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Karajan Pfingstfestspiele setzen Beethoven-Schwerpunkt +++ Queen-Musical karikiert Musikindustrie +++ MDR MUSIKSOMMER beginnt in Gotha
Baden-Baden (ddp-bwb). Mit einem Konzertabend "In memoriam Günter Wand" beginnen am Donnerstagabend in Baden-Baden die Herbert von Karajan Pfingstfestspiele. Höhepunkt des Musikfestivals soll nach Angaben des Festspielhauses Baden-Baden Ludwig van Beethovens "Fidelio" als erste eigenproduzierte Oper des Hauses sein. Die Neuinszenierung in der Regie von Philippe Arlaud steht am Freitag und Sonntag auf dem Programm.
Beim Eröffnungskonzert spielt das NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach Bruckners Sinfonie Nr. 9 d-Moll und Schuberts Sinfonie Nr. 7 h-Moll. Eschenbach dirigiert das Konzert in Erinnerung an Günter Wand, der eigentlich die Festspiele eröffnen sollte, aber am 14. Februar verstarb.
Das gesamte Festspielprogramm steht in diesem Jahr im Zeichen Ludwig van Beethovens. Bis Pfingstmontag präsentiert das Festspielhaus das breite Schaffensspektrum des Komponisten. Aufgeführt werden Sinfonien, Beethovens einzige Oper, Kammermusik und Klaviersonaten.
Für die Inszenierung von "Fidelio" bearbeitete der Schriftsteller Walter Jens seine 1984 erschienene Fassung von "Roccos Erzählung". Der Text von Jens wird die Operndialoge ersetzen. Schauspieler Otto Sander übernimmt die Rolle des gealterten Rocco, der auf der Bühne sein Jugend-Ego trifft. Dirigentin Simone Young wählte für die Inszenierung die in Deutschland noch nie aufgeführte quellenkritische Partitur des Bonner Beethoveninstituts. Es spielt das von Claudio Abbado gegründete Mahler Chamber Orchestra.
Abgerundet wird das Festival durch einen Zyklus von Matineen. Von Samstag bis Pfingstmontag werden jeweils um 11.30 Uhr die russischen Pianisten Mikail Pletnev, Arcadi Volodos und Nikolai Lugansky auftreten. Den Schlusspunkt der Herbert von Karajan Pfingstfestspiele setzt die Aufführung von Anton Bruckners dritter Sinfonie. Unter der Leitung von Kent Nagano bringt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin die erste Fassung des vom Komponisten insgesamt zweimal überarbeiteten Werkes zu Gehör.
(Karten und weitere Informationen über das Festival im Internet unter www.festspielhaus.de)
Queen-Musical karikiert Musikindustrie
orf - Wir befinden uns in der Zukunft, und alle hören nur noch Radio GaGa. Musikinstrumente sind verboten. Es ist eine Zeit von Boy-Bands und Girl-Bands. Alle Songs werden nur noch am Computer produziert. Aber der Widerstand wächst. Im Untergrund warten die "Bohemians" auf das Erscheinen des "Träumers", der die Zeit heraufbeschwören soll, als man noch seine eigene Musik machen konnte - die Zeit von Queen. Das ist die Story des neuen Queen-Musicals "We Will Rock You", das am Dienstagabend in London seine Weltpremiere erlebte. Es hätte gekünstelt oder kitschig werden können, doch der britische Komiker und TV-Autor Ben Elton hat daraus eine amüsante Satire auf die Musikindustrie gemacht.
Seine Aufgabe war denkbar schwierig: Elton sollte über 30 Queen-Titel mit einer Handlung einrahmen. "Ich hatte schlaflose Nächte", erinnert er sich. Sein Problem: Die Songs stehen inhaltlich in keinerlei Zusammenhang. Oft konnte er sich nicht einmal auf einzelne Liedtexte einen Reim machen. Zeitweise dachte er deshalb daran, alles umzuschreiben. "Doch am Ende habe ich begriffen, dass ich aufhören musste, über einzelne Songs nachzugrübeln, um meine Story zu finden. Ich musste mich auf den Geist des Gesamtwerkes konzentrieren."
So widerstand er der Versuchung, die weltbekannten Hits zu verändern. Stattdessen machte er die Geschichte an einigen Schlüsselsongs fest - "Radio GaGa", "Killer Queen", "We Will Rock You", "We Are The Champions" und "Bohemian Rhapsody" - und fügte den Rest ein, ohne dass sich jede Textzeile mit der Geschichte verknüpfen lässt. Das stört auch gar nicht, denn: Auch der Hauptfigur, dem unangepassten Träumer Galileo, gehen ständig Textzeilen lang vergessener Rock- und Popsongs durch den Kopf, ohne dass er etwas damit anfangen kann. Von den "Bohemians", den Pop-Guerillas, erfährt er schließlich, dass dies Eingebungen aus der goldenen Zeit der "Rhapsody" sind, als langhaarige Rebellen noch Lieder schrieben, die außer ihnen niemand verstand.
Die Umsetzung des Musicals hat sechs Jahre gedauert und zwölf Millionen Euro gekostet. Ein Teil des Geldes kam von Hollywood-Schauspieler Robert de Niro. Die noch lebenden Queen-Musiker sind sicher, dass Freddie Mercury seinen Spaß daran gehabt hätte, schließlich sei er ein sehr "theatralischer Charakter" gewesen. "Die Tänzer und Sänger sind unglaublich", schwärmt Queen-Gitarrist Brian May (54). "Das ist die heißeste Besetzung, die im Londoner West End je auf der Bühne stand." Sogar der vielfach übereinander kopierte Mercury-Hit "Bohemian Rhapsody" gelangt zur Aufführung: "Wir konnten das selbst nie live spielen, weil es zu viele Stimmen hat", sagt Schlagzeuger Roger Taylor (52). "Jetzt geht das."
Fraglich ist, ob "We Will Rock You" auch ein Exportschlager wie "Cats" oder "Der König der Löwen" wird, denn die vielen Anspielungen auf Musiktitel und Popstars lassen sich nicht ohne weiteres in andere Sprachen übertragen. Streckenweise ist es sogar ein sehr englisches Musical, dessen witzigste Szene am Schluss seinen Spott mit den endlosen Bemühungen zum Neubau des Wembley-Stadions treibt: In den Trümmern der legendären Sportstätte findet die Erlösergestalt Galileo, geleitet vom Geist Freddie Mercurys, das lang gesuchte Instrument zur Befreiung der Welt - die letzte E-Gitarre.
MDR MUSIKSOMMER beginnt in Gotha
mdr - Der MDR MUSIKSOMMER wird in diesem Jahr in Gotha eröffnet. Am 29. Juni startet das Drei-Länder-Klassik-Festival mit einem romantischen Open-Air-Konzert auf Schloss Friedenstein. Dabei erklingen unter anderem die Wolfsschluchtszene aus Carl Maria von Werbers Oper "Der Freischütz" sowie Felix Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik "Ein Sommernachtstraum". Es musizieren das MDR SINFONIEORCHESTER und der MDR RUNDFUNKCHOR unter der Leitung von MDR-Chefdirigent Fabio Luisi. Als Sprecher tritt Stargast Maximilian Schell auf. Das Konzert wird im MDR FERNSEHEN und auf MDR KULTUR übertragen. Einen Tag später wird es zudem in Halle wiederholt.
Bis zum Abschlusskonzert am 7. September in Bautzen finden im MDR MUSIKSOMMER 63 Konzerte statt. Neben beliebten Konzertstätten wie dem Wörlitzer Park (Konzert 3.8. ausverkauft!), dem Neuen Gewandhaus zu Leipzig, oder der Rotkäppchen Sektkellerei Freyburg (Konzert am 4.8. mit Justus Frantz ausverkauft!) werden jährlich neue Musiksommer-Spielorte erschlossen. 2002 erklingen erstmals Konzerte im Zeitzer Dom St. Peter und Paul, im Kongresszentrum Suhl und in den neuen MDR-Studios am Leipziger Augustusplatz.
Brandauer, Thomanerchor und Landgrebe Zu den Highligts gehören in diesem Jahr Klaus Maria Brandauer mit einem musikalisch-literarischen Programm am 20. Juli in Erfurt, der Trompeter Sergej Nakariakov am 3. August im Schlosshof der Augustusburg, der Thomanerchor am 31. August in Schneeberg und die Schauspielerin Gudrun Landgrebe am 21. Juli in Bad Lauchstädt.