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16.6.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Kunstraub im Irak - 47 Meisterwerke aus Bagdad bleiben verschollen +++ Flierl: Empörung über schizophren Berichterstattung über Flick-Sammlung +++ Schloss Oranienbaum öffnet nach 57 Jahren für die Öffentlichkeit +++ Barlach im besten Licht - Neues Grafikkabinett öffnet

Kunstraub im Irak - 47 Meisterwerke aus Bagdad bleiben verschollen
Hamburg (ddp). Bei der Plünderung des irakischen Nationalmuseums in Bagdad im April sind über 10 000 Objekte gestohlen worden, darunter 47 Meisterwerke. Wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» am Samstag vorab berichtet, ist nach Angaben der irakischen Museums-Direktorin unter anderem die älteste große Kupferstatue der Welt aus dem Jahr 2250 v. Chr. nach wie vor verschwunden. Gerettet worden seien dagegen die Objekte der Schausammlung, darunter Vasen aus Bergkristall und Schnitzereien aus Elfenbein. Die Sammlung war vor dem Krieg in Kisten verpackt und versteckt worden.
Nach Angaben eines Experten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz wüten im Irak derzeit die Grabräuber. An mindestens zehn Ruinenstätten seien die Absperrzäune niedergerissen worden, die Räuber plünderten täglich unter Einsatz von Schaufelbaggern antike Stätten und Ruinen.

Flierl: Empörung über schizophren Berichterstattung über Flick-Sammlung
Berlin (ddp). Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) fordert ein Ende der «schizophrenen» Berichterstattung und eine «reflektierte Debatte» über die Flick-Collection und den Sammler Friedrich-Christian Flick. In einem Essay für die «tageszeitung» (Samstagausgabe) verteidigte Flierl die umstrittene Sammlung, die in Berlin ab 2004 für sieben Jahre gezeigt werden soll.
«Die Flick-Sammlung folgt unstrittig keinen konservativen oder gar restaurativen kunstpolitischen Zielen», betonte der Senator. Sie sei antitotalitär inspiriert und stelle eine wichtige Ergänzung der Sammlungen der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof dar. Flick habe sich nach Darstellung des Kultursenators auf seine Weise seiner Verantwortung gestellt: Sowohl mit seiner «persönlichen politischen Distanzierung von den NS-Verstrickungen seiner Vorväter» und der kulturellen Dimension seiner Kunstsammlung als auch mit der Errichtung einer Stiftung, die Projekte gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit unterstützt.
Angesichts dieser Voraussetzungen sei es vernünftig, weder mit «bigotter Verdammnis» oder «Jubel» noch mit Projektionen «verdrängter historischer Defizite» auf dem Flick-Erben herumzuhacken. Jetzt müssten andere Fragen in den Vordergrund rücken: Welchen Wert habe die Sammlung, wie muss die Ausstellung vorbereitet werden und wie könnte eine «Dokumentation der Auseinandersetzung» um die Übernahme der Sammlung und die Kontroverse aussehen.

Schloss Oranienbaum öffnet nach 57 Jahren für die Öffentlichkeit
Oranienbaum (ddp). Das Schloss Oranienbaum im Dessau-Wörlitzer Gartenreich erwacht aus einem fast 60-jährigem «Dornröschenschlaf». Mit der Eröffnung der internationalen Ausstellung «Oranienbaum - Huis van Oranje» wird die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Anlage ab heute wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Besucher sollen bei wechselnden Ausstellungen und Veranstaltungen den Fortgang der Restaurierung mitverfolgen können. In den vergangenen 57 Jahren war eine Besichtigung nicht möglich, weil in dem Anwesen ein Archiv untergebracht war.
Die erste Ausstellung entstand in Kooperation der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz mit der Niederländischen Botschaft und der Österreichischen Nationalbibliothek Wien. Die Exposition zeigt oranische Bildnisse aus fünf Jahrhunderten und Kunstwerke aus ganz Europa. Die Ausstellung mit mehr als 110 Gemälden und Miniaturen sowie grafischen Porträts, Fayencen und Möbeln aus der Entstehungszeit des Schlosses im 17. Jahrhundert wird bis zum 24. August zu sehen sein.

Barlach im besten Licht - Neues Grafikkabinett öffnet
Güstrow (ddp). In der Barlach-Stadt Güstrow eröffnet am Sonntag ein neues Grafikkabinett. Diese mittlerweile vierte Kunsteinrichtung der Ernst Barlach Stiftung rückt vor allem Handschriften, Zeichnungen und Grafiken des Künstlers (1870-1938) ins rechte Licht. Eingeweiht werde das Kabinett mit einer Ausstellung, die an die Verbindung Barlachs zu seinem Förderer und Verlagsgründer Paul Cassirer sowie an andere Künstlerkollegen der Klassischen Moderne erinnert, kündigte der Geschäftsführer der Stiftung, Volker Probst, am Donnerstag an.
Die neue Exposition trägt den Titel «Berlin SW - Victoriastraße 35. Ernst Barlach und die Klassische Moderne im Kunstsalon und Verlag Paul Cassirer». Gezeigt werden knapp 200 Werke von Barlach sowie anderen Künstlern wie Max Beckmann, Max Liebermann und dem Tierbildhauer August Gaul. Alle Arbeiten, die nicht nur im Grafikkabinett, sondern auch im Ausstellungsforum und auf dem Skulpturenhof zu sehen sind, seien Leihgaben von Privatsammlern und Museen, sagte Probst. In dieser Zusammenstellung waren sie noch nie zu sehen.
Der Kunsthändler und Verleger Cassirer, der im Berliner Südwesten wohnte und dessen Adresse in der Victoriastraße als wichtige Anlaufstelle für Künstler galt, begründete 1898 den Berliner Kunstsalon mit. Gegen ein Jahreshonorar übernahm er ab 1908 alle Arbeiten Barlachs. Die Güstrower Ausstellung zeigt auch wertvolle Ausgaben aus Cassirers Verlagsprogramm, darunter ein Kunstbuch, bis hin zu politischen Schriften.
Für das an das vor fünf Jahren eröffnete Ausstellungsforum angebaute Grafikkabinett wurden rund eine halbe Million Euro investiert. Gefördert wurde der Bau unter anderem durch Bund, Land, Stadt Güstrow und private Spenden. Bei einer Lichtstärke von maximal 50 Lux, geringer Luftfeuchtigkeit und optimaler Raumtemperatur können empfindliche Grafiken, Zeichnungen, Handschriften und Bücher bedenkenlos der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Zur Eröffnung der Ausstellung, die bis zum 7. September zu sehen ist, wird auch Barlach-Enkel und Stiftungsmitglied Ernst Barlach erwartet. Im vergangenen Jahr kamen 60 000 Besucher in die drei Güstrower Barlach-Museen.