerstand und Selbstbeherrschung thematisierte.
Die Jury des Gymnasiums Weilheim in Oberbayern wollte mit der Auszeichnung Soyinkas «Gleichaltrige dazu ermuntern, mehr zeitgenössische Literatur zu lesen». In der autobiografischen Trilogie «Aké, eine afrikanische Kindheit», «Der Mann ist tot. Aufzeichnungen aus dem Gefängnis» und «Isarà. Eine Reise rund um den Vater» gelingt es Soyinka nach Auffassung der Schüler, «Brücken zwischen Kontinenten, Kulturen und Menschen» zu bauen.
Frühere Preisträger des Weilheimer Literaturpreises waren seit 1988 unter anderen Ilse Aichinger, Wolfgang Hildesheimer, Reiner Kunze, Siegfried Lenz und Loriot.