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Salzburg: Uraufführung zu Mozarts Opernfragment «Zaide» +++ Salzburg/München: «Mozart 22» erscheint auf DVD +++ Istanbul: Barenboim will Konzert in Damaskus geben +++ Mönchengladbach: UA der Oper "Das Frauenorchester von Auschwitz" +++ Leipzig: Gewandhaus will Jugendliche mit «Hörbar» locken
Salzburg: Uraufführung zu Mozarts Opernfragment «Zaide»
Salzburg (ddp-bay). Beim großen Mozart-Projekt der Salzburger Festspiele steht am Donnerstag eine Uraufführung auf dem Programm. Im Landestheater hebt sich erstmals der Vorhang zu dem Bühnenwerk «Adama», das die israelische Komponistin Chaya Czernowin als kompositorische Ergänzung und Erweiterung zu Mozarts Opernfragment «Zaide» geschaffen hat. Die Regie führt Claus Guth, der schon die erfolgreiche Salzburger Neuinszenierung von Mozarts «Hochzeit des Figaro» verantwortete. Dirigenten sind Ivor Bolton, Chef des Mozarteum-Orchesters Salzburg, und Johannes Kalitzke.
Das selten gespielte zweiaktige Opernfragment «Zaide» gilt als eine Art Vorstufe zu Wolfgang Amadeus Mozarts Erfolgsoper «Die Entführung aus dem Serail». Es handelt sich um eine damals populäre Abenteuergeschichte über von Muslimen gefangen genommene und als Sklaven gehaltene Europäer und deren Fluchtversuche. Im Gegensatz zur «Entführung» mit ihrem «happy end» bleibt der Ausgang des Stückes jedoch offen. Mozart unterbrach die Komposition an «Zaide» im Jahr 1779, weil ihm der lukrative Auftrag zum «Idomeneo» dazwischenkam. Schon Zeitgenossen Mozarts hatten das Fragment in ergänzter Form auf die Bühne gebracht.
Bei «Adama» handelt es sich allerdings nicht um eine Komplettierung des Mozart-Fragments, sondern um eine eigenständige Komposition. Auch Chaya Czernowin greift das Thema interkultureller Konflikte auf und schildert in ihrer Komposition «Adama» (hebräisch für Erde, Mensch) die Liebe zwischen einer Israelin und einem Palästinenser, zweier junger Menschen aus fremden, ja verfeindeten Kulturkreisen.
Chaya Czernowin wurde 1957 in Haifa geboren und lebt seit ihrem 25. Lebensjahr in Deutschland, Japan und den USA. Sie lehrt unter anderem Komposition an der University of California in San Diego und gilt als eine der wichtigsten Komponistinnen ihrer Generation. Die diesjährigen Salzburger Festspiele bringen zum Mozartjahr 2006 alle 22 Bühnenwerke des Musikgenies heraus. Insgesamt stehen 210 Veranstaltungen auf dem Programm der weltweit bedeutendsten Musik- und Theaterfestivals, das noch bis zum 31. August dauert.
Salzburg/München: «Mozart 22» erscheint auf DVD
Salzburg/München (ddp-bay). Das gesamte Bühnenschaffen von Wolfgang Amadeus Mozart wird bald auf DVD erhältlich sein. Zur Zeit dokumentiert die Münchner Produktionsfirma Unitel/Classica die Aufführung aller 22 Bühnenwerke Mozarts bei den diesjährigen Salzburger Festspielen. Es entstehen zwanzig einstündige Dokumentationen mit Probenmitschnitten, Künstlerinterviews und Reportagen sowie eine Gesamtaufzeichnung aller 22 Mozart-Opern. «Das Medium der DVD erscheint in besonderem Maße geeignet, die Aufführung von \'Mozart 22\' und deren Entstehung dauerhaft zu bewahren und weltweit verfügbar zu machen», sagte Festspielintendant Peter Ruzicka am Mittwoch in Salzburg.
Die Gesamtlänge der aufgezeichneten Werke werde 51 Stunden betragen. Unitel Chef und Produzent Jan Mojto betonte, das Projekt sei in seinen Dimensionen und der künstlerischen Qualität einzigartig. An 53 Tagen werden zwei bis drei Opernaufführungen parallel produziert. Zwölf Regisseure, darunter der renommierte Opern-TV-Regisseur Brian Large, wählen die jeweils besten Bilder aus drei Aufzeichnungen und bis zu zwölf Kameraeinstellungen. Produziert wird «Mozart 22» in hochauflösender HD-Technik und 5.1 Dolby Surround Tonsystem.
Die DVD-Edition soll ab Spätherbst bei Decca und Deutscher Grammophon erhältlich sein. «Mozart 22» wird auch auf Classica, dem Klassik-Kanal des Pay-TV-Senders «Premiere» zu sehen sein.
Istanbul: Barenboim will Konzert in Damaskus geben
Der Dirigent Daniel Barenboim möchte mit seinem israelisch-arabischen Jugendorchester ein Konzert in der syrischen Hauptstadt Damaskus geben. Darüber würden Gespräche mit der syrischen Regierung geführt, sagte Barenboim am Dienstagabend in Istanbul, wo das von ihm geleitete Orchester "West-Östlicher Diwan" heute erstmals auftritt.
Der in Israel aufgewachsene Dirigent und Pianist Barenboim hatte 1999 den West-Eastern Divan Workshop ins Leben gerufen, der junge Musiker aus Israel und den arabischen Ländern jeden Sommer zum gemeinsamen Musizieren zusammenführt. 2005 hatte das Orchester in der palästinensischen Stadt Ramallah ein Konzert von historischer Bedeutung gegeben.
Aus Protest gegen den Krieg und "verschiedenen anderen Gründen" seien einige der Orchestermitglieder aus Syrien und dem Libanon nicht zu dem Konzert nach Istanbul gekommen. Ein Auftritt in Damaskus würde es ihnen ermöglichen, wieder mitzuspielen. Barenboim bekräftigte, dass es im Nahen Osten keine militärische Lösung geben könne. Weitere Konzerte sind in diesem Jahr in Brüssel, Paris, Berlin, Weimar und Mailand geplant.
Quellen: 3sat, ddp
Mönchengladbach: UA der Oper "Das Frauenorchester von Auschwitz"
Musik als Zwangsarbeit - Musik als Lebensretter: In den Jahren 1943/44 gab es im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ein Frauenorchester, das sich aus Profi- und Laienmusikerinnen aus Deutschland, Frankreich, Polen und anderen europäischen Ländern zusammensetzte. Dirigentin war die damals weltberühmte Geigerin Alma Rosé, die Nichte des Komponisten Gustav Mahler.
Am 16, September 2006 um 20.00 Uhr wird die Oper "Das Frauenorchester von Auschwitz" von Stefan Heucke am Theater Mönchengladbach uraufgeführt. Das Libretto schrieb der Historiker Clemens Heucke. Anne Gjevang singt die Partie der Alma Rosé, die musikalische Leitung hat Graham Jackson.
Quelle: Klassik heute
Leipzig: Gewandhaus will Jugendliche mit «Hörbar» locken
Leipzig (ddp-lsc). Das Leipziger Gewandhaus geht mit iPods auf die Jagd nach neuen Zuhörern. Ab 1. September werde man im Foyer des Hauses die deutschlandweit erste «Hörbar» einrichten, sagte Gewandhaussprecher Dirk Steiner am Dienstag in Leipzig.
Dort hingen dann fünf der tragbaren MP3-Spieler mit jeweils zwei Kopfhörern, über die die Gäste das Musikprogramm der laufenden Saison anwählen könnten.
Hervorgegangen sei die «Hörbar» aus einem Jugendprojekt im Sommer, bei dem Schüler und Studenten in die Stadt und die Parks gezogen seien und den Leuten die Kopfhörer mit der Klassikmusik aufgesetzt hätten. Dabei sei herausgekommen, dass die größte Hürde für junge Menschen auf dem Weg zur Klassik die Unwissenheit sei, sagte Steiner. Sobald sie die Musik hörten, fänden die meisten sie auch ganz gut. Daher habe man sich für die stationäre «Hörbar» entschieden, um einer jungen Zielgruppe den Weg zur klassischen Musik zu ebnen.