Hauptrubrik
Banner Full-Size

14.8.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

Publikationsdatum
Body

Schwerin: Protest gegen Breker- Ausstellung +++ Berlin: Kunstsammler Lauder kaufte ersten Klimt in jungen Jahren


Schwerin: Protest gegen Breker- Ausstellung
Schwerin (ddp-nrd). In der umstrittenen Ausstellung von Werken des Bildhauers Arno Breker (1900-1991) ist es am Wochenende in Schwerin zu einem Zwischenfall gekommen. Am Samstagvormittag seien 20 bis 30 teils maskierte Personen in die Räume der Ausstellung im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus eingedrungen und hätten vier der derzeit dort gezeigten 70 Skulpturen mit toilettenpapier umwickelt, sagte ein Sprecher der Schweriner Polizeidirektion.
In einer im Internet verbreiteten Pressemitteilung bekannten sich Teilnehmer eines Camps von G8-Gipfelgegnern zu der Protestaktion. Mit der Schweriner Ausstellung werde «die aktive Rehabilitierung eines der bekanntesten NS-Künstler betrieben», hieß es außerdem im Text eines bei der Aktion verteilten Flugblattes. Besucher waren aufgefordert worden, die Ausstellung zu verlassen. Die Polizei ermittelt jetzt wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs. Sachbeschädigungen an der Ausstellung gab es nicht.
Mit den «Umgestaltungsaktionen» soll nach Angaben der Ausstellungs-Kritiker deutlich gemacht werden, dass «die Ausstellung von Brekers Nazi-Kunst nicht weiter geduldet wird». Mit einer Kette an der Eingangstür sei die Ausstellung symbolisch geschlossen worden. Der G8-Gipfel findet 2007 im Ostseebad Heiligendamm (Kreis Bad Doberan) statt.
Der Kurator der Präsentation, Rudolf Conrades, wies alle Forderungen nach einer vorzeitigen Schließung der Schau zurück. Die «pseudo-antifaschistische Aktion» vom Samstag sei aus seiner Sicht völlig überflüssig und «ein Schuss in den Ofen» gewesen, sagte er am Sonntag. Vorher hatten bereits Künstlerverbände und Einzelpersonen die mit öffentlichen Mitteln der Stadt und des Landes Mecklenburg-Vorpommern geförderte Werkschau heftig kritisiert.
Breker in der Ausstellung zu erleben, sei das beste Mittel gegen den «Mythos Breker», wie er immer noch in einigen Köpfen herumgeistern würde, sagte Conrades. «Wegsperren und verbieten bewirkt genau das Gegenteil: man schafft ein Märtyrerbild und man stärkt den Mythos.» Die Forderung nach Schließung der Breker-Ausstellung werde auch durch Wiederholung durch die G8-Aktivisten nicht überzeugender.
«Im autoritären Kaiserreich, in der totalitären Nazidiktatur und in der ebenfalls reichlich diktatorischen DDR wurden missliebige Ausstellungen verboten», sagte Conrades. Für die Bundesrepublik sei die Freiheit der Meinungsäußerung und des öffentlich geistigen Lebens ein Grundpfeiler des demokratischen Zusammenlebens geworden. Zu dieser Freiheit gehöre «natürlich auch die Freiheit des Ausstellungswesens».
Die Werkschau in Schwerin ist die erste Einzelausstellung Brekers nach dem Zweiten Weltkrieg. Breker galt als Lieblingsbildhauer Hitlers. Bislang haben weit mehr als 10 000 Besucher die am 21. Juli eröffnete Schweriner Ausstellung gesehen. Ein zweihundertseitiger Begleitband musste bereits neu aufgelegt werden.
Knut Degner

Berlin: Kunstsammler Lauder kaufte ersten Klimt in jungen Jahren
Berlin (ddp). Der New Yorker Kunstsammler Ronald S. Lauder, der unlängst das Gemälde «Adele Bloch-Bauer I» von Gustav Klimt für 135 Millionen Dollar erwarb, hat seinen ersten Klimt bereits in ganz jungen Jahren gekauft. Zu einem jüdischen Fest, da sei er 13 gewesen, habe er Geld und Geschenke bekommen, sagte der 62-jährige Sohn der Kosmetik-Magnatin Estee Lauder der «Welt am Sonntag». Er habe das Geld genommen, die Geschenke verkauft und dafür drei Kunstwerke gekauft, unter anderem einen Klimt und eine Zeichnung von Egon Schiele.
Damals sei der Wunsch geboren, eine richtige Sammlung zu besitzen. Mit 16 habe er dann seinen besten dunkelblauen Anzug angezogen, sei zur Bank gegangen und habe einen Kredit über 150 000 Dollar aufgenommen. Nach seinem Alter habe ihn damals niemand gefragt. Von dem Geld habe er sich einen Vincent van Gogh und einen Lionel Feininger gekauft. «Mein Eltern konnten nicht glauben, dass ich so viel Geld geliehen und Kunst dafür gekauft hatte», sagte der 62-Jährige. Dann sei die Idee entstanden, die größte Sammlung österreichischer und deutscher Kunst aus der Epoche von Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts aufzubauen. «Im Grunde entdeckte ich in den USA eine Marktlücke», sagte der New Yorker, der viele Jahre lang amerikanischer Botschafter in Österreich war.
Lauder rangiert nach Angaben der Zeitung in der «Forbes»-Liste der reichsten Menschen auf Platz 284. Sein Vermögen werde auf 2,7 Milliarden Dollar geschätzt. Teile seiner 2004 auf rund 450 Millionen Euro geschätzten Kunstsammlung zeigt Lauder in der Neuen Galerie in New York, einem auf deutsche und österreichische Kunst des frühen 20. Jahrhunderts spezialisierten Museum. Dort ist auch das bislang teuerste Gemälde der Welt, «Adele Bloch-Bauer I», zu sehen.