Hauptrubrik
Banner Full-Size

15.7.: theater und literatur aktuell +++theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Ekhof-Festival in Gotha +++ Letzte Spielzeit für das Schauspiel in Erfurt +++ Walsers neues Buch auf Rekordkurs


Ekhof-Festival in Gotha
mdr - Auf Schloss Friedenstein in Gotha ist am Sonnabend das Ekhof-Festival eröffnet worden. Zum Auftakt wurde die Barock-Oper "Don Quichotte der Löwenritter" von Georg Philipp Telemann gezeigt. Aufführungsort ist in den nächsten fünf Wochen das weltweit älteste noch funktionstüchtige Barocktheater im Süd-Westturm des Schlosses. Das Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto "Musikalische Streifzüge durch die Barockzeit". Beginnend mit Musik der späten Renaissance über Werke des Früh- und Hochbarocks bis hin zu frühen Stücken der Sturm- und Drang-Zeit wird ein Bogen über zwei Jahrhunderte geschlagen. Ein besonderes Erlebnis ist auch die hölzerne Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jahrhundert, die einmal im Jahr für die Aufführungen das Ekhof-Festivals wieder zum Leben erweckt wird. Zwölf Helfer werden benötigt, um die Maschinerie zu bedienen.Einen besonderen Augen- und Ohrenschmaus verspricht die Aufführung von Händels Werk "Apollo e Dafne", einer Liebesgeschichte für Sänger und Tänzer. Die Inszenierung entführt die Zuschauer mit farbenprächtigen Kostümen und höfischen Tänzen in die Zeit des Barock. Die erste Oper von Wolfgang Amadeus Mozart "La finta semplice" wird ebenfalls auf die Bühne gebracht.Die selten gespielte Oper "Die Chinesinnen" von Christoph Willibald Gluck steht ebenfalls auf dem Programm. Neben den Aufführungen des Musiktheaters bietet das fünfwöchige Festival zahlreiche Konzerte und Singspiele. Einziger Wehrmutstropfen: Alle Abendveranstaltungen sind nach Angaben der Festivalleitung bereits seit Wochen ausverkauft.Das Festival ist nach dem Schauspieler Conrad Ekhof benannt (1720-1778). Ekhof leitete von 1774 bis zu seinem Tod das Gothaer Hoftheater. Er gilt als Vater der deutschen Schauspielkunst und hatte in seinen letzten Lebensjahren an der Bühne eine Schauspieltruppe fest engagiert, für die er auch soziale Regelungen traf. Dreimal pro Woche wurde damals auf dem Schloss gespielt und erstmals erhielten auch weniger betuchte Bürger zum Zugang zum Hoftheater.

Letzte Spielzeit für das Schauspiel in Erfurt
Das Schauspiel des Erfurter Theaters bietet in der letzten Saison vor Auflösung des Ensembles unter anderem Bertholt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" sowie Arthur Schnitzlers "Fink und Fliederbusch". Ebenso kommen Daniel Calls "Gärten des Grauens" auf die Erfurter Bühne. Programmatisch hoben die um das Überleben des Erfurter Schauspiels kämpfenden Darsteller zudem Jürgen Hofmanns Komödie "Noch ist Polen nicht verloren" auf den Spielplan.Nach dem Scheitern der Theatergemeinschaft mit Weimar im Februar 2002 entschied sich der Erfurter Stadtrat zur Abschaffung des Schauspiels sowie des Kinder- und Jugendtheaters. Zusätzlich werden möglicherweise 77 der 377 Stellen gestrichen. Dagegen bleibt das Philharmonische Orchester mit 59 Musikern erhalten. 2003 soll auch der Theater-Neubau eröffnet werden, der derzeit unweit von Dom und Severikirche entsteht. Stadt und Land investieren mehr als 61 Millionen Euro. 1000 Plätze soll das Haus bieten, 800 davon im Großen Saal.

Walsers neues Buch auf Rekordkurs
orf - In den ersten beiden Wochen seit Erscheinen habe sich das Buch rund 70.000 Mal verkauft, berichtete das Nachrichtenmagazin. Nach wochenlangen heftigen Diskussionen über angeblich antisemitische Tendenzen in Walsers Buch habe der Suhrkamp Verlag bislang 160.000 Exemplare an den Handel ausgeliefert, eine dritte Auflage sei in Vorbereitung. Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass hat seinen Kollegen Martin Walser erneut gegen den Vorwurf des Antisemitismus in dessen Buch in Schutz genommen. "Die Stellen, die antisemitisch sein sollen, sind es nicht. Ich halte es für eine bloße Behauptung und nicht für einen Nachweis", sagte Grass in der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zugleich warf er Reich-Ranicki "Trivialisierung der Literaturkritik" vor. Bei der ganzen Kontroverse gehe es "um eine Feuilletonschlacht auf Kosten eines Autors", meinte Grass. Der jüdische Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hatte Walser am Freitag vorgeworfen, dem "Zeitgeist einer Geringschätzung der Erinnerung" nachzugeben anstatt ihn zu bedauern. In einer Erklärung für die Online-Ausgabe der Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit» stellte Wiesel ferner klar, dass seine Entscheidung gegen Walsers Vorwort für die deutsche Neuausgabe seines Buches "Die Nacht. Erinnerungen und Zeugnisse" bereits vor dem Streit um Walsers neuen Roman gefallen sei. Wiesel habe sich schon nach Walsers Rede in der Frankfurter Paulskirche vom Oktober 1998 und dessen "unwürdigen Bemerkungen über den Holocaust" dazu entschlossen. Das Buch des Amerikaners ist jetzt in der fünften Auflage erschienen und gilt als eindrucksvolles Zeugnis der Holocaust-Literatur. Seit der deutschen Erstausgabe in den 60er Jahren war das Buch mit einem Vorwort von Walser erschienen.