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Weiss erinnert an Schillers Eintreten für Gedankenfreiheit
+++ Jugendbuchautor Skármeta erhält Gustav-Heinemann-Friedenspreis +++ Bereits 2,5 Millionen Euro Spenden für Anna Amalia Bibliothek +++ Kinder- und Jugendbuchschau ab Montag in Duisburg +++ Wilhelm-Raabe-Literaturpreis für Ralf Rothmann
Marbach (ddp-bwb). Kultur-Staatsministerin Christina Weiss (parteilos) hat zu einem lebendigen Umgang mit dem Erbe des Dichters Friedrich Schiller aufgerufen. Von den Klassikern könne man heute noch viel lernen, sagte Weiss am Samstag in ihrer «Schiller-Rede 2004» in Marbach. «Der Zeitabstand ist da: Der Klassiker kann für uns, gerade wo er nicht Zeitgenosse ist, aufregend sein.» In der klassischen Literatur, und gerade in dem Werk von Schiller und seinem Freiheitspathos, gebe es Möglichkeiten der Gestaltung der Moderne, die bis heute nicht ausgeschöpft seien.
Weiss erinnerte vor allem an die von Schiller stets eingeforderte Gedankenfreiheit. Heute gehe es mehr denn je um öffentliche Gedankenfreiheit, «nicht die Gedankenfreiheit der Innerlichkeit», betonte die Staatsministerin. Und fügte hinzu: «Heute sehen wir wieder, wie ein Medienzar, noch gar, wenn es ein politischer ist, dem Volk die öffentliche Gedankenfreiheit wegkaufen kann.»
Jugendbuchautor Skármeta erhält Gustav-Heinemann-Friedenspreis
Essen (ddp). Der chilenische Autor Antonio Skármeta erhält am Montag (15.30 Uhr) in Essen den diesjährigen Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur. Skármeta wird für sein Kinderbuch «Der Aufsatz» ausgezeichnet.
Skármeta teilt sich den Preis mit der deutschen Illustratorin Jacky Gleich, die die Bilder des Buches gemalt hat und ein Drittel der Preissumme von 7500 Euro erhält. Das Buch schildert das Leben eines Kindes unter einer Militär-Diktatur. Es zeigt, dass mitunter auch Kinder in der Lage sind, das ausgeklügelte Bespitzelungssystem einer Diktatur zu unterlaufen.
Die Jury begründete ihre Entscheidung für «Der Aufsatz» mit der Feststellung, das Buch werde in «nahezu perfekter Weise» den Auswahlkriterien des Gustav-Heinemann-Friedenspreises gerecht. Insgesamt wurden in diesem Jahr 62 Bücher für den Preis eingereicht.
Antonio Skármeta, Jahrgang 1940, zählt zu den renommiertesten Autoren der Gegenwart in Südamerika. Bis zum Militärputsch und der Ermordung Salvador Allendes 1973 arbeitete er als Dozent für lateinamerikanische Literatur an der Universität in Santiago de Chile. Er schreibt Romane, Erzählungen, Hörspiele und Drehbücher. Von 1974 bis 1989 lebte er im Exil in Berlin.
Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis ist nach dem Deutschen Jugendliteraturpreis die wichtigste Auszeichnung für Kinder- und Jugendbücher im deutschsprachigen Raum. Der Preis der nordrhein-westfälischen Landesregierung wird in diesem Jahr zum 21. Mal vergeben.
Bereits 2,5 Millionen Euro Spenden für Anna Amalia Bibliothek
Weimar (ddp). Die Hilfe für die bei einem Brand Anfang September schwer beschädigte Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar hält unvermindert an. Die Reaktionen seien überwältigend, insgesamt seien auf allen Spendenkonten bisher etwa 2,5 Millionen Euro eingegangen, sagte die Vorsitzende der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek, Annette Seemann, am Samstag auf der Jahresversammlung in Weimar. Allein auf dem Vereinskonto seien 950 000 Euro eingegangen. Die Gesellschaft werde das Geld in Absprache mit der Bibliothek für die Restaurierung brandgeschädigter oder die Wiederbeschaffung verloren gegangener Bücher einsetzen, sagte Seemann.
Von den 62 000 bei dem Brand am 2. September durch Feuer und Löschwasser beschädigten Bänden seien inzwischen 2000 von Leipzig, wo sie gefriergetrocknet worden waren, wieder nach Weimar zurückgekehrt, sagte Bibliotheksdirektor Michael Knoche. Die Rückführung dauert seiner Schätzung nach noch bis Herbst 2005. Danach beginne eine sehr aufwändige und langwierige Restaurierung. Er hoffe, dass so viele Bücher wie möglich im eigenen Haus restauriert werden können. Dazu müsse jedoch das Personal von derzeit vier Buchrestauratoren und zwei Buchbindern aufgestockt werden.
Mit einer eigenen, von dem Weimarer Künstler Walter Sachs geschaffenen Grafik, will die Gesellschaft all jenen danken, die mehr als 1000 Euro gespendet haben, kündigte Seemann an. Die Grafik liege in 2000 nummerierten und handsignierten Exemplaren vor. Geplant sei außerdem eine Vortragsreihe unter dem Titel «Bedroht - bewahrt», in der Restauratoren aus ihrer Arbeit berichten werden. Außerdem begleitet die Gesellschaft die Serie von sechs deutschlandweiten Benefizkonzerten, die am 24 Oktober in Berlin startete.
Erfreut zeigte sich die Vereinsvorsitzende Seemann über den Mitgliederzulauf nach dem Brand. Zählte die Gesellschaft bei ihrer Gründung im Mai 2003 ganze sieben Mitglieder, seien es heute 157, davon kamen 47 seit dem 3. September hinzu.
Neue Landesbibliothek öffnet heute in Schwerin
Schwerin (ddp-nrd). Mecklenburg-Vorpommerns neue Landesbibliothek öffnet am Montag ihre Pforten für die Öffentlichkeit. Vor zwei Wochen hatte Bildungsminister Hans-Robert Metelmann (parteilos) den für fast sieben Millionen Euro errichtete Neubau übergeben.
Das alte Domizil im Kreuzgang am Schweriner Dom war für den Bestand von 630 000 Medieneinheiten zu klein geworden. Auf einem ehemaligen Militärgelände wurde daher seit 2001 ein moderner, mehr als 3900 Quadratmeter großer Bibliothekskomplex errichtet. Dieser besitzt unter anderem einen großzügigen Lesesaal mit 58 Plätzen, die teilweise mit Internetanschluss ausgestattet sind.
Kinder- und Jugendbuchschau ab Montag in Duisburg
Duisburg (ddp-nrw). In der Duisburger Stadtbibliothek startet am Montag die 33. Internationale Kinder- und Jugendbuchausstellung (IKiBu). Unter dem Motto «Mensch Mädchen - Junge, das kommt an» sind bis 20. November mehr als 150 Veranstaltungen rund ums Lesen auf dem Programm, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Im Mittelpunkt stehen Autorenlesungen, angeboten werden aber auch Theaterstücke, Medienprojekte und Kreativwerkstätten. Höhepunkt der Reihe ist die Verleihung des Kinderbuchpreises des Landes am Freitag an die niederländische Autorin Maritgen Matter und die Illustratorin Anke Faust.
Die Duisburger IKiBu ist das größte Kinder- und Jugendbuchfestival in Nordrhein-Westfalen.
Wilhelm-Raabe-Literaturpreis für Ralf Rothmann
Braunschweig (ddp). Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis wird am Montag (20.00 Uhr) in Braunschweig an den Schriftsteller Ralf Rothmann verliehen. Mit dem Preis zeichnen die Stadt Braunschweig und DeutschlandRadio alle zwei Jahre ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus, das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung des Preisträgers markiert. Es muss in den zwei Jahren des Vergaberhythmus entstanden sein. Rothmann erhält den mit 25 000 Euro dotierten Preis für das Buch «Junges Licht», wie die Stadt mitteilte.
Der Roman spielt im Bergwerks- und Hochofenmilieu des Ruhrgebiets. Die Jury würdigte vor allem die «brillante, in Deutschland einmalige soziale Feinzeichnung» und die einfache und eingängige Erzählsprache. Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren. Aufgewachsen ist er im Ruhrgebiet bei Oberhausen. Seit 1976 lebt und arbeitet er in Berlin.
Zuvor hatten unter anderen die Autoren Jochen Missfeldt für «Gespiegelter Himmel» (2002) und Rainald Goetz für «Abfall für alle» (2000) den Raabe-Preis bekommen. Wilhelm Raabe (1831 bis 1910) gilt als einer der bedeutendsten Erzähler des poetischen Realismus. In Braunschweig verbrachte er die letzten vier Jahrzehnte seines Lebens. Dort entstand fast die Hälfte seines umfangreichen Werkes von beinahe 70 Romanen und Erzählungen. Die Stadt besitzt nahezu den vollständigen Nachlass des Schriftstellers.