Body
Kongress zum 200. Todestag von Johann Gottfried Herder in Weimar +++ Theaterfestival SPIELART München - 24. Oktober bis 8. November 2003 +++ Streitpunkt Bohlen: Börsenverein und Bertelsmann vor Einigung +++ Christoph Ransmayr erhält Augsburger Bertolt-Brecht-Literaturpreis
Kongress zum 200. Todestag von Johann Gottfried Herder in Weimar
Weimar (ddp). Mit einem Kongress unter dem Titel «Kultur und Mannigfaltigkeit» ehrt die Stadt Weimar Anfang November Johann Gottfried Herder (1744-1803). Schriftsteller, Philosophen und Journalisten versuchen vom 13. bis 16. November eine Annäherung an den Geschichtsphilosophen, Historiker, Sprachforscher, Theologen, Pädagogen und Dichter, der als Ahnherr kultureller Pluralität gilt. Wie die Kongressveranstalter Evangelische Akademie Thüringen und die Stadt Weimar am Donnerstag mitteilten, treten als Referenten unter anderem Peter Sloterdijk, Peter Merseburger und der Herder-Biograf Michael Zaremba auf.
Vorträge befassen sich mit der Klimatheorie Herders, seiner Auffassung vom Menschen als «Luftwesen» und beschäftigen sich mit literarischen Arbeiten. Geplant sind Workshops zur Rezeption von Herder-Texten, so den «Briefen zur Beförderung der Humanität». Musikalische Veranstaltungen und geführte Stadterkundungen zu Herders Lebens- und Wirkungsstätten runden das Programm ab.
Herder war 1776 dem Ruf seines Freundes Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) nach Weimar in das Amt des Kirchenleiters gefolgt. In seinen 27 Weimarer Jahren führte er mit den Größen seiner Zeit regen Gedankenaustausch, sammelte Volkslieder, fertigte Nachdichtungen und Übersetzungen an, schrieb Gedichte, entwarf in seinen Schulreden kulturpolitische Programme und brachte Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit zu Papier. Bis zu seinem Tode war er Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat im Herzogtum Sachsen-Weimar und verantwortlich für den Bereich Bildung und Kirche. Seine gesammelten Werke zählen 33 Bände.
Herder war der erste unter den vier Klassikern, dem Weimar ein bronzenes Denkmal setzte. 1850 wurde es vor der Stadtkirche St. Peter und Paul, in der Herder wirkte, enthüllt. Der Kongress «Kultur und Mannigfaltigkeit» gehört zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, mit denen Weimar Herder zum 200. Todestag ehrt.
http://www.herder2003weimar.de
Theaterfestival SPIELART München - 24. Oktober bis 8. November 2003
Dieses Jahr stellt SPIELART die Frage nach "Real" oder "Fake" als Beitrag zur Forderung nach einem wieder politischen Theater in den Raum und stellt Künstler vor, die in ihren Arbeiten "Das Reale" neu entdecken und hinterfragen. Als Spuren- oder gar Wahrheitssucher betreiben sie ihre eigenen Recherchen nach dem Stoff des Wirklichen.
Sie formulieren Fragestellungen neu und entwickeln Formen des künstlerischen Vortrags, der das Theater-?Spielen" durch neue Stile der Präsentation ersetzt, der neue Erfahrungs- und Diskurshorizonte eröffnet und die scheinbare Evidenz unserer "Nachrichtenwirklichkeit" in Frage stellt - unmittelbar, spielerisch, mit versteckter Ironie und einem feinen Gespür dafür, was Poesie in unseren Tagen sein kann.
Sie finden und erfinden Propaganda-Tricks, Real-Time-Filme, dadaistische Traumbilder, mediale Kriegsszenarien, verbale Jam Sessions, raffinierte Lügenmärchen - und vielleicht ein paar Wahrheiten - oder einfach nur Geschichten.
Sie zeigen uns, wie Wirklichkeiten produziert, hergestellt, verteidigt, gepusht, zerstört - oder einfach nur erinnert - werden: in Polen und den Niederlanden, den USA, Russland und Argentinien, im Libanon, in Großbritannien, Belgien und natürlich in Österreich und Deutschland, einschließlich München.
http://www.spielart.org/deutsch/home
Streitpunkt Bohlen: Börsenverein und Bertelsmann vor Einigung
Frankfurt/Main (ddp). Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Club Bertelsmann nähern sich im Streit um das verbilligte Buch «Hinter den Kulissen» von Dieter Bohlen an. Man bemühe sich weiterhin um eine Beilegung des Streits «ohne weitere Einschaltung der Gerichte», hieß es in einer gemeinsamen Presseerklärung am Mittwochabend. Beide Seiten seien an einem «fairen Miteinander aller Partner der Buchbranche interessiert». Um dies zu erreichen, habe man weitere Gespräche vereinbart.
Das Landgericht Wiesbaden hatte Bertelsmann per einstweiliger Verfügung untersagt, verbilligt Buchclubausgaben von Bestsellern vor Ablauf von sechs Monaten anzubieten. Der Club will nun die drei mit der einstweiligen Verfügung angegriffenen Titel, darunter den Bohlentitel, bis zum Wochenende entweder zum Originalpreis oder nur noch in Form von Broschurausgaben anbieten.
Christoph Ransmayr erhält Augsburger Bertolt-Brecht-Literaturpreis
Augsburg (ddp-bay). Der Bertolt-Brecht-Literaturpreis der Stadt Augsburg geht in diesem Jahr an den Literaten Christoph Ransmayr. Der 49-jährige gebürtige Österreicher ist in Irland als freier Schriftsteller tätig. Die Jury begründete ihre Entscheidung für Ransmayr unter anderem damit, dass ihn «seine weltweiten Reisen zum Grenzgänger mit dem Mut zur Überschreitung gemacht hätten, wobei er nicht nur zwischen den Kulturen, zwischen den literarischen Gattungen, zwischen Literatur, Bild und Film, sondern auch zwischen den Seiten vermittle». Wie die Stadt Augsburg am Mittwoch mitteilte, wird die Auszeichnung am 10. Februar, Brechts 106. Geburtstag, überreicht. Der Literaturpreis ist mit 15 000 Euro einer der höchst dotiertesten Literaturpreise Deutschlands. Er wird seit 1995 alle drei Jahre verliehen.